Durchschnittlicher E-Auto-Preis in Deutschland steigt

Das Center of Automotive Management hat die Elektroauto-Neuzulassungen in Deutschland und China genauer analysiert – nach Segmenten, Modellen und Preisen. Das klare Urteil der Forscher aus Bergisch Gladbach: „Mit dem derzeit verfügbaren Modellangebot in Deutschland ist ein schneller Markthochlauf der Elektromobilität nur schwer realisierbar.“

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Bild: Volkswagen

Positiv hält das CAM zu Beginn seiner Analyse zwar fest, dass das Angebot elektrischer Modelle in Deutschland im Jahr 2024 (betrachtet wurde der Zeitraum von Januar bis Oktober) von 105 Modellen im Gesamtjahr 2023 auf 134 Modelle gewachsen sei. „Allerdings machen SUVs über die Hälfte (56,7% bzw. 73 Modelle) aus, während sich das Modellangebot in den für den Hochlauf wichtigen Fahrzeugklassen Minis und Kleinwagen reduziert“, schränkt das CAM direkt wieder ein.

Eine Folge: Vor allem aufgrund des größeren Angebots im Segment der mittleren SUV ist der Anschaffungspreis von E-Autos weiter gestiegen – und zwar um satte 3.976 Euro. Mit 56.669 Euro (brutto, ohne Abzug der Förderung) waren die E-Autos in den ersten drei Quartalen 2024 um 7,5 Prozent teurer als im Gesamtjahr 2023. Dabei könnte aber auch der Ende 2023 eingestellte Umweltbonus eine Rolle gespielt haben: Wer mit knapperem Budget einen elektrischen Klein- oder Kompaktwagen anschaffen wollte, hat das 2024 ohne Förderung vielleicht nicht mehr getan – während bei teureren Autos der Umweltbonus ohnehin eine geringere Rolle gespielt hat. Genau beziffern lässt sich das natürlich nicht.

E-Kleinwagen-Segment schrumpft sogar

Der Trend zu größeren Autos zeigt sich auch an anderer Stelle: Die durchschnittliche Reichweite ist auf 463 Kilometer nach WLTP gestiegen, die durchschnittliche DC-Ladeleistung auf 156 kW. Das liegt aber nicht nur an Verbesserungen bei den größeren Autos, sondern schlichtweg auch daran, dass kleinere Autos mit „schlechteren“ Werten nicht mehr angeboten werden und damit auch nicht mehr Teil der Durchschnittswerte sind. Die Zahl der elektrischen Minis und Kleinwagen ist laut dem CAM von 12 auf 7 Modelle gesunken, Modelle wie der Renault Zoe und der Smart Fortwo wurden eingestellt.

Während die E-Autos in Deutschland also im Schnitt um 7,5 Prozent teurer geworden sind, sind in China die Preise für die zulassungstärksten Batterie-elektrischen Pkw im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich fünf Prozent gesunken – und zwar sowohl bei den Einstiegs- als auch den Top-Modellen. In Deutschland hat das CAM bei den 15 zulassungsstärksten Modellen eine Preissteigerung von 10,6 Prozent ermittelt, bei den Topvarianten sogar von 14,5 Prozent.

Dabei gibt es zum Teil enorme Unterschiede zwischen den Herstellern, wie die Elektroautos im Vergleich zu den Verbrennern (ohne PHEV) eingepreist werden. Bei der Mercedes-Benz Group hat das CAM eine Differenz von 16.000 Euro ermittelt, beim VW-Konzern von 14.000 Euro. Bei Stellantis sind es immerhin 9.000 Euro Differenz, bei BMW hingegen nur 950 Euro. „Hier wirkt sich insbesondere die Marke Mini aus, die mit dem Mini Cooper ein günstiges Elektro-Modell im Portfolio hat“, heißt es in der Mitteilung. Aber auch die chinesischen Hersteller, die in Deutschland aktiv sind, preisen ihre Elektroautos deutlich teurer ein als die teilweise auch angebotenen Verbrenner – hier gibt das CAM 13.000 Euro Preisunterschied an.

„Während sich die Reichweite und Ladeleistung von Elektromodellen relativ gut entwickeln, krankt der Markthochlauf der Elektromobilität in Deutschland wesentlich an wettbewerbsfähigen Anschaffungspreisen im Vergleich zu Verbrennern“, sagt CAM-Studienleiter Stefan Bratzel. „Der weitere Preisanstieg von Elektromodellen ist Gift für die neue Marktphase der Elektromobilität, bei der nach den technikaffinen Early Adoptern nunmehr Kundensegmente mit kleinerem Geldbeutel adressiert werden müssen.“

Für 2025 ist Bratzel aber optimistisch, auch mit Blick auf die CO2-Flottengrenzwerte: In den nächsten Monaten ist mit einer deutlichen Reduzierung der Anschaffungspreise bzw. mit hohen Sonderkonditionen und Rabatten zu rechnen, da die Hersteller ihre Elektrofahrzeugabsätze in Europa deutlich erhöhen müssen, um die sich verschärfenden CO2-Flottenziele zu erreichen. Insgesamt wird für die Automobilhersteller die Reduzierung der Herstellkosten von Elektrofahrzeugen ein zentraler Erfolgsfaktor, zumal die globalen Marktführer Tesla und BYD und weitere chinesische Hersteller bereits auf einer deutlich besseren Kostenbasis agieren.“

Quelle: Info per E-Mail

10 Kommentare

zu „Durchschnittlicher E-Auto-Preis in Deutschland steigt“
Gregor
05.12.2024 um 10:15
Wenn man sieht, was für eine Masse an Kleinwagen in 2025 alles in den Markt kommen, ist das hier alles nur reine Statistik und keinerlei Trend.
KBDCALLS
05.12.2024 um 10:40
Sorry, das ist nur Marketinggeblubber. Wo sind die Fakten? Und erscheinen die Autos dann auch tatsächlich?
Josef
05.12.2024 um 10:39
Ja, es kommen in 2025 viele Kleinwägen in den Markt, aber alle viel zu teuer für das gebotene. In der Regel mit kleinen Akkus und reellen Reichweiten um 200km. Ein eC3 fängt bei 24k an (wie alle Derivate von Stellantis...Fiat Grande Panda etc.) und der vergleichbare Verbrenner kostet 8 bis 10k weniger...ca 30% Unterschied. In dem Segment ist das soviel dass niemand die Autos kaufen wird. Selbst ein Dacia Spring, der noch billiger ist, muss teilweise zu Leasingraten um 39€/Monat verschleudert werden.Diese sogenannten "Kleinwägen" kosten soviel wie ein "ausgewachsener" gebrauchter Verbrenner mit relativ wenigen km...ein Passat Variant mit 3 Jahren bekommt man um 20k...wer soll die Kundschaft für solche überteuerten Autos sein? Die die genug Geld haben, kaufen ID3 aufwärts und die die im Kleinwagen-Segment unterwegs sind können sich nie ein 27k Auto neu kaufen.
TT
05.12.2024 um 11:26
Das ist ein weltweiter Trend. CNN hat letzte Woche geschrieben das der durchschnittliche Neuwagenpreis in USA beim Marktführer Ford jetzt bei $55000 liegt. Wenn man sich den Straßenverkehr in China anschaut, insbesondere die mit grünem Kennzeichen, also Elektro, sieht man nur noch Limousinen, Familienvans und SUV. Kompakte oder gar Kleinwagen gibt es nicht mehr!Deutsche Marken sieht man fast keine mit grünem Kennzeichen in China, nur bei den Blauen, also Verbrenner, sind sie noch stark vertreten, aber auch da viel größere Modelle als bei uns in Deutschland.Die Menschheit wird immer bequemer und erwartet immer mehr Luxus. Die Zeit der Kleinwagen geht zu Ende.
Uwe Bosse
08.12.2024 um 16:50
Der Anteil der Menschheit die kein erhöhtes Einkommen haben wird wahrscheinlich nicht größer. Sollen die denn in Zukunft auf ein eigenes Auto verzichten?
Jörg
05.12.2024 um 13:42
Ich wage mal zu behaupten, dass das vor Allem an den Märchenpreisen deutscher Hersteller liegt, die hier immer noch sehr beliebt sind...
Frank
06.12.2024 um 17:43
Der geneigter Autokäufer ist betriebswirtschaftlich kein Vollpfosten. Bei den aktuellen Strompreisen AC:55ct, DC:66ct kann ein E-Auto energetisch kein Kostenvorteil gegenüber eines Verbrenners ausspielen. Wir haben uns vor über 5 Jahren für ein E-Auto entschieden, haben aber fast ideale Bedingungen. Produzieren unseren Strom selbst per PV für 5ct/KWh, eigene Wallbox, bis heute keine Servicekosten in Rechnung gestellt. Das sind im Jahr mehr als 2500€ energetischer Kostenvorteil. Aber bei wieviel Haushalten sind den diese Bedingungen gegeben? Ich glaube der Markt ist gesättigt bei den aktuell gültigen Bedingungen. Mann müsste den Spritpreis asozial verdoppeln und mit den Überschüssen den Ladestrom subventionieren, damit überhaupt die Chance besteht, die Mehrkosten eines E-Autos wieder "Reinzufahren". Aber welcher Politiker hätte dafür den Arsch in der Hose. Kleiner Lichtblick, wird aber auch nichts ändern, in Bayern kann ein E-Auto 3h ab 2025 kostenlos parken. Auffällig war auch beim Wegfall der E-Autokaufprämie, das der Hersteller sofort für einen entsprechenden Ausgleich gesorgt hatte. Lässt mich ver- muten, das die Prämie bei Wagenneupreis bereits einkalkuliert war. Wie immer: Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren !
Manfred
06.12.2024 um 07:46
Ford hat über Jahrzehnte einen Kleinwagen in Köln gefertigt, jetzt will man in das stark umkämpfte Mittelklasse SUV Segment drängen, fast als letzter Hersteller. Die Lücke die dort mit dem Wegfall eines 12.000€ teuren Fiesta (ja, das war bis vor kurzem noch möglich mit etwas Verhandlungsgeschick) entsteht ist sehr groß. Vielleicht ist es ja gut, dass die Zahl der Autos auf den Straßen langsam geringer werden könnte. Klar wird das nicht einfach, aber das Auto sollte nicht mehr den Stellenwert haben wie vor 20 Jahren. Für durchschnittlich weniger als 40 km pro Tag genügt ein kleinerer Wagen. Ich muss mich selber an die Nase packen und meinen Elektro SUV in den nächsten jahren gegen etwas kleineres eintauschen, auch wenn ich etwas mehr fahre, genügt das völlig.
Battie
07.12.2024 um 19:44
Kleines Auto bedeutet kleine Marge, das war schon immer so. Die großflächige Umstellung auf Elektromobilität braucht Investitionen und noch ist nicht ganz klar, wie sich das Geld wieder reinholen lässt, zumal bei sich rasch verändernden Kosten - wegen Innovationen wie z.B. Feststoffzellen - für Batterien und weiterer Verbesserung der Haltbarkeit derselben. Alle Faktoren haben sich wohl noch nicht stabil genug austariert, um härter an die Renditegrenze ran zu gehen, wie es bei Kleinwagen unumgänglich ist, ohne das Risiko einzugehen, sich unangenehm zu verkalkulieren. Da kommt schnell die Stimmung auf, wer sich zuerst bewegt, hat verloren.
Kai
26.12.2024 um 11:13
Der Staat konzentriert sich auf die Förderung großer und teurer Wagen durch das Dienstwagenprivileg. Die Industrie liefert.Ich kenne seit Corona mehrere Leute, die 4/5 im Homeoffice sitzen und den Dienstwagen zu 90% privat nutzen. Die Dienstwagen werden jedoch immer größer und teurer. Energie sparen mit Flatrate, macht keiner. Kostet ja nix.Der Pendler mit sparsamen Klein- und Mittelklassewagen interessiert die Politik nicht, das ist der Sündenbock!

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