Kommt der ID. Buzz bald aus Polen?

Volkswagen Nutzfahrzeuge baut den ID. Buzz derzeit in seinem Stammwerk in Hannover. Jetzt soll VWN bei einer nicht-öffentlichen Betriebsversammlung Überlegungen bestätigt haben, die Produktion des Elektro-Vans komplett oder teilweise ins polnische Poznan zu verlagern.

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Bild: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Über die Pläne, die angeblich auf der Betriebsversammlung erwähnt wurden, hat zunächst die „Hannoversche Allgemeine“ berichtet. Indirekt wurden die Informationen aber vom Unternehmen bestätigt. Ein Sprecher der Marke sagte auf Anfrage der dpa, es gebe verschiedene Szenarien, die derzeit geprüft würden. Entschieden sei aber noch nichts.

Ob eine teilweise oder komplette Verlegung zu diesen Szenarien gehört, bestätigte der Sprecher aber nicht. Klar ist: Alleine die Tatsache, dass solche Szenarien durchgespielt werden, ist ungewöhnlich. Denn erst im Sommer 2024 hatte VWN nochmals in das Werk Hannover investiert, um die Produktion für weitere Varianten des ID. Buzz umzurüsten. Nachdem der alte T6.1 endgültig ausgelaufen ist, werden seit Ende Juli der T7 Multivan und der ID. Buzz jeweils auf eigenen Linien gebaut. Die reine Elektro-Van-Linie kann neben der Standard-Version auch den ID. Buzz mit langem Radstand sowie die Allrad-Variante GTX herstellen.

Was eine solche Teil-Verlagerung für das Werk bedeuten würde, lässt sich aktuell nicht abschätzen – VWN wollte wie erwähnt keine Details nennen. Klar ist aber: Der ID. Buzz verkauft sich schlechter als geplant. Von den einst angepeilten 130.000 Fahrzeugen pro Jahr ist der MEB-Van weit entfernt, im ersten Halbjahr kam das Modell auf weniger als 15.000 Auslieferungen. Seit Sommer wird auf beiden Linien nur noch in zwei Tagschichten produziert, die teurere Nachtschicht mit ihren Zuschlägen wurde gestrichen.

Es fällt also schwer, nur mit dem T7 Multivan und dem ID. Buzz das Werk in Hannover-Stöcken auszulasten. Denn nach dem Auslaufen des T6.1 wird die nächste Transporter-Generation in Kooperation mit Ford in der Türkei gebaut – samt der Elektro-Versionen. Anstatt in Hannover mit den Nutzfahrzeug-Varianten auf Stückzahlen zu kommen, bleiben also nur der Privatkunden-Van T7 Multivan und eben der ID. Buzz in der Pkw- und Nutzfahrzeug-Variante. Der T7 Multivan basiert auf dem MQB von Volkswagen, der ID. Buzz auf dem MEB – beides sind eher Pkw-Plattformen.

Auch die zwischenzeitlich diskutierte Produktion für andere Konzernmarken kam am Ende nicht zustande. Die „Hannoversche Allgemeine“ berichtet von einem „Batteriecoupé für Porsche“, bekannt sind auch die Vorhaben rund um das Artemis-Projekt, elektrische Oberklasse-Modelle für Bentley und Audi bei VWN in Hannover bauen zu lassen. Aber auch hier kam es zu einem Rückzieher.

Betrachtet man die Situation mit diesem Hintergrund, dürfte schon eine Teilverlagerung des ID. Buzz ein schwerer Schlag für das Werk Hannover sein. Denn wenn von nur zwei Baureihen, die das Werk aktuell nicht auslasten, auch noch eine Baureihe zum Teil abgezogen wird (und auch ein vollständiger Umzug diskutiert wird), stellt sich die Sinn-Frage nach dem verbleibenden Rest der Produktion in Hannover. Seitdem das Top-Management mehrere deutsche Werke öffentlich angezählt hat, dürfte sich die Stimmung der Beschäftigten von VWN nicht gerade bessern. Am Montag startet die vierte Tarifrunde bei VW.

haz.de (Paywall), heise.de

3 Kommentare

zu „Kommt der ID. Buzz bald aus Polen?“
sebastian
06.12.2024 um 23:27
Meiner Meinung steht Hannover auf der Abschussliste, zusammen mit Osnabrück und Emden. Aber letztendlich selber Schuld. Die IG Metall forderte immer mehr, teils unverschämte Löhne, zusammen mit einem überstarken Betriebsrat. Die SPD ließ sich durch solch überzogene Löhne die Macht in Niedersachsen sichern. Geht solange gut, bis es mal eben nicht mehr rund läuft, dann sind solche Gehaltsgefüge unverkraftbar. Dann wird eben der neue Generation eines Modells in der Türkei oder Polen gebaut.Wer zu gierig ist, hat irgendwann gar nichts mehr.
Manfred Stummer
09.12.2024 um 08:35
Hallo Sebastian, ich gebe Ihnen teilweise recht, aber das Hauptproblem liegt, m. A. nach, an den ständigen Forderungen nach "Technologieoffenheit" durch populistische Politiker welche letztlich den Hochlauf der E-Mobilität behindern und mögliche Käufer verunsichern. So rächt sich die Denkweise für immer nur eine Wahlperiode! Ändern können das nur die Wählerinnen. Bemerkenswert gerade der obige Artikel über die Forderungen der EVP! Das sind die wahren Totengräber der europäischen Autoindustrie.
Frank
09.12.2024 um 10:42
Ich halte es für ein betriebswirtschaftliches Problem. E-Auto fahren heißt aktuell hoher Anschaffungspreis, hohe Betriebskosten, umständlicher Ladevorgang für alle, die keine eigene Wallbox, PV Anlage und Lademöglichkeit über Nacht haben. Die Haushalte bei den letzteres zutrifft haben wahrscheinlich schon ein E-Auto. Wir fahren seit über 5 Jahren jetzt ein E-Auto und ich kann die Mehrkosten in der Anschaffung einfahren. Diese Möglichkeit hat ein Städter mit eine Mietwohnung im Leben nicht. Wenn Geld verbrennen, dann aber richtig: Brennstoffzelle ! Das Auto selbst ist eine großartige Lösung. Aber der Unterhalt tötet dieses Konzept. Ich komme mit jedem E-Auto kostenenergetisch drei mal soweit. Also alles Geld in die Bildung, damit in der Zukunft irgendein Fratz heraus findet, wie man günstig Wasserstoff herstellen kann, kalte Fusion lass ich auch noch gelten.

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