Jaguar gibt kontroversen Ausblick auf Elektro-Zukunft
Jaguar selbst spricht beim Type 00 von einem „unverwechselbaren Design-Vision-Konzept“. Nachdem die Briten vor einigen Wochen ihr kontrovers diskutiertes, neues Logo ohne die ikonische Raubkatze vorgestellt hatten, legen sie jetzt mit einem genauso polarisierenden Showcar nach. Jaguar besinne sich auf sein „ursprüngliches Ethos ‚Copy Nothing“, wie es in der Mitteilung heißt.
Da es bei der Premiere des Type 00 auf der Miami Art Week vor allem um das Design geht, sind die Informationen zur Technik derzeit noch spärlich. Das spätere Serienmodell soll auf der E-Plattform JEA basieren und nach WLTP auf 770 Kilometer Reichweite kommen. Als einzige weitere Info gibt Jaguar an, dass das Nachladen von bis zu 321 Kilometern in 15 Minuten möglich sein soll. Und es wird sich um einen viertürigen GT handeln.
Sollte das Serienauto ähnlich aussehen wie die Studie, ist mit der steilen, massiven Frontpartie keine optimale Aerodynamik zu erwarten. Daher dürfte ein Akku mit einem nutzbaren Energiegehalt von geschätzt 110 bis 120 kWh nötig sein, um auf die WLTP-Reichweite zu kommen – der weniger kantige Mercedes EQS kommt etwa mit einem 118-kWh-Akku auf 816 Kilometer nach WLTP. In einer Fußnote gibt Jaguar an, dass die 321 Kilometer in 15 Minuten an einer 350-kW-Säule nachgeladen werden können. Legt man die geschätzten 120 kWh zugrunde, würde das 50 kWh in 15 Minuten entsprechen – oder 200 kW als Durchschnitts-Ladeleistung in diesen 15 Minuten.
Zurück zu dem, was bekannt ist: Nachdem sich Jaguar mit seinen bisherigen Verbrenner-Limousinen im Premium-Markt bewegt hat – also als Konkurrenz zu Audi, Mercedes und BMW –, soll der Wandel zum reinen Elektrohersteller genutzt werden, um Jaguar eine Stufe höher im Luxussegment zu positionieren – daher auch der neue Auftritt mit dem anderen Logo. „Die Magie von Jaguar liegt mir sehr am Herzen – eine einzigartige britische Luxusmarke, die in ihrem Erbe, ihrer Kunstfertigkeit und ihrer emotionalen Anziehungskraft unübertroffen ist. Das ist Jaguar, wie wir es wieder aufleben lassen“, sagt Adrian Mardell, CEO der Mutterfirma JLR. „Wir werden das gleiche Gefühl der Ehrfurcht erzeugen, welches die ikonischen Modelle wie der E-Type umgab.“
Der Type 00 soll nichts weniger als die „physische Manifestation der neuen kreativen Philosophie von Jaguar“ sein. Beim Design wurde daher auch bewusst mit einigen Konventionen des E-Auto-Designs gebrochen – etwa mit einer möglichst kurzen Front, um den Platz im Innenraum zu maximieren. Die lange Fronthaube ist also gewollt. Auch wenn der „Copy Nothing“-Ethos beschworen wird, erinnert die Frontpartie doch etwas an Staatslimousinen oder Luxusmodelle von Rolls-Royce.
Die Sonderstellung des Type 00 in der Firmengeschichte soll sich übrigens auch im Namen widerspiegeln: Die Vorsilbe „Type“ weise auf die Herkunft der Marke und den legendären E-Type hin. „Die erste Null steht für null lokale Emissionen, die zweite für seinen Status als Auto Null unserer komplett neuen Modellfamilie“, so Jaguar.
Natürlich sollen polarisierende Showcars vor allem Aufmerksamkeit generieren und alleine mit der Diskussion um das neue Logo hat Jaguar schon viel von dieser Aufmerksamkeit bekommen. Wer darauf hofft, dass das spätere Serienmodell deutlich konventioneller ausfällt und vorrangig in Schwarz oder Silber verkauft wird, sollte sich aber nicht zu viele Hoffnungen machen. „Unsere Präsenz im Miami Design District ist die Verkörperung all dessen, was New Jaguar symbolisiert“, sagt etwa Rawdon Glover, Managing Director von Jaguar. „Unsere Kunden begeistern sich für Kunst und Kreativität in all ihren Formen.“
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