E.ON-Projekt zeigt Sparpotenzial von bidirektionalem Laden auf

Das E.ON-Pilotprojekt „Bi-clEVer“ demonstriert, dass E-Autofahrer durch bidirektionales Laden bis zu 920 Euro im Jahr einsparen könnten, wenn sie über eine eigene Solaranlage verfügen, einen dynamischen Stromtarif nutzen und sich am Stromhandel beteiligen.

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Foto: E.ON/Constantin Mirbach

Unter bidirektionalem Laden (kurz: Bidi) versteht man die Fähigkeit von abgestellten Elektroautos, den Strom aus ihren Akkus ins Hausnetz oder ins öffentliche Stromnetz zurückspeisen zu können. Technisch ist diese Ladefunktion bereits ziemlich ausgereift und wird von immer mehr Fahrzeugen unterstützt. Doch steht in Deutschland bislang die Regulatorik im Weg, weshalb das Bundeswirtschaftsministerium im Oktober zu einem Bidi-Gipfel geladen hatte.

Dass bidirektionales Laden funktioniert und Elektroautofahrer damit einiges an Geld sparen können, zeigt nun das E.ON-Pilotprojekt „Bi-clEVer“. Die Kostenersparnis von rund 900 Euro ergibt sich aus der Kombination der Anwendungsfälle Vehicle-to-Home (Einspeisung von Strom aus dem Fahrzeugakku in den Haushalt) und Vehicle-to-Grid (Einspeisung ins Stromnetz). Besitzer einer Solaranlage und eines E-Autos können den Berechnungen von E.ON zufolge durch die Maximierung des Solarstrom-Eigenverbrauchs und das gezielte Nutzen dynamischer Stromtarife bis zu 420 Euro im Jahr einsparen. Die Ersparnis kommt zustande, indem der Einkauf von Strom aus dem Netz minimiert wird, zugleich Energie kostenoptimiert in günstigen Zeitfenstern bezogen wird und im Auto für den späteren Verbrauch zwischengespeichert werden kann.

„Perspektivisch können zudem durch das Handeln mit Strom aus dem E-Auto Erträge von bis zu 500 Euro im Jahr erzielt werden. Wir arbeiten darauf hin, dass Nutzerinnen und Nutzer zukünftig in Zeiten besonders günstiger Strompreise Energie einkaufen und im E-Auto speichern, um sie zu einem späteren Zeitpunkt zu verkaufen und zur richtigen Zeit zurück ins Netz zu speisen – dieser Vorgang läuft automatisiert ab“, sagt Jens Michael Peters, Geschäftsführer für Energielösungen und Elektromobilität bei E.ON Energie Deutschland. Die E-Autofahrer würden dem Markt sowie dem Netz dadurch wertvolle Flexibilität ermöglichen, indem sie Energie dann bereitstellten, wenn weniger davon am Markt verfügbar sei, so Michael Peters weiter.

Bidirektionales Laden verstärkt zudem die Eigenversorgung mit Energie: Wie von uns im vergangenen Jahr berichtet, haben die Projektbeteiligten bereits zu einem früheren Zeitpunkt herausgefunden, dass die Kombination aus einer PV-Anlage mit einem E-Auto mit 42 kWh-Akku als Zwischenspeicher einen Autarkiegrad von bis zu 51 Prozent im Jahresdurchschnitt ermöglicht. Um dieses Autarkie-Level zu erreichen, werden laut dem Energiekonzern die Ladezeiten des E-Fahrzeugs intelligent gesteuert, sodass der Akku möglichst nur mit selbst erzeugten Sonnenstrom geladen wird. Mit einem zusätzlichen stationären Batteriespeicher konnte der Autarkiegrad der Pilotanwender sogar auf bis zu 59 Prozent erhöht werden. Die intelligente Vernetzung von E-Auto, Solaranlage, Speicher und Energieverbrauch erfolgt durch ein Energy Management System, wie dem E.ON Home Energiemanager.

Damit bidirektionales Laden auf eine hohe Akzeptanz stößt, sollte es möglichst einfach funktionieren, ergab das Pilotprojekt: Demnach bevorzugen Kunden, dass der bidirektionale Lademodus beim Einstecken des E-Autos automatisch startet und keine weitere Handlung mehr erfolgen muss. Der gewünschte SoC („State of Charge” = Ladezustand) des E-Autos und die geplante Abfahrtszeit können dabei automatisch eingestellt werden. Wünschen Nutzer Änderungen wie etwa eine höhere Reichweite des E-Autos für eine längere Fahrt, können sie dies jederzeit selbst per App festlegen.

Und noch eine interessante Erkenntnis: Im Laufe des Projektzeitraums stellten die Teilnehmer immer mehr Akkukapazität ihrer E-Autos für das bidirektionale Laden zur Verfügung. „Gleichzeitig zeigte das Monitoring der Energieflüsse, dass das Bereitstellen so großer Energiemengen aus dem Fahrzeugakku gar nicht notwendig ist, um wirtschaftlich attraktive Anwendungsfälle zu nutzen“, erklärt Mark Ritzmann, CEO der E.ON Group Innovation. „Als E.ON sehen wir ein enormes Potenzial in der Weiterentwicklung der bidirektionalen Ladetechnologie, die weitreichende Vorteile nicht nur für die Kundinnen und Kunden birgt, sondern durch die Zwischenspeicherung von Energie auch enorme Chancen für das gesamte zukünftige Energiesystem bietet.”

Zusätzlich zu dem eigenen Pilotprojekt Bi-clEVer beteiligt sich E.ON an weiteren Projekten zum bidirektionalen Laden. Mit dem seit Ende 2023 laufenden und vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt BDL Next zielen E.ON und weitere Partner nun auf den flächendeckenden und interoperablen Einsatz von bidirektionalem Laden ab. E.ON arbeitet dabei an der Marktintegration des bidirektionalen Ladens in den Energiemarkt mit Fokus auf der Entwicklung verschiedener Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle. Mit BDL Next sollen technologische und regulatorische Hürden überwunden werden, um eine breite Anwendung der bidirektionalen Ladetechnologie im Bereich Vehicle to Grid (V2G) zu ermöglichen.

eon.de

2 Kommentare

zu „E.ON-Projekt zeigt Sparpotenzial von bidirektionalem Laden auf“
Jörg
04.12.2024 um 08:41
Ich finde solche Marketingangaben "von bis zu 500€" furchtbar! Zuerst einmal sagt einem die Erfahrung, dass man in der Regel beschissen wird und nur in edge cases an diese Werte herankommt - gleichzeitig fehlt jede Erklärung, wie sich diese Summe zusammensetzt.... Ich warte noch auf ECHTE Zahlen, die mich dazu veranlassen, das auch haben zu wollen, dann bekommen wir auf einem Schlag riesige Speichermengen für unser Netz zusammen. Bisher fühlt sich das leider alles so an, als wenn andere auf dem Rücken meiner Batterie ein Geschäft machen und ich mit Peanuts abgespeist werde...
erFahrer
04.12.2024 um 10:10
Wunderbar diese alte Erkenntnis (s. Mobility House) nochmals zu bestätigen um wieder Zeit zu gewinnen. Das geht jetzt schon viele Jahre so. Es erscheint als Beleg dass man sich von dem eigenen Geschäftsfeld der Redispatch-Umsätze einfach nicht trennen kann. Zu groß ist die Gier (auch der Aktionäre). Dabei geht es um viele Mrd. EU grenzüberschreitende Regelenergieumsätze die der Konzern bei den deutschen Stromkunden abgreift. Dafür werden auch Transeuropäische Stromtrassen gebaut, deren Bedarf durch flächendeckendes BDL in Frage gestellt wird. Und nach der Bundestagswahl darf man sich wohl schon über die nächste inhaltsgleiche Erfolgsmeldungen (vielleicht zur Abwechslung von RWE oder EnBW) freuen. So vergehen die Jahre und türmen sich einzelne Geldberge weiter und alle sehen zu.

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