„Reality Check Elektromobilität: Politische Ziele und Daten im Fokus“ – Elena Mandel von der NOW GmbH
Passend zum Konferenz-Motto „Flotte unter Strom“ sprach Elena Mandel darüber, wie schnell Fuhrparks die Einflottung von Elektroautos vorantreiben und wie sich der Antriebsmix gewerblicher Neuzulassungen von den privaten Neuzulassungen unterscheidet. Und da zeigt sich erstaunliches: Auch wenn viele Firmen die Anschaffung von Elektroautos als PR-Anlass nutzen und sich über eine Berichterstattung in den Medien freuen, so zeigt sich in den Neuzulassungszahlen ein anderes Bild. Auch wenn zwei Drittel aller Neuzulassungen in Deutschland gewerblich sind, so ist doch „die private Haltergruppe bei den Neuzulassungen von rein Batterie-elektrischen Fahrzeugen größer als die gewerbliche Haltergruppe“, so Elena Mandel. Es gab in den letzten Jahren nur eine einzige Ausnahme: Als der Umweltbonus für gewerbliche Neuzulassungen auslief, wurden im August 2023 ausnahmsweise mehr Elektroautos gewerblich als privat zugelassen.
Angesichts dieser Diskrepanz sieht Elena Mandel die Unternehmen in der Pflicht: „Was gewerbliche Fahrzeughalter angeht, ist es einfach notwendig, dass hier mehr elektrische Fahrzeuge beschafft werden.“ Schließlich haben gewerbliche Fahrzeugbeschaffungen indirekt auch einen großen Effekt auf private Autofahrer: „Gewerbliche Fahrzeuge gehen nach zwei bis vier Jahren in den Zweitmarkt über und dadurch eben in den privaten Bestand. Hier ist es aber auffällig, dass das Potenzial der gewerblichen Flotte aktuell noch nicht ausgeschöpft wird“, sagt Elena Mandel.
Traurigerweise zeigt sich zudem, dass neue Verbrenner zwar laut den Laborwerten heute weniger CO2 ausstoßen als früher. Doch laut einer Berechnung des Europäischen Rechnungshofs zu den im praktischen Fahrbetrieb tatsächlich verursachten Emissionen hat sich zwischen 2010 bis 2022 an den praktisch verursachten Emissionen wenig getan, es gab also wenig Verbesserung. „Hier haben wir einen Rebound-Effekt: Wir haben zwar verbesserte Motorentechnik und auch bessere Technologien im Verbrennerbereich, allerdings eben auch den Trend zur höheren Fahrzeugmasse und größerer Motorenleistung. Doch wenn ich ein Fahrzeug mit viel Leistung habe, dann geht das auf den Verbrauch und auch auf die CO2-Emission“, sagt Elena Mandel. Zum Erreichen der Flottengrenzwerte zur Dekarbonisierung des Verkehrs sei es eben wichtig, nicht nur Verbrenner zu verbessern, sondern auch auf die CO2-freie Mobilität umzustellen.
Einen möglichen Hemmschuh für die Elektrifizierung sieht Elena Mandel in den aktuell zur Verfügung stehenden Karosserietypen für Elektroautos: Hier stehen 86 SUV-Modelle und 45 Schrägheck-Modelle nur acht Kombi-Modellen gegenüber. Dabei sind Kombis gerade in Firmenflotten beliebt, vor allem im Außendienst. Hier sind also die Hersteller gefragt, entsprechend dem Bedarf der gewerblichen Abnehmer zu produzieren.
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