Aiways Europe steht dank SPAC-Deal vor US-Börsendebüt

Der Europa-Ableger des chinesischen E-Auto-Herstellers Aiways und die US-Börsenhülle Hudson Acquisition haben ihre Fusion final fixiert. Damit rückt das US-Börsendebüt des Elektroautobauers näher. Parallel verkündet Aiways, ab 2025 auch in Europa produzieren zu können.

Bild: Aiways

Aiways Europa hatte im Mai erstmals erwähnt, über eine Fusion mit einer SPAC-Firma an die US-Börse gehen zu wollen. Hintergrund ist, dass Aiways entschieden hat, zur reinen Exportmarke zu werden – vorerst mit Fokus auf Europa. Dazu braucht das Unternehmen dringend Kapital-Nachschub. Hudson Acquisition gibt nun an, dass die Transaktion einer Eigenkapitalbewertung von Aiways Europe vor dem Zusammenschluss in Höhe von 410 Millionen US-Dollar entsprechen wird – „vorbehaltlich Anpassungen“. Die fusionierte Firma kommt also aller Wahrscheinlichkeit nach schnell zu Geld.

Die nun getroffene Vereinbarung zwischen beiden Seiten sieht die Gründung der EuroEV Holdings Limited vor, einer Holdinggesellschaft mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln, die Aiways eine Abkürzung zur Notierung an der Nasdaq ermöglicht. Der CEO von Aiways Europe, Dr. Alexander Klose-Mozer, soll nach Abschluss des „Business Combination Agreement“ die Leitung von EuroEV übernehmen. Noch hängt die endgültige Umsetzung des Projekts aber von Genehmigungen durch die US-Börsenaufsicht SEC und die Nasdaq ab.

Der designierte Chef Klose-Mozer gibt sich „gespannt auf die Markt- und Geschäftsmöglichkeiten, die sich durch die geplante Notierung an der Nasdaq ergeben“. Sein Unternehmen sei überzeugt, dass der europäische BEV-Markt heranreife und der am schnellsten wachsende Markt werden könne. „Wir glauben auch, dass unsere globalen Beschaffungsmöglichkeiten, unser tiefes Verständnis der europäischen Anforderungen und Bedürfnisse und unser innovativer Ansatz für die lokale Produktion in unserem Plan ein Vorteil gegenüber anderen Elektrofahrzeugherstellern sind.“

Richtig gehört: Klose-Mozer spricht von lokaler Produktion. An anderer Stelle wird dieser Punkt in einer begleitenden Mitteilung ausgeführt: „Zusätzlich zur Beschaffung bei seinen Herstellern in China hat sich Aiways Europe die Möglichkeit gesichert, die Produktion von Aiways-Fahrzeugen in Europa ab 2025 zu lokalisieren“, heißt es. In dem Bestreben, seine Lieferbasis zu vergrößern und sein Produktportfolio zu erweitern, habe man Absichtserklärungen zum Abschluss von Lieferverträgen ab 2025 mit einem Hersteller für die Lieferung von leichten Fahrzeugen und mit einem weiteren Hersteller für die Lieferung von Transportern und verwandten Produkten unterzeichnet.

Damit könnte Aiways die Sonderzölle auf E-Autos aus China umgehen. Allerdings schreibt das Unternehmen nur, sich die Möglichkeit einer lokalen Fertigung gesichert zu haben – und nicht, diese Option auch sofort ab 2025 zu ziehen. Schon in einem früheren Bericht des Portals Elektroauto News hieß es aber, das Unternehmen prüfe verschiedene Ansätze, um Zöllen entgegenzuwirken, „darunter auch die Möglichkeit einer eigenen Produktion oder Endmontage in Europa“.

Dass die in München ansässige Aiways Europa-Einheit nun so eigenständig agiert, liegt an der strategischen Entscheidung des chinesischen Herstellers, sich aufgrund des massiven Preiskampfes in China aus dem dortigen Markt zurückzuziehen und zur reinen Exportmarke zu werden. Vor diesem Hinterrund benötigt das Unternehmen Kapital, um unter anderem wieder die Produktion seiner beiden Modelle aufzunehmen.

Um Aiways war es nach Berichten über die finanzielle Schieflage und den Produktionsstopp im eigenen Werk in China im vergangenen Herbst und Winter ruhig geworden. Im März 2024 äußerte sich dann Bernd Abel, der Aiways-Kommunikationsdirektor für Übersee, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters wie folgt: „Wir brauchen eine große Investition und sind zuversichtlich, dass wir es schaffen können.“ Diese große Investition erfolgt nun also über einen beschleunigten Börsengang via SPAC. SPACs sind bereits an der Börse gelistete Investmentfirmen, die genau zum Zweck der Fusion mit einem anderen Unternehmen gegründet wurden, deshalb die Bezeichnung „special-purchase acquisition company“ (SPAC). Hudson Acquisition ist an der Nasdaq entsprechend bereits unter dem Tickersymbol HUDA gelistet.

Aiways kämpft bekanntlich schon länger um eine Perspektive: Im Juni 2023 hatten chinesische Medien berichtet, dass die Fahrzeugproduktion im Aiways-Werk in Shangrao bereits im Februar 2023 gestoppt wurde, da weder Zulieferer noch Mitarbeiter weiter bezahlt werden konnten. Hintergrund war wohl auch der Einstieg eines neuen Investors, der sich länger als geplant hinzog. Nach zwei Chefwechseln im Jahr 2022 folgte ein weiterer im August 2023. Mit der Ernennung von Hugo Zhu deutete sich bereits an, dass sich Aiways künftig auf das Geschäft außerhalb Chinas konzentrieren will – zuvor hatten die alten Investoren gefordert, das China-Geschäft zum Laufen zu bringen, bevor man sich weiteren Märkten widmet. Zu den Investoren des 2017 gegründeten Elektrofahrzeugherstellers gehören der Technologieriese Tencent, der Ride-Hailing-Konzern DiDi und der Batteriehersteller CATL.

In China sind zuletzt einige E-Auto-Startups unter Druck geraten und mussten den Betrieb teilweise auch einstellen – etwa WM Motors und Human Horizons mit seiner Marke HiPhi. Anders als diese vorrangig auf China fokussierten Marken hat Aiways vor dem Produktionsstopp seine Autos bereits in 16 europäischen Ländern verkauft, allerdings in eher geringen Stückzahlen. Sollte Aiways dank des Börsengangs die Produktion wieder aufnehmen können, ist ein Erfolg nicht garantiert: Die Fahrzeuge der Konkurrenz haben sich enorm weiterentwickelt.

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