Von Diesel zu Elektro: Straßenzulassung für ersten umgerüsteten Renault-Lkw
Renault Trucks bezeichnet das Nachrüstungsprojekt als Testlauf, um die ökologische, technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Umrüstung bei Lkw zu bewerten. Vor einer Woche erhielt der Hersteller nach eigenen Angaben grünes Licht von den Behörden, um seinen Umrüst-Lkw auf der Straße einzusetzen. Renault Trucks gibt an, damit der erste Lkw-Hersteller in Frankreich zu sein, der eine Zulassung für ein umgerüstetes Elektro-Nutzfahrzeug erhalten hat. Der Umrüstungsprozess, von der technischen Umsetzung bis zur Homologation, dauerte dabei allerdings ganze zwei Jahre.
Bereits vor gut einem Jahr meldete Renault Trucks bei der technischen Umsetzung Vollzug. Bei der Umrüstung des Renault Trucks D zum Elektro-Lkw kooperierte der Hersteller mit Novumtech, einem auf die Entwicklung und Herstellung von Batterien spezialisierten Jungunternehmen. Angesiedelt war das Nachrüstungsprojekt in der sogenannten CampX-Einrichtung am Renault Trucks-Standort in Lyon. Die Idee hinter dem CampX-Campus ist es, technologische und kommerzielle Innovationen zu beschleunigen, indem Synergien zwischen Renault Trucks und Startups geschaffen werden. Finanziell beteiligte sich an dem Projekt auch die französische Agentur für Umwelt- und Energie ADEME.
Bei der Umrüstung des Renault Trucks D wurde laut dem zur Volvo Group gehörenden Hersteller lediglich das Nötigste verändert – im Einzelnen Motor, Getriebe, Kraftstoff- und AdBlue-Tank. Diese mit dem Verbrennungsmotor verbundenen Komponenten wurden ausgebaut und durch einen Elektromotor, der direkt mit der Antriebswelle verbunden ist, ein 210-kWh-Akkupack, ein 22-kW-Onboardladegerät, einen elektrischen Luftkompressor für die Federung und die Bremsen, eine elektrische Hydraulikpumpe für die Servolenkung, einen elektrischen Klimakompressor und eine elektrische Heizung für die Kabine ersetzt.
Erstling wird rund um den Pariser Flughafen eingesetzt
Über ein Jahr lang dauerte anschließend der mehrstufige Homologationsprozess für das Einzelexemplar. „Nach Abschluss der mechanischen Umrüstung führte das Team von Renault Trucks eine Reihe strenger Tests bei UTAC durch, einer nach ISO 17025 akkreditierten technischen Zulassungsstelle in Paris.
Dabei wurden unter anderem die elektromagnetische Verträglichkeit gemäß der Norm R100 und die Konformität des Bremssystems geprüft“, schildert der Hersteller. Im Anschluss an die technische Zulassung legte Renault Trucks der Umweltbehörde DREAL ein umfassendes Verwaltungsdossier mit detaillierten Berichten über alle durchgeführten Tests vor. Von dort setzte es nun grünes Licht.
Das Fahrzeug wird nun über Clovis Grand Paris, den Leasingpartner von Renault Trucks, für mehrere Jahre an Extime vermietet, den Betreiber der Duty-Free-Shops am Pariser Flughafen. Vor Ort soll das Modell Pendelfahrten zwischen den Lagerhäusern von Extime und dem Flughafen absolvieren. „Mit einer Reichweite von 250 Kilometern ist er für diesen Zweck ideal geeignet und unterstützt das Engagement des Flughafensektors zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen“, heißt es.
Renault Trucks kündigt unterdessen an, nun in Ruhe die wirtschaftliche, ökologische und geschäftliche Rentabilität des Verfahrens zu bewerten, ehe der Prozess möglicherweise ausgeweitet wird. Schon spruchreif ist laut den Franzosen aber, dass die Anschaffungskosten für einen solch nachgerüsteten Elektro-Lkw schätzungsweise bis zu 15 Prozent unter denen eines neuen Elektrofahrzeugs liegen.
„Der Einsatz dieses Fahrzeugs unter realen Bedingungen ermöglicht es uns, die Wirtschaftlichkeit und Robustheit der elektrischen Nachrüstungslösung zu überprüfen“, äußert Laurent Colpier, Vice President Used Trucks and Urban Logistics bei Renault Trucks. „Dieses Pilotprojekt verdeutlicht unser Engagement für die Erhaltung der natürlichen Ressourcen bei gleichzeitiger Minimierung der Umweltauswirkungen der Fahrzeugnutzung. Der Lkw verkörpert perfekt den Ansatz der Kreislaufwirtschaft, für den wir uns bei Renault Trucks einsetzen.“
Die Kreislaufwirtschaft bezeichnet Renault Trucks schon länger als eine seiner strategischen Schwerpunkte, um den Güterverkehr zu dekarbonisieren. Im Rahmen dieses Konzepts hat Renault Trucks eine Reihe von Initiativen ergriffen, darunter das Ziel einer Verdoppelung der Lebensdauer von Lkw für Spediteure durch die Förderung der Instandsetzung anstelle eines Neukaufs. In Lyon bereitet Renault Trucks zudem gebrauchte Lkw „unter Anwendung strenger industrieller Verfahren“ wieder auf, um sie weiterzuverkaufen. Bis heute sollen mehr als 1.500 Exemplare im Werk für gebrauchte Lkw in Bourg-en-Bresse und 700 im Zentrum für gebrauchte Lkw in Lyon wieder aufbereitet worden sein, teilen die Franzosen mit. Bisher geht dies jedoch noch nicht mit einer Elektrifizierung der Lkw einher.
renault-trucks.com
0 Kommentare