Norwegen: Steuer-Kluft zwischen E-Autos und Verbrennern wächst
Die Mehrheit der Abgeordneten im norwegischen Parlament hat am Wochenende den Haushalt für 2025 beschlossen. Damit ist klar, dass die bereits in Norwegen geltende Mehrwertsteuer-Befreiung für Elektroautos kommendes Jahr Bestand haben wird. Geplant ist, sie bis 2026 zu behalten. Die Befreiung gilt für elektrische Pkw mit einem Preis von bis zu 500.000 Norwegischen Kronen, umgerechnet knapp 43.000 Euro.
Die Steuern für neue Pkw mit Verbrennungsmotor werden unterdessen ab dem 1. April 2025 erhöht – bei Plug-in-Hybriden im Schnitt um über 45.000 NOK (rund 3.850 Euro), bei allen anderen Autos mit Verbrennungsmotoren um durchschnittlich 14.500 NOK (rund 1.240 Euro). Damit werden die ohnehin in Norwegen stark rückläufigen Verkäufe von nicht bzw. nicht vollständig elektrifizierten Autos noch unattraktiver. Ihr Anteil an den Zulassungen liegt seit Monaten im niedrigen einstelligen Bereich. Reine Elektroautos erreichten dagegen beispielsweise im November einen Marktanteil von 93,6 Prozent.
„Der Regierung ist es wichtig, dass sich normale Familien in Norwegen den Kauf eines Autos leisten können. Wir werden daher weiterhin die Möglichkeiten nutzen, die uns das EWR-Abkommen bietet, um sicherzustellen, dass die erfolgreiche norwegische Elektroauto-Politik auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden kann“, äußert Finanzminister Trygve Slagsvold Vedum von der Regierungspartei Sp (Zentrumspartei).
Unterstützer dieser Steuerpolitik sind neben den Regierungsparteien auch die Abgeordneten der Sozialistischen Linkspartei (SV). „Mit dieser Anpassung machen wir es möglich, dass Norwegen das erste Land der Welt mit 100 Prozent emissionsfreien Neuwagenverkäufen wird, was eine internationale Sensation in Bezug auf das Klima sein wird. Und das ist genau der Punkt, an dem SV in der Klimapolitik sein will“, äußert Lars Haltbrekken von der SV.
Auch der norwegische Elektroautoverband („Norsk Elbilforening“) lobt den Beschluss: „Mit dieser Einigung über den Haushalt machen wir einen weiteren Schritt in Richtung völliger Emissionsfreiheit bei den norwegischen Neuwagenverkäufen. Der Anteil der Elektroautos bei den Personenkraftwagen wird bis 2025 nahezu 100 Prozent betragen“, gibt sich Christina Bu, Generalsekretärin des norwegischen Elektroautoverbands, überzeugt.
Nur bei den Elektro-Transportern vollzieht sich die Antriebswende in Norwegen langsamer als gedacht. Die norwegische Umweltbehörde und die nationale öffentliche Straßenverwaltung hatten deshalb jüngst vorgeschlagen, ein neues Klimaziel für Transporter zu definieren: Als neue Deadline, ab der nur noch emissionsfreie neue Transporter verkauft werden dürfen, soll nicht mehr 2025, sondern das Jahr 2027 gelten. Beschlossen ist dies aber noch nicht.
Klar ist: Auch in diesem Bereich will die Regierung per Steuererhöhung eine Lenkungswirkung erreichen. Die Haushaltsvereinbarung für 2025 sieht daher eine „Steuererhöhung für neue umweltschädliche Lieferwagen“ vor, die jedoch wesentlich geringer ausfällt als bei den Pkw. Die durchschnittliche Steigerung für Transporter mit Verbrennungsmotor beträgt nur etwa 8.500 NOK, umgerechnet rund 730 Euro.
elbil.no, regjeringen.no (beide auf Norwegisch)
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