Kanadischer E-Bus-Hersteller Lion Electric erwägt Verkauf

Lion Electric, ein in Quebec ansässiger Hersteller von Elektrobussen, hat mit einer anhaltenden Liquiditätskrise zu kämpfen. Neben einer weiteren Finanzierung zieht die Unternehmensspitze inzwischen auch einen Verkauf der Firma in Betracht.

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Bild: Lion Electric

Noch ist es nicht so weit, dass sich Lion Electric selbst zum Verkauf stellt. Wie das Unternehmen per Mitteilung bestätigt hat, wird ein solcher Schritt aber intern diskutiert. In der Erklärung heißt es, dass man verschiedene Finanzierungsquellen sowie Alternativen in Erwägung ziehe, „die einen Verkauf des Unternehmens einschließen“. Welchen Erlös Lion Electric erzielen will, ist nicht bekannt.


Konkret hat das Unternehmen mit seinen Kreditgebern vereinbart, die tilgungsfreie Zeit für einen Kreditvertrag um zwei Wochen bis zum 30. November 2024 zu verlängern. Es wird die Möglichkeit erwähnt, dass Lion Electric auch in zwei Wochen die fällige Rückzahlung nicht leisten kann. „Infolgedessen hat das Unternehmen aktiv Gespräche mit einigen seiner Kreditgeber über mögliche Alternativen im Zusammenhang mit einer Umstrukturierung seiner Verpflichtungen geführt. Das Unternehmen prüft auch weiterhin alle potenziellen Finanzierungsquellen und/oder andere Alternativen, zu denen ein Verkauf des Unternehmens oder bestimmter seiner Vermögenswerte, strategische Investitionen und/oder andere ähnliche Möglichkeiten oder Alternativen gehören können“, teilt das Unternehmen mit.

Wie das kanadische Portal „CTV News“ schreibt, hat Lion Electric bereits seit geraumer Zeit mit knappen Finanzmitteln zu kämpfen, auch electrive hat über die Verluste berichtet. Das Unternehmen habe bereits zuvor angedeutet, dass der Verkauf von Vermögenswerten eine Option sei, um Einnahmen zu erzielen. Man müsse dringend die Kosten senken und neue Mittel auftreiben, hieß es. Lion Electric habe aber keinen direkten Verkauf des Unternehmens erwähnt, so der Bericht. Das klang also eher nach dem Verkauf einzelner Vermögenswerte.

Dass es nicht gut um Lion Electric steht, zeigen auch die jüngsten Geschäftszahlen. Im dritten Quartal 2024 kam das Unternehmen auf einen Umsatz von 30,6 Millionen US-Dollar, ein Rückgang von 49,7 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 80,3 Millionen US-Dollar im dritten Quartal 2023. Statt 5,4 Millionen Dollar Bruttogewinn vor einem Jahr steht im Q3 2024 unterm Strich ein Verlust von 15,95 Millionen Dollar. Der operative Verlust betrug sogar 30,2 Millionen Dollar – also fast die Höhe des Umsatzes.

Laut „CTV News“ haben sich die Verluste in den vergangenen vier Quartalen auf über 131 Millionen Dollar summiert, 2024 wurden bereits 520 Mitarbeitende (rund 40 Prozent der Belegschaft) entlassen. Lion Electric hatte bereits Ende vergangenen Jahres einen Personalabbau in den USA und Kanada von rund zehn Prozent angekündigt, im Sommer wurden weitere 300 Stellen abgebaut.

Lion Electric ist bekannt für seine elektrischen Lastwagen und Schulbusse, die in den USA und Kanada verbreitet sind. Das Unternehmen begann mit schweren Elektrobussen, bevor es die Technologie auf die Lkw-Produktion übertrug. Doch der langsamere Umstieg auf Elektrofahrzeuge in Nordamerika hat die Kalkulation des Unternehmens über den Haufen geworfen, um es salopp auszudrücken. Im Sommer 2023 hatte Lion Electric noch ein neues Werk im US-Bundesstaat Illinois eröffnet, um dort bis zu 2.500 elektrische Schulbusse pro Jahr zu bauen, eine Erweiterung auf 20.000 E-Busse und E-Lkw war schon geplant. Mit dem sinkenden Absatz hat Lion Electric diese Investition aber nicht mehr einspielen können.

ctvnews.ca, thelionelectric (möglicher Verkauf), thelionelectric.com (Q3-Zahlen)

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