Ford streicht 4.000 Stellen in Europa – 2.900 davon in Köln
Erst in der vergangenen Woche hatte Ford im Kölner Werk Kurzarbeit eingeführt, weil die Nachfrage nach Elektroautos gering sei – am Rhein baut Ford nur noch die beiden Elektromodelle Explorer und Capri, die die MEB-Plattform von Volkswagen nutzen. Die Kurzarbeit betrifft 2.000 der 13.000 Angestellten in Köln und sollte bis Januar laufen. Daher war der Schritt teilweise auch als taktisches Kalkül gesehen worden, da die CO2-Flottengrenzwerte 2025 mehr E-Autos erfordern als noch jetzt zum Jahresende.
Doch jetzt greift Ford hart durch und streicht 4.000 Stellen bis 2027. „Der Großteil der Maßnahmen betrifft Standorte in Deutschland und England. In den anderen europäischen Märkten sind nur geringfügige Veränderungen geplant“, teilt das Unternehmen mit. Welche Bereiche in Köln von dem Stellenabbau betroffen sind, geht aus dem Schreiben nicht hervor.
Wichtig ist auch der erste Satz der Mitteilung, wonach die „Ford Motor Company […] Pläne zur Restrukturierung und Kostenentlastung seines Europa-Geschäfts angekündigt“ habe, „um so ein nachhaltiges und langfristiges Wachstum in Europa sicherzustellen“. Der Beschluss stammt also aus der Ford-Zentrale in Dearborn. Noch sind die genannten Stellenstreichungen aber „vorbehaltlich der Konsultationen mit den europäischen Sozialpartnern“. Das Ziel ist aber klar.
Kurzarbeit wird 2025 verlängert
Und auch die Kurzarbeit in der Kölner Produktion soll verlängert werden: „Darüber hinaus passt Ford aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Lage in Europa und der schwachen Nachfrage nach Elektroautos das Produktionsprogramm für den neuen Explorer und Capri weiter an. Dies wird im ersten Quartal 2025 zu zusätzlichen Kurzarbeitstagen im Werk in Köln führen.“
Mit dem Auslaufen des Kleinwagens Fiesta und der alleinigen Produktion von Elektroautos im Kölner Werk ist Ford ins Risiko gegangen. Denn der Explorer und der Capri müssen so gut verkauft werden, um ein Werk mit einer Kapazität von 250.000 Autos pro Jahr ausreichend auszulasten. Da es aber bereits einige MEB-SUV auf dem Markt gibt, ist es für Ford schwierig, sich für die Kunden zu differenzieren – oder die VW-Marken mit höheren Stückzahlen und etablierter MEB-Produktion beim Preis zu schlagen.
Ford betont, dass man im Pkw-Segment in Europa in den vergangenen Jahren „hohe Verluste“ verzeichnet habe. „Das Segment steht unter Druck durch die hohen Kosten der Umstellung auf Elektroautos, neue Konkurrenten und strenge CO2-Emissionsziele“, schreibt Ford.
„Ford ist seit mehr als 100 Jahren in Europa aktiv. Wir sind stolz auf unser neues Produkt-Portfolio in Europa. Wir wollen auch für zukünftige Generationen ein starkes Geschäft in Europa betreiben“, sagt Marcus Wassenberg, Arbeitsdirektor in der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH. „Wir müssen daher schwierige, aber entschlossene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von Ford in Europa umsetzen.“
Insgesamt verweist Ford auffällig oft auf die Marktbedingungen in Europa und die politische Lage. In einem Schreiben an die Bundesregierung habe John Lawler, stellvertretender Vorsitzender und Finanzvorstand der Ford Motor Company, Fords Bekenntnis zu Europa und zu den Emissionszielen für 2035 bekräftigt, schreibt das Unternehmen. Er betonte aber auch die Notwendigkeit eines gemeinsamen Engagements aller, um Marktbedingungen zu verbessern und den zukünftigen Erfolg der Branche sicherzustellen.
„Was uns in Deutschland und Europa fehlt, ist eine konsistente und klare politische Agenda zur Förderung der Elektromobilität, wie z.B. öffentliche Investitionen in die Ladeinfrastruktur, klare Anreize, um den Verbrauchern den Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu erleichtern, eine bessere Kosteneffizienz für Hersteller und größere Flexibilität bei der Einhaltung der CO2-Ziele“, sagt Lawler jetzt laut der Mitteilung.
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