VW und Goldman Sachs schreiben Beteiligung an Northvolt ab
Bei Northvolt spitzt sich die Lage zu. Vergangene Woche hatten die Schweden in den USA Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt und CEO Peter Carlsson trat von seinem Posten zurück. Das Unternehmen kommunizierte, sich umzustrukturieren zu wollen, ohne im engeren Sinne Insolvenz anmelden zu müssen. Doch nun folgen – wenig überraschend – weitere schlechte Nachrichten: Aktionäre des Unternehmens schreiben offenbar ihre Beteiligungen ab. Damit ändert sich zwar nicht der Kontostand bei Northvolt, aber die Investoren äußern damit indirekt ihre Einschätzung, dass der Batteriehersteller rapide an Substanz einbüßt.
Volkswagen, mit einem Anteil von 21 Prozent der größte Aktionär von Northvolt, soll seinen Anteil „deutlich abgeschrieben“ haben. Das berichtet Reuters unter Berufung auf „zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen“. Wie viel von den Aktien abgeschrieben wird und wie hoch ihr aktueller Wert ist, ist derzeit noch unklar. Im Geschäftsbericht 2023 hatte Volkswagen die Beteiligung an Northvolt mit 693 Millionen Euro angegeben – das war schon deutlich weniger als 2022, als der Wert noch mit 900 Millionen Euro beziffert worden war.
Im Falle des zweiten Großaktionärs, Goldman Sachs, ist die Antwort ziemlich eindeutig. Nach Angaben der „Financial Times“ ist die US-Bank „mit mindestens 896 Millionen Dollar bei Northvolt engagiert“, und „sie wird diese Summe am Ende des Jahres auf Null abschreiben“. Noch vor wenigen Wochen war Goldman Sachs aktiv daran beteiligt, einen Rettungsanker für Northvolt zu suchen. Es war sogar die Rede davon, dass sich die US-Bank mit anderen Investoren zusammentun würde, um den in Geldnot geratenen Batteriehersteller zu retten. Die Beteiligung weiterer Investoren wurde dabei von Goldman Sachs als entscheidend für weitere Investitionen angesehen.
Volkswagen und Goldman Sachs mögen zwar die prominentesten Aktionäre sein, aber sie sind möglicherweise nicht die einzigen, die ihre Investitionen in Northvolt zurückfahren. Der schwedische Pensionsfonds AMF, einer der zehn größten Northvolt-Aktionäre, erklärte ebenfalls, dass er seine Beteiligung regelmäßig überprüfe und anpasse, ging aber nicht auf Einzelheiten ein.
„Wie jedem klar ist, ist der Wert von Northvolt deutlich niedriger als noch vor einem Jahr“, sagte ein AMF-Sprecher gegenüber Reuters. AMF hatte im Laufe der Jahre umgerechnet rund 169 Millionen Euro in das schwedische Unternehmen investiert.
Northvolt beantragte Ende letzter Woche in den USA Gläubigerschutz nach Chapter 11. Das Verfahren wird oft als „Sanierungskonkurs“ bezeichnet, was bedeutet, dass das Unternehmen seine Vermögenswerte behält und den Betrieb weiterführt, während es an einem Plan zur Rückzahlung an die Gläubiger arbeitet. Mit anderen Worten: Das Unternehmen wird weiterhin Kundenverträge erfüllen, Lieferantenverpflichtungen nachkommen und die Löhne der Mitarbeiter zahlen. Der Batteriehersteller betonte auch, dass das Chapter-11-Verfahren nur die Konzernmutter in Schweden betrifft, für die das Unternehmen gerade einen Umstrukturierungsexperten als neuen Leiter ernannt hat.
Die im Bau befindlichen Fabriken im norddeutschen Heide und in der kanadischen Provinz Québec sind nicht betroffen, da sie von den Tochtergesellschaften Northvolt Germany und Northvolt North America betrieben und finanziert werden. Und die Schweden betonen weiterhin, dass sich an dem langfristigen Ziel, eine Batterieproduktion in Europa aufzubauen, nichts ändert. Wie lange sie diesen Weg noch gehen können, bleibt abzuwarten.
Northvolt hat schon seit einiger Zeit mit finanziellen (und produktionstechnischen) Problemen zu kämpfen, und die Situation hat sich in den letzten Monaten zunehmend zugespitzt. Zunächst hatte BMW aufgrund der (durch die Produktionsprobleme verursachten) Lieferverzögerungen einen Auftrag in Milliardenhöhe storniert. Die Kombination aus stornierten Aufträgen und den kapitalintensiven Problemen beim Hochfahren der Produktion hat das Unternehmen in eine schwierige finanzielle Lage gebracht.
Infolgedessen leitete das Unternehmen schon vor einigen Monaten eine strategische Überprüfung ein, kündigte Kostensenkungsmaßnahmen an und reorganisierte den Vorstand. In der Zwischenzeit wachsen jedoch die Zweifel innerhalb der Branche: Die Traton-Marke Scania, die alle ihre Batteriezellen für Elektrolastwagen von Northvolt beziehen wollte, sucht als Backup nach alternativen Lieferanten, hat Northvolt aber im Rahmen des Chapter-11-Verfahrens auch einen Kredit über 100 Millionen Dollar gewährt.
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