E-Auto-Zölle abschaffen? EU und China sollen kurz vor Einigung stehen

Im Streit um die E-Auto-Zölle soll sich zwischen der Europäischen Union und China nun doch noch eine Verhandlungslösung anbahnen. „Wir sind kurz vor einer Verständigung“, wird ein hochrangiger EU-Abgeordneter zitiert. Chinas Hersteller sind offenbar dazu bereit, ihre Elektroautos in der EU „zu Mindestpreisen anzubieten“.

Bild: MG Motor

Laut Bernd Lange, Vorsitzender des EU-Handelsausschusses, stehen die Europäische Union und China kurz vor einer Lösung, um die Zusatzzölle auf aus China importierte Elektroautos noch abzuwenden. „Wir sind kurz vor einer Verständigung: China könnte sich verpflichten, die E-Autos in der EU zu einem Mindestpreis anzubieten. Damit würde der Tatbestand der Wettbewerbsverzerrung durch unfaire Subventionen wegfallen, weshalb die Zölle ursprünglich eingeführt wurden“, erklärte Lange gegenüber dem Sender ntv.

Kurz zur Einordnung: Die EU-Kommission hatte Ende Oktober beschlossen, die in einem langen Prozess ausgearbeiteten E-Auto-Zölle tatsächlich in Kraft zu setzen. Anfang November reichte das chinesische Handelsministerium daraufhin Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die Sonderzölle ein. Damit erreicht der Zollstreit ein neues Niveau. Bereits im August, also während die Verhandlungen über die damals noch vorläufigen Sonderzölle liefen, hatte China vor der WTO ein Streitschlichtungsverfahren angestrengt. Eine Verhandlungslösung zeichnete sich aber bisher nicht ab. Beide Seiten blieben aber im Dialog: Denn das WTO-Verfahren sieht als ersten Schritt Konsultationen vor. Erst nach 60 Tagen kann ein WTO-Gremium zur Entscheidung des Streits aufgefordert werden.

Offenbar hat dieses Verfahren gefruchtet. Ein Kompromiss mit Peking soll sich abzeichnen. Schon in der Berichterstattung zu Chinas Klage vor der WTO Anfang November hieß es, dass weiter Mindestpreis-Verpflichtungen für die Hersteller diskutiert würden, die die EU-Zölle überflüssig machen könnten. Allerdings hatte die EU solche Mindestpreise bei den bisherigen Verhandlungen abgelehnt – etwa Mitte September. Laut Reuters hatte die chinesische Regierung im Anschluss wohl nochmals im Oktober angeboten, importierte Elektroautos in der EU nicht unter 30.000 Euro zu verkaufen.

Die EU-Kommission lehnte diese Vorschläge aber bisher laut Insidern mit dem Hinweis ab, dass auch eine alternative Lösung vollständig WTO-kompatibel sein müsse, die von der Untersuchung der Kommission festgestellte schädliche Subventionierung angemessen bekämpfen und zudem überwachbar und durchsetzbar sein müsse. Unter welchen Prämissen sich nun beide Seiten angenähert haben, ist nicht bekannt.

Bei den Preisen selbst anzusetzen, erscheint dabei sinnvoll. Denn sie sind der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Streits: Die EU sieht es nach einer rund ein Jahr dauernden Antisubventionsuntersuchung als erwiesen an, dass chinesische E-Auto-Hersteller derart vom Staat subventioniert wurden, dass sie ihre Fahrzeuge (auch in Europa) deutlich günstiger anbieten können als etwa europäische Hersteller, die nicht in diesem Maß gefördert wurden. Die Sonderzölle richten sich laut der EU daher nach der Höhe der festgestellten Subvention – und fallen daher für SAIC höher als als etwa für BYD oder Tesla. SAIC hat seinerseits bereits rechtliche Schritte angekündigt.

n-tv.de

3 Kommentare

zu „E-Auto-Zölle abschaffen? EU und China sollen kurz vor Einigung stehen“
Gregor
25.11.2024 um 10:30
Der Markt regelt das so lange, wie sich keiner der Marktteilnehmer "betrogen" fühlt. Wobei hier die Frage ist, ob am Ende die Kunden die Zeche zahlen? Denn die Globalisierung war bisher doch das tollste der Welt, nur doof wenn die Globalisierung dann die EU trifft.
Peter
25.11.2024 um 11:23
Ein klassischer Fehlschluss unserer marktliberalen Denkweise: Die Globalisierung "orientiert" sich selbstverständlich nicht am Wohl europäischer Verbraucher oder Hersteller. In den letzten Jahren (z. B. bei Wind- und Solarindustrie und jetzt bei der Automobilindustrie) merken wir hier nur zum ersten Mal solche Konsequenzen. Dass zum Beispiel die Agrarwirtschaft vieler afrikanischer Staaten in den letzten Jahrzehnten massiv durch europäische Importe geschädigt wurde, hat uns einfach nur nicht interessiert. Solange es nur die anderen trifft, ist ja alles gut. Dass "Exportweltmeister" für uns gut klingt, aber für andere Länder dramatische Folgen hat, wurde hierzulande nie kritisch gesehen.Dass dann ausgerechnet in einem solchen Lernprozess zu solchen Maßnahmen gegriffen wird von Parteien, die sonst reflexartig alles nicht-marktliberale als "Planwirtschaft" bezeichnen, ist eine ironische Wendung.Ob das jetzt dazu führt, dass die EU die massiven Agrarsubventionen aus "Fairnessgründen" fallen lässt? Wohl kaum. Schädliche Subventionen gibt's natürlich ausschließlich in China :)
ID.alist
25.11.2024 um 11:05
Und wie sollen diese "Mindestpreise" festgelegt werden? "Laut Reuters hatte die chinesische Regierung im Anschluss wohl nochmals im Oktober angeboten, importierte Elektroautos in der EU nicht unter 30.000 Euro zu verkaufen." Diese Aussage kann man höchsten in einen Hochglanzwerbeprospekt, aber in Wirklichkeit hat es keine Relevanz. China wird kein Kleinauto für 30.000€ verkaufen, da es mittlerweile günstigere "Europäische" Angebote gibt, und Europa würde nichts machen können wenn BYD entscheidet den Seal für 30.000€ zu verkaufen um sich einfach Marktanteile einzukaufen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert