Stellantis-CEO Tavares tritt sofort ab

Carlos Tavares ist mit sofortiger Wirkung als CEO des Mehrmarken-Autokonzerns Stellantis zurückgetreten. Begründet wird dies mit „unterschiedlichen Ansichten“ zwischen Tavares und dem Verwaltungsrat unter dem Vorsitz von John Elkann. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

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Bild: Stellantis

Dass Stellantis den bisher einzigen CEO in der noch jungen Konzerngeschichte ersetzen muss, war ohnehin schon klar: Im Oktober wurde bekannt, dass der bis Anfang 2026 laufende Vertrag von Carlos Tavares nicht verlängert wird. Bis dahin sollte der Portugiese den Transformationsprozess bei Stellantis weiter betreuen – im Oktober wurde auch die Management-Struktur geändert und mehrere Positionen in der Führungsetage neu besetzt.

Seit dem ersten Advents-Wochenende ist aber klar, dass Tavares diesen Prozess nicht begleiten wird. Denn am Sonntag hat Stellantis per Mitteilung verkündet, dass das Board den Rücktritt von Tavares als CEO akzeptiert habe. „Der Prozess zur Ernennung eines neuen Chief Executive Officer ist in vollem Gange und wird von einem Sonderausschuss des Gremiums geleitet. Der Prozess soll im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen sein. Bis dahin wird ein neues Interim Executive Committee unter Vorsitz von John Elkann eingerichtet“, heißt es dort weiter. Zudem bestätigte der Konzern die Finanzprognose für das Gesamtjahr, die am 31. Oktober 2024 veröffentlicht worden ist.

„Ist zu unterschiedlichen Ansichten gekommen“

Tatsächlich legt der Konzern seine Sicht der Dinge auf die Vorgänge dar. „Der Erfolg von Stellantis seit der Gründung des Unternehmens beruht auf einer perfekten Abstimmung zwischen den wichtigsten Aktionären, dem Board und dem CEO“, sagt Henri de Castries, Senior Independent Director. „In den vergangenen Wochen ist es jedoch zu unterschiedlichen Ansichten gekommen, die zu dieser Entscheidung des Boards und des CEOs geführt haben.“

Worin genau diese Differenzen bestehen, gibt de Castries nicht an. Lediglich eine Aussage im Zitat von John Elkann bietet Spielraum für Interpretationen. Nachdem er Tavares für seine Leistungen – inklusive der Turnarounds von PSA und Opel – dankte, wird der Verwaltungsratsvorsitzende wie folgt zitiert: Ich freue mich gleichzeitig darauf, mit unserem neuen Interim Executive Committee zusammenzuarbeiten, das von allen unseren Stellantis-Kollegen unterstützt wird. Gemeinsam werden wir den Prozess der Ernennung eines neuen CEO abschließen und die weitere Umsetzung der Unternehmensstrategie im langfristigen Interesse von Stellantis und von allen Stakeholdern sicherstellen.“

Ob es tatsächlich Differenzen bei den langfristigen Interessen gab, ist aber nicht bestätigt. Tavares selbst kommt in der Mitteilung nicht zu Wort.

Dass das Verhältnis zwischen dem Verwaltungsrat und dem lange gefeierten CEO merklich abgekühlt ist, hatte sich über Monate abgezeichnet – was dann in der gescheiterten Vertragsverlängerung gegipfelt ist. Aufgrund seiner Leistungen in der Vergangenheit galt Tavares intern lange als unantastbar. 

Als Chef und Sanierer von PSA hatte der Portugiese die Fusion mit FiatChrysler zu Stellantis entscheidend vorangetrieben und seitdem das neue Unternehmen geführt – und das auf dem Papier recht erfolgreich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sowohl die französische PSA-Gruppe mit Peugeot, Citroen, DS und später noch Opel als auch Fiat lange Zeit unprofitabel waren. Unter Tavares Führung lief das Geschäft lange erfolgreich, auch bei den Elektroautos hat Stellantis ein großes Angebot.

Doch hinter den Kulissen gab es zunehmend Konflikte. Trotz Rekordgewinn in 2023 sahen die Zahlen im laufenden Jahr deutlich schlechter aus, die Gewinne gingen zurück – im ersten Halbjahr um 48 Prozent. Auch mit den Händlern, vor allem auf dem wichtigen Markt Nordamerika, gab es Streit. Das ging sogar so weit, dass sich die Nordamerika-Händler in einem Brief über die Strategie beschwerten, die die Konzernführung erarbeitet hat.

stellantis.com

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