Weltpremiere Ford Puma Gen-E: Ford setzt seinen Bestseller unter Strom

Der Ford Puma ist in Europa das meistverkaufte Modell der Marke. Jetzt hat Ford dessen Elektro-Variante vorgestellt. Die Kölner betonen dessen dynamische Beschleunigung und zugleich die Effizienz. Dennoch ist unklar, ob der Puma Gen-E wirklich gut am Markt ankommen wird – wegen der Batterie und des Preises.

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Bild: Ford

Ganz klar: Ford ist in keiner einfachen Situation. Der Absatz in Europa sinkt stetig, die vor Jahren im Top-Management getroffenen Entscheidungen haben das Modellangebot von Ford stark beeinflusst. Einstige Bestseller wie der Kleinwagen Fiesta und den großen Mondeo gibt es nicht mehr, die Tage des Ford Focus sind gezählt – im November 2025 läuft dessen Produktion in Saarlouis aus, das Werk soll dicht gemacht werden. Im Kölner Werk baut Ford statt dem Fiesta E-SUV auf Basis des MEB von Volkswagen. Keine schlechten Autos, aber bisher bei den Stückzahlen kein Ersatz für den Fiesta. Unter anderem, weil es aus dem VW-Konzern eben sehr vergleichbare Modelle gibt und das zum Teil für weniger Geld.

Auftritt Puma Gen-E: Die im rumänischen Craiova gebaute Crossover-Baureihe hat sich als Verbrenner und Hybrid schon in der ersten Generation zum Bestseller der Marke entwickelt. Es liegt also nahe, dieses Modell zu elektrifizieren, wenn es ohnehin gut am Markt ankommt. Denn nicht nur Fords MEB-Modelle, sondern auch der aus Mexiko importierte Erstling Mustang Mach-E haben bisher in Europa nicht so recht gezündet.

Kann also der Puma Gen-E zum Elektro-Bestseller von Ford in Europa werden?

An der Optik dürfte es zumindest nicht scheitern. Es ist – wenig überraschend – ein Puma mit geschlossenem Kühlergrill. Elektroauto-Puristen werden sich an der langen Front stören, die ohne den Verbrenner an Bord so nicht nötig ist. Viele Kunden wünschen aber kein futuristisch gestyltes Elektroauto, sondern wollen ihr Wunschmodell einfach mit Elektroantrieb fahren – BMW und Stellantis haben so viele E-Autos verkauft. Und beim Puma spricht Ford selbst von dem „von den Kunden geschätzten Außendesign“, welches „verfeinert“ wurde – etwa mit dem geschlossenen Kühlergrill, der in Anlehnung an den Mustang Mach-E GT mit einem schwarzen Element nur noch umrissen wird.

„Unsere Kunden lieben das Design des Puma“, sagt auch Amko Leenarts, Direktor Design. „Für den Puma Gen-E haben wir darauf aufgebaut und für ihn einen eigenen Stil mit exklusiven Details entwickelt, ohne uns dabei von der Brillanz des Originals zu entfernen.“

Der Elektromotor unter der Fronthaube bringt es auf eine Leistung von 123 kW und ein Drehmoment von 290 Newtonmetern. Damit kann der Puma Gen-E in 8,0 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen (fast so schnell wie das stärkste Verbrenner-Modell) und maximal 160 km/h schnell fahren. Für einen Stadt-Crossover mehr als ausreichende Leistungsdaten, keine Frage. Mit einem WLTP-Verbrauch von 13,1 kWh/100km soll sich der von Ford im britischen Halewood gebaute Motor auch durch eine sehr gute Effizienz auszeichnen – auch wenn der Verbrauch mit der Premium-Ausstattung auf bis zu 14,5 kWh/100km steigt: Das sind gute Werte.

Ein Faktor, der den Kundenkreis des Puma Gen-E trotz des effizienten Antriebs einschränken dürfte, ist die Batterie. Denn diese teilt sich der Puma mit seinen Plattform-Brüdern E-Transit Courier und E-Tourneo Courier, die ebenfalls in Craiova vom Band laufen. Der gerade einmal 43 kWh große Akku mit NMC-Zellen sorgt im Puma Gen-E je nach Ausstattung für eine Reichweite von 347 bis maximal 376 Kilometer – nach WLTP. Das ist zwar besser als bei den Kastenwagen (288 Kilometer), dürfte aber so manch Kunden abschrecken. Denn wenn der Autobahn-Verbrauch im Winter doch in Richtung oder sogar leicht über die 20 kWh/100km steigt, sinkt die Reichweite spürbar. An den allermeisten Tagen im Jahr wird sie zwar mehr als ausreichen – Autos werden aber auch nach „Maximal-Anforderungen“ gekauft. Wenn das Auto auch für Urlaubsfahrten oder längere Ausflüge angeschafft wird, fahren viele im Alltag mit einer zu großen Batterie durch die Gegend. Und die Option, gegen Aufpreis einen größeren Akku bestellen zu können, fehlt bei Ford.

Dafür kann der Puma Gen-E mit einem anderen Feature punkten: einer recht kurzen Ladezeit. Gleichstrom fließt mit maximal 100 kW in den 43-kWh-Akku, die Ladedauer von zehn auf 80 Prozent gibt Ford mit 23 Minuten an – oder 23,2 Minuten, um genau zu sein. Da die 43 kWh der nutzbare Netto-Energiegehalt sind, fließen 30 kWh in den Akku, um von zehn auf 80 Prozent zu kommen. Die durchschnittliche Ladeleistung in diesem Bereich liegt somit bei 78 kW – gemessen an der Akkugröße ein sehr ordentlicher Wert. Wie gut es sich im Puma Gen-E auf der Autobahn mit vielen, aber dafür kurzen Ladestopps vorankommen lässt, werden dann die ersten Tests zeigen.

Puma Gen-E
AntriebFWD
Leistung123,5 kW
Drehmoment290 Nm
Beschleunigung8,0 s
Höchstgeschwindigkeit160 km/h
WLTPReichweite376 km
Batteriekapazität43 kWh
Ladeleistung DC100 kW
Ladezeit DC 10-80%23 min
Preis36.900 Euro

Die AC-Ladeleistung erwähnt Ford in der Mitteilung nicht. Sie dürfte aber wie bei dem Kleintransporter und Hochdach-Kombi bei elf Kilowatt liegen – deren Ladezeit beträgt 5,5 Stunden von null auf 100 Prozent. Eine bidirektionale Ladefähigkeit ist nicht bekannt und daher auch beim Puma Gen-E unwahrscheinlich. Denn das hätte Ford sicher erwähnt.

Der recht kleine Akku hat an anderer Stelle einen Vorteil: Mit 1.563 Kilogramm Leergewicht ist der Puma Gen-E recht leicht. Und er hat keinen negativen Einfluss auf die Platzverhältnisse im Auto, eher im Gegenteil: Beim Gen-E konnte Ford die „MegaBox“ genannte Ablage unter dem Kofferraum nochmals ausbauen, sie wird jetzt als „GigaBox“ angepriesen. Rechnet man dieses Ladeabteil unter dem eigentlichen Kofferraumboden dazu, passen dachhoch 574 Liter in den Puma Gen-E – wenn alle fünf Sitzplätze belegt sind. Die Standard-Angabe bis zur Höhe der Rücksitzlehnen beträgt immer noch stolze 523 Liter. Und das in einem 4,21 Meter langen Auto! Zum Vergleich: Ein neun Zentimeter längerer Kia EV3 bietet 460 Liter, ein MG4 (4,28 Meter) nur 363 Liter. Auch die Ladebreite zwischen den Radkästen von einem glatten Meter und die 72,5 Zentimeter Ladetiefe bis zu der Rücksitzlehne können sich sehen lassen.

Beim Puma Gen-E kommt noch ein 43 Liter großer Frunk unter der Fronthaube hinzu. „Er eignet sich ideal für das Ladekabel und die abnehmbare Anhängerkupplung, wenn der hintere Gepäckraum bereits gefüllt ist“, schriebt Ford selbst. Die Anhängerkupplung ist übrigens auf 750 Kilogramm Anhängelast ausgelegt, egal ob gebremst oder ungebremst.

Der Wettbewerb ist günstiger – oder bietet mehr

Im Innenraum bietet der Gen-E im Grunde bis auf die Mittelkonsole jene Features, wie sie mit dem Facelift der Verbrenner-Modelle in diesem Jahr eingeführt wurden. Es gibt zwei Displays, also ein rein digitales Cockpit mir 12,8-Zoll-Fahrer-Display und einen zwölf Zoll großen Infotainment-Touchscreen in der Mitte. Auf diesem läuft die aktuelle Version des SYNC4-Systems von Ford mit Cloud-Anbindung für die Navigation. Außerdem gibt es Amazons Sprachassistent Alexa oder Apple CarPlay und Android Auto, wenn die User ihre Systeme bevorzugen.

Die Mittelkonsole verzichtet auf einen klassischen Schalthebel der Verbrenner und bietet so mehr Platz für Ablagen, wie etwa eine induktive Ladeschale für Smartphones. Der Gangwahlhebel befindet sich beim Gen-E hinter dem Lenkrad. Er soll sich laut Ford mit den Fingerspitzen bedienen lassen und das „das Einlegen der jeweiligen Fahrstufe so einfach wie das Betätigen des Blinkers“ machen. Die Rekuperation kann in vier Stufen eingestellt werden – vom Segeln bis zum One-Pedal-Driving.

„Der Puma schreibt eine Erfolgsgeschichte: Unsere Kunden lieben sein sportliches Design und seine dynamischen Fahreigenschaften ebenso wie seine einzigartige Praktikabilität und den größten Kofferraum seiner Klasse“, betont Jon Williams, Geschäftsführer von Ford Blue und Model e in Europa. „Mit dem Puma Gen-E stellen wir jetzt den bisher besten Puma vor.“

Leider ist der Puma Gen-E auch einer der teuersten Pumas, nur das Sport-Modell ST kostet mehr. Die Basisversion startet bei 36.900 Euro, also 8.000 Euro mehr als das Verbrenner-Modell. Es wird aber auch ein Leasing-Angebot ab 299 Euro pro Monat angekündigt. Im Wettbewerbsumfeld wird es der Puma Gen-E damit nicht leicht haben. Ein VW ID.3 mit 52 kWh netto oder 388 Kilometer nach WLTP ist für unter 30.000 Euro zu haben, der Kia EV3 mit 35.990 Euro startet ähnlich teuer – bietet aber mit 58 kWh und 436 Kilometern mehr. Der Opel Frontera Electric, der mit 44 kWh einen ähnlich großen Akku hat, ist hingegen mit 28.990 Euro deutlich günstiger.

Quelle: Info per E-Mail

10 Kommentare

zu „Weltpremiere Ford Puma Gen-E: Ford setzt seinen Bestseller unter Strom“
Bergant
03.12.2024 um 13:21
Batterie zu klein, dieses Modell sollte eine Reichweite von mindestens 450 km bis 500 km haben.
e-Lover
03.12.2024 um 15:08
Dem möchte ich widersprechen. Die Eckdaten 43 kWh mit 100KW DC und dem postulierten Verbrauch bei einem Leergewicht von 1.563 Kg sind in Ordnung. Der Puma Gen-E ist damit einer der leichteren E-Fahrzeuge in seiner Klasse. Wer mehr Reichweite haben will, soll zu einer größeren Klasse oder einer anderen Architektur greifen. Auch wenn sich ein Mehrgewicht einer größeren Batterie bei guter Aerodynamik weniger auf den Stromverbrauch auswirken würde - es ist einfach nicht angebracht in einem Klein/Kompaktwagen eine 'große' Batterie mitzuschleppen, die man theoretisch nur bei langen (Urlaubs)Fahrten nutzt. Das mit der "möglichst viel Reichweite" muss raus aus dem Mindset. Off topic: Schaut bei 'Spritmonitor' rein. Fahrzeuge mit 'großer' Batterie werden im Alltag weithin viel häufiger nachgeladen als nötig. Wozu braucht es dann eine 'große' Batterie?
Dirk P
04.12.2024 um 00:40
Genau so ist es. Beim Autokauf sollte man das eigene Nutzungsprofil beachten. Auch der Puma Gen-E soll nicht für alle das perfekte Auto sein. Und für das Geborene ist er auch nicht wirklich zu teuer. Da darf man nicht nur Grundpreise vergleichen.
Gregor
03.12.2024 um 20:15
entweder der Markt kauft den mit der Akkugröße oder nicht. Masse spielt keinerlei Rolle egal ob nun Kleinwagen oder nicht. Es wäre jeden egal wenn der 2t wiegen würde. Oder denkst du die Autokäufer schauen alle auf das Gewicht.
Robert
03.12.2024 um 13:50
zu teuer Startpreis müsste bei 28000-29.000 Euro liegen dann könnte das ein Erfolg werden also ford runter mit den Premiumpreisen die Zeit der Early Adopter (die jeden Preis bezahlen) ist vorbei
Egewinnt
04.12.2024 um 07:21
...und nun ein wenig Öl ins Feuer: Wenn ich ein Model Y mit 455km Reichweite, mehr Platz, mehr Leistung, mehr Reichweite, mehr Ausstattung, eigenes Ladenetz etc. z.Zt. für 39970€ bekomme stellt sich die Frage, wozu ein Puma-E ?! Eine böse Zunge könnte sagen, ein umgebauter Gartenstuhl (ICE-Plattform mit weit Richtung Fahrbahn ragenden Batteriegehäuse). Andererseits jedes BEV mehr ist positiv, aber ob solche Konstellationen förderlich für eine erfolgreiche Marktdurchdringung sind kann bezweifelt werden. Sicherlich ist diese Reichweite für die meisten Fahrten ausreichend, keine Frage, aber garantiert wird jeder Puma-E Besitzer später ein anderes Fahrzeug fahren, denn die von Ford angegebenen Verbrauchswerte sind Labor- keine Realwerte und da liegt der Hund begraben. Laternenparker ohne häusliche Lademöglichkeit werden halt enttäuscht sein.
lanzu
03.12.2024 um 15:54
Die 29.000€ hat schon der Verbrenner auf der Liste. Der Preis scheint auch da eher auf der hohen Seite zu sein.
Dr. Erich Blöchinger
03.12.2024 um 14:41
Ein schönes Auto und sicher für Stadt , Land ausreichend; für viel Autobahn- und Weitfahrer gibt es ja den bequemen kraftvollen Mustang Mach E , da fahre ich bereits den zweiten Mustang hintereinander und bin sehr zufrieden bis begeistert. Sicher wird es , große Rabatte, das Leasing mit € 299 deutet bereits daraufhin
Götz Grütze
04.12.2024 um 06:28
Ich bin den Puma Benziner gefahren, definitiv keine Empfehlung. Und nun noch eine Batterie, die weniger als die Konkurenz hat. Das Auto ansich ist ja nicht nur für die Stadt. Und dann noch teurer als die Konkurenz. Auch der Explorer ist viel zu teuer.
Jörg
04.12.2024 um 08:23
Tut mir leid immer wieder darauf rumreiten zu müssen, aber ein Model 3 bekommt man schon für nur 3000€ mehr.....

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