Kreis Düren schreibt wohl doch keine H2-Züge aus

Die für den Einsatz im NRW-Kreis Düren geplanten 17 Wasserstoffzüge, die in diesem Jahr bestellt werden sollten, werden nun offenbar doch nicht ausgeschrieben. Das soll vor allem zwei Gründe haben.

2023 wurde bekannt, dass Zweckverband go.Rheinland insgesamt 17 Brennstoffzellenzüge beschaffen will. Diese sollten ab dem Jahr 2026 sukzessive im „Netz Düren“ auf den Linien RB 21 Nord – Nordast der Rurtalbahn –, RB 21 Süd – Südast der Rurtalbahn – und RB 28 – Eifel-Bördebahn eingesetzt werden, 2028 sollten die beiden Linien komplett umgestellt sein. Dafür gab es eine Millionen-Förderung vom Bund.

Doch jetzt wird es nicht so weit kommen. Wie die „Aachener Zeitung“ schreibt, hat go.Rheinland den Verbandsmitgliedern vorgeschlagen, auf die Ausschreibung zu verzichten. Offiziell muss dieser Vorschlag noch in dieser Woche beschlossen werden.

Ein Sprecher des Zweckverbands gab gegenüber der Zeitung jedoch zwei Gründe für die Entscheidung an. Einer seinen „die vergleichsweise hohen Kosten im Vergleich zu anderen Antriebsarten, die die Fördersumme um fast das Vierfache überschreiten würden“. Eine im Sommer erstellte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung habe ergeben, dass die Brennstoffzellen-Loks über 30 Jahre zu Mehrkosten von rund 197 Millionen Euro im Vergleich zu E-Loks führen werden.

Der zweite Grund liegt demnach bei zwei anderen Wasserstoffzug-Pilotprojekten im Taunus und in Niedersachsen, wo die H2-Züge im Alltagsbetrieb immer wieder ausgefallen sind – auch wir haben darüber berichtet. Erst im Oktober bezeichnete die „Frankfurter Neue Presse“ die H2-Züge im Taunus als „Fiasko“. „Die Technik der Züge streikt, Hersteller Alstom ist überfordert, der RMV verzweifelt“, hieß es dort. Bis Mitte Dezember gilt erstmal ein „Stabilisierungsfahrplan“ mit Bussen als Schienenersatzverkehr. Die Verwaltungschefs der Hochtaunus-Kommunen sind zunehmen über Alstom verärgert. Auch hier wird nicht mehr ausgeschlossen, die Notbremse zu ziehen – auch wenn unklar ist, ob das rechtlich möglich wäre.

In Düren will man diese Erfahrungen nicht wiederholen und wird deutlich: Derartige Triebfahrzeuge seien „für die künftigen Anforderungen eines wirtschaftlichen und zugleich zuverlässigen Schienenpersonennahverkehrs (…) ungeeignet“. Go.Rheinland will als Ersatz jetzt sechs Batterie-betriebene Loks beschaffen. Allerdings müssten dafür Teile der bewilligten Fördermittel genutzt werden.

aachener-zeitung.de (Paywall), fnp.de, rmv.de (beide Taunusnetz)

11 Kommentare

zu „Kreis Düren schreibt wohl doch keine H2-Züge aus“
Mathias O.
25.11.2024 um 17:19
Liebe Redaktion, hier geht es sicher um Triebwagen, nicht um "Loks". Einfache Regel zum Auseinanderhalten: auf der Lokomotive fahren keine Fahrgäste mit. Im Triebwagen schon. Und ich bin mehr sehr sicher, dass der Besteller keine Lokomotiv-bespannten Züge ausschreiben wollte. Das ist heute nciht mehr üblich.
Gregor
25.11.2024 um 17:41
Sagt mal, knallt es bei euch noch richtig in Düren? Muss erst der Wissing vorbei kommen und mit der Hand auf den Tisch knallen? Seid gefälligst mal Technologie Offen...und nicht nur auf die billigen und zuverlässigen Akku Züge fokussiert.
Karl
26.11.2024 um 00:57
Seit der mutmaßlich korrupte Landrat weg ist, tanzen die Elektromäuse auf den Tischen.
Michael
25.11.2024 um 20:10
Hurra, es gibt doch noch Menschen die denken können.
Manfred Stummer
26.11.2024 um 09:48
100% Zustimmung!!!
KR
25.11.2024 um 22:45
In dem 2017 nicht eröffneten Gewerbegebiet bei mir um die Ecke, entsteht seit 2020 die vom Landrat des Kreises Düren versprochene Wasserstoff-Tankstelle (500 m entfernt von der Bahnlinie) NICHT. Der Landrat selbst wurde gerade wegen Verdachts auf Förderung von (nein, nicht H2) Schleuserbanden (vorübergehend) suspendiert.
erFahrer
26.11.2024 um 09:21
All den ganzen Aufwand hätte man sich in Düren sparen können, wenn due. Entscheider „electrive“ jeden Tag beachten :-) Erst informieren dann entscheiden.
Der Lobbyist
26.11.2024 um 09:22
H2 ist nur ein Subventions-Beschaffer.Batterie-betrieben fährt einfach.
Peter
26.11.2024 um 09:35
Das Ergebnis der Neubetrachtung ist insofern wenig überraschend, als dass auch schon in vorherigen Variantenvergleichen Batteriezüge deutlich besser abschnitten als Wasserstoffzüge (die Studien lassen sich unter "VDE Netz Düren" finden). Sogar die klassischen Oberleitungs-Elektrotriebzüge wurden besser bewertet, als die Wasserstoffvariante. Schön, dass man hier endlich den Mut hatte, dem "Wasserstoffhype" des Kreises Düren entgegenzutreten.
Energisch Jo
26.11.2024 um 11:41
Guten Tag! Es gibt noch Zeichen und Wunder! Bei Lebensdauerbetrachtung ist es halt doch so dass ein Oberleitungssystem oder Akkusystem günstiger ist als Moleküle vulgo TECHNOLOGIEOFFENER Wasserstoff. Weil die südlichen Länder werden den Wasserstoff NICHT fast gratis liefern (der Kolonialismus ist zu deren großem Glück vorbei und das Motto "Die müssen liefern oder sterben bis sie liefern" zieht nicht mehr. Die Schweizer Firma Stadler liefert beide Systeme: Wasserstoff ODER rein Strombasierte Züge, sagt aber offen das rein Strom auf Lebensdauer gesehen GÜNSTIGER ist. Wenn der Kunde aber unbedingt will liefern sie auch Wasserstoffsysteme. Im Klartext: Wenn der "mutmaßlich" korrupte Politiker oder Geschäftsführer will weil die "mutmaßlich" blöden Steuerzahler oder Kunden eh zahlen ;o)) Als Österreicher habe ich das bei der Zillertal-Lokalbahn in Tirol leidvoll mitbekommen, erst als einer der Geschäftsführer wegen Plagiatsbetrug rausgeflogen ist hat sich die Politik getraut das Projekt von Wasserstoff auf Strom umzustellen. Wenn genug Zeit ist und unsere Demokratie funktioniert kommen wir drauf was langfristig gut für uns alle ist, egal was gewisse Lobbyisten uns und den Entscheidern reindrücken wollen (besonders widerlich aber unglaublich finanzsstark ist die atomare und fossile Partie). Beim Akkusystem gibt es ein Zweites Leben (Second Life) für die Akkus zur Stabilisierung unseres Stromnetzes. Der Installationsumfang wächst zur Zeit exponentiell. Danach gibt es Recycling was den Stammtischfachleuten mutwillig unbekannt ist, die reden nur vom verbrennen und/oder Deponieren der Akkus, sogar so Echtzeit-Kabarettisten wie der emeritierte Fossilverbrennerprofessor Fritzl Indra schwafeln davon.Ich freue mich auf Elektro statt Diesel schon sehr!
Rolf Frantzen
27.11.2024 um 10:08
Das ist eine gute Nachricht. Die Problem der Wasserstoff Züge Sind einfach zu groß. Besser ist es und auch billiger die Strecken mit Elektrischen Zügen und Fahrdraht aus zu Rüsten. Alles andere ist Unsinn.

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