Nothvolt erwägt angeblich Chapter-11-Insolvenz in den USA
Wie die Nachrichtenagentur Reuters von zwei Insidern erfahren haben will, wird innerhalb von Northvolt auch „über einen Gläubigerschutz nach US-Recht“ gesprochen. Der Plan A ist demnach weiter eine Finanzspritze durch Investoren, die das angeschlagene Unternehmen vor solch einem Schritt bewahren würden – laut einem der Reuters-Informaten werden die Gespräche trotz „zunehmender Schwierigkeiten in den vergangenen Wochen“ fortgesetzt. Scheitern diese Finanzierungs-Verhandlungen, wird der Gläubigerschutz offenbar als Alternative diskutiert.
Ein Sprecher von Northvolt wollte die Informationen nicht kommentieren, hat sie aber auch nicht hart dementiert. „Seit Beginn der strategischen Überprüfung haben wir stets verschiedene Optionen besprochen, und das hat sich im Laufe des Prozesses nicht geändert“, wird der Unternehmenssprecher zitiert. „Wir werden die Ergebnisse kommunizieren, sobald wir eine Lösung haben, und den Dialog mit unseren Teilhabern fortsetzen.“
In den vergangenen Monaten hat sich die Lage bei Northvolt immer weiter zugespitzt. Zunächst war bekannt geworden, dass BMW aufgrund der Liefer-Verzögerungen (diese sind wiederum wegen der Produktionsprobleme entstanden) einen Auftrag im Milliarden-Wert storniert hatte. Die Kombination aus wegbrechenden Aufträgen und den kapitalintensiven Problemen beim Skalieren der Produktion hat das Unternehmen in eine schwierige Finanzlage gebracht.
In der Folge hatte das Unternehmen jene „strategischen Überprüfung“ angestoßen, Sparmaßnahmen verkündet und den Vorstand umgebaut. Inzwischen scheinen die Zweifel innerhalb der Branche aber zu wachsen: die Traton-Marke Scania, die all ihre Batteriezellen für E-Lkw von Northvolt beziehen wollte, schaut sich Berichten zufolge bereits nach alternativen Lieferanten um.
Scania soll einem Bericht der schwedischen Wirtschaftszeitung „Dagens Industrie“ zufolge auch an Gesprächen mit Investoren und Kreditgebern in der vergangenen Woche dabei gewesen sein. Diese Gespräche sind dem Vernehmen nach ins Stocken geraten, sollen aber in dieser Woche fortgesetzt werden.
Ein Verfahren nach Chapter 11 ist zwar formal ein Insolvenzverfahren, da es in dem namensgebenden Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts geregelt wird. Allerdings ist es eher eine Art Sanierungsverfahren, das angeschlagene Unternehmen vor dem Zugriff durch die Gläubiger schützt und so die Neuaufstellung ermöglichen soll. Damit ist es in etwa vergleichbar zu einem deutschen Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung – das Management führt die Geschäfte weiter, ist aber offiziell unter Aufsicht eines Insolvenzgerichts. Wichtig ist aber, dass die Unternehmen eben (noch) nicht zahlungsunfähig sind.
In der Autobranche ist hier noch der Fall von General Motors bekannt. In Folge der Autokrise 2008 musste der US-Konzern 2009 eine Reorganisation nach Chapter 11 durchführen. Das Gläubigerschutz-Verfahren half dem Autobauer, seine Schulden um fast 70 Milliarden Dollar zu senken. Allerdings wurden in diesem Zuge auch Marken wie Pontiac, Saturn oder Saab eingestellt oder verkauft, es wurden 13 US-Werke geschlossen und rund 20.000 Menschen verloren ihre Arbeitsplätze.
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