Zeekr übernimmt Mehrheit bei Lynk & Co

Der chinesische Autobauer Geely sortiert seine eMobility-Marken neu. Die reine E-Auto-Marke Zeekr übernimmt die Kontrolle bei Lynk & Co. Das könnte auch die Modellplanung beeinflussen.

lynk and co 02 2024 05 min
Bild: Lynk & Co

Zunächst hatte die staatliche Zeitung „Economic Daily“ aus China berichtet, Geely wolle seine Marken für New Energy Vehicles konsolidieren. Laut den Informanten, die nicht näher umschrieben werden, soll Geely-intern Zeekr eine Mehrheitsbeteiligung an Lynk & Co übernehmen. Eine formelle Ankündigung soll in Kürze erfolgen, heißt es.

Genau das ist inzwischen erfolgt, wenn auch indirekt: Die Geely-Tochter Volvo Cars, die zusammen mit der Geely Group Lynk & Co 2017 als Joint Venture gegründet hatte, teilte am Donnerstagvormittag mit, seinen 30-Prozent-Anteile intern an Zeekr zu verkaufen. Der Kaufpreis beträgt 5,4 Milliarden Yuan (710 Millionen Euro) – 70 Prozent der Summe werden sofort und die restlichen 30 Prozent plus Zinsen ein Jahr nach Abschluss der Transaktion gezahlt, so Volvo.

„Die Veräußerung steht im Zusammenhang mit einer neuen Entwicklungsphase von Lynk & Co, die eine neue Eigentümerstruktur für das Unternehmen vorsieht. Volvo Cars wird sich weiterhin auf operative Kooperationen mit Lynk & Co in ausgewählten Märkten konzentrieren, in denen ein strategischer Nutzen für beide Unternehmen gegeben ist“, heißt es in der Mitteilung der Schweden.

Und auch Geely selbst hat den Bericht wenige Minuten nach Volvo bestätigt: „Der vorgeschlagene Schritt zielt darauf ab, technologische Synergien zwischen den beiden Marken zu beschleunigen, die Produktportfolios zu straffen und die Entwicklung von Talenten zu fördern, was letztendlich zu einem höheren globalen Umsatzvolumen führen soll“, so Geely. Zeekr wird nicht nur den 30-Prozent-Anteil der Schweden, sondern auch noch Anteile von Geely übernehmen. So wird Zeekr am Ende 51 Prozent von Lynk & Co halten, Geely die restlichen 49 Prozent.

Geely erhöht seinerseits Zeekr-Anteile

Gleichzeitig plant Geely Auto, seine Beteiligung an Zeekr auf rund 62,8 Prozent zu erhöhen, um die enge Zusammenarbeit der Marken Geely Auto, Lynk & Co und Zeekr weiter zu fördern, „industrielle Synergien, Hardware- und Software-Gemeinsamkeiten, die Effizienz der Lieferkette und den Kundendienst zu verbessern und die Schaffung einer stärkeren globalen Gruppe zu beschleunigen“.

„Diese Integration ist eine wichtige Maßnahme für die Geely Holding zur Umsetzung ihrer langfristigen strategischen Pläne. Die Koordinierung und Integration unserer Marken unterstützt deren nachhaltigen Betrieb und erzeugt größere Synergien, die sich positiv auf den Vertrieb, die Dienstleistungen, den Umsatz und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Produkte auswirken und es unseren Unternehmen ermöglichen, sowohl den globalen Verbrauchern als auch den Aktionären größere Werte und Chancen zu bieten“, sagt Geely-Chef Li Shufu.

Lynk & Co ist die ältere Marke und hat sich zunächst auf Hybride und Plug-in-Hybride fokussiert – auch in Europa. Mit dem SUV Lynk & Co 01 war die Marke in Europa aber nur mäßig erfolgreich, was zum Teil aber auch am Vertriebsmodell gelegen haben dürfte. In China lief es bisher besser, die Dynamik schwächt sich aber ab.

Unter einem neuen Markenchef arbeitet Lynk & Co derzeit an einem Neustart und bringt mit dem 02 (in China als Z20 verkauft) auch ein Batterie-elektrisches SUV nach Europa. Zeekr hat sich hingegen seit seiner Gründung 2021 auf BEV konzentriert und ist damit in China erfolgreich – die Expansion in weitere Märkte, auch in Europa, läuft derzeit. Der Lynk & Co 02 ist technisch eng mit dem Zeekr X verwandt – es gibt also internen Wettbewerb.

Aber: Mit der Erweiterung des Lynk & Co-Modellportfolios auf BEV kommen sich beide Marken zunehmend näher – schließlich setzen sie auch auf die gleichen Geely-Fahrzeugplattformen und den Produktionsverbund im Hintergrund. Zudem tragen beide Marken eine vergleichbare Designsprache.

Zeekr verringert Verluste

In den ersten drei Quartalen standen Zeekr und Lynk & Co zusammen für etwa 30 Prozent des gesamten Geely-Absatzes. Im Oktober lag der Absatz von Lynk & Co mit 31.074 Einheiten noch über dem von Zeekr mit 25.049 Fahrzeugen, das dürfte sich aber bald ändern. Auf Jahressicht konnte Zeekr seinen Absatz um 92 Prozent steigern, bei Lynk & Co waren es „nur“ 26 Prozent.

Zeekr hat kürzlich auch seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Die Marke kam auf einen Umsatz von 18,36 Milliarden Yuan (2,4 Milliarden Euro), davon stammten 14,4 Milliarden Yuan aus dem Fahrzeuggeschäft und 3,25 Milliarden Yuan aus dem Verkauf von Batterien und Komponenten. Zeekr nähert sich auch den schwarzen Zahlen: Der Nettoverlust betrum im Q3 noch 1,14 Milliarden Yuan oder rund 150 Millionen Euro – fast 22 Prozent weniger als im Q3 2023 und 37 Prozent weniger als im Q2 2024.

Quelle: Info per E-Mail (Volvo-Mitteilung), zgh.com (Geely-Mitteilung) cnevpost.com, carnewschina.com (beide zu Medienberichten), cnevpost.com (Quartalszahlen)

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