xpeng g6 fahrbericht geiger 2024 11
Bild: Xpeng
FahrberichtAutomobil

Xpeng G6: Die chinesische Kampfansage

VW haben sie als Partner schon in der Tasche und Tesla als wichtigsten Gegner im Visier. So wird XPeng zum aktuell vielleicht spannendsten Newcomer aus China und keines seiner Autos hat so gute Aussichten wie der G6.

X-Peng, Jipeng oder Schi-Päng – die phonetische Erstbegegnung ist alles andere als einfach und spätestens beim dritten Versuch hat sich die Zunge verknotet. Doch ein bisschen Übung kann nicht schaden, denn den Namen des zehn Jahre alten China-Start-Ups werden wir wohl noch öfter über die Lippen bringen müssen in den nächsten Jahren.

Nicht nur, weil sich VW mit 700 Millionen an der Firma aus Guangzhou beteiligt hat und sich von den Chinesen helfen lassen will, im wichtigsten Auslandsmarkt wieder ein Bein auf den Boden zu bekommen. Sondern auch weil, ihre Autos einfach gut sind. Schon das XXL-SUV G9 und die Limousine P7 haben viel Aufmerksamkeit erregt, aber seit sie in diesem Sommer den G6 nachgeschoben haben, verliert selbst der elektrische Weltmeister Tesla Model Y ein wenig von seinem Glanz.

Erst recht beim Blick auf den Preis. Denn während Tesla sein handliches SUV bei uns für mindestens 44.990 Euro verkauft, steht der G6 mit ganz ähnlichen Eckdaten für 43.600 Euro in der Liste – und nach oben geht die Schere weiter auseinander.

4,75 Meter lang, glatt und schnörkellos gezeichnet und bis auf das funkelnde X im LED-Gesicht ohne wirklich eigenständiges Auftritt – wäre der Xpeng nicht im leuchtenden Fiery Red lackiert, man könnte ihn glatt mit dem Modell Y verwechseln.

Und auch innen geben sich die Chinesen gar nicht erst die Mühe, ihr Vorbild zu verheimlichen. Der G6 ist deshalb genauso kühl und nüchtern eingerichtet und hat ein ähnlich stark reduziertes Bedienkonzept – nur dass er sich wenigsten hinter dem Lenkrad noch einen zweiten, wenn auch kleinen Bildschirm leistet, auf dem die wichtigsten Fahrinformationen angezeigt werden. Aber selbst die Lüftung regelt man am Touchscreen, öffnet dort auch das Handschuhfach oder justiert die Spiegel. Nur ausgerechnet für die Türen gibts noch einen Taster, wobei da doch jeder nach einem Griff sucht.

Dazu bietet der G6 bei 2,89 Metern Radstand reichlich Platz in beiden Reihen und einen Kofferraum von 571 Litern. Nur den Frunk haben sich die Chinesen bei Tesla leider nicht abgeschaut.

Dafür sind sie bei der Ausstattung ausgesprochen großzügig: Denn vom Panoramadach über die klimatisierten Sitze bis hin zum Highend-Sound-System und allen Assistenten für ein Fünf-Sterne-Rating lässt sie keine Wünsche offen. Erst recht, weil alles serienmäßig an Bord ist und es auf der Preisliste nur zwei Optionen gibt: Die elektrisch ausfahrbare Anhänger-Kupplung und die vier Sonderfarben, zu denen auch das leuchtende Orange des Erstlings zählt.

Beim Antrieb bietet Xpeng drei Konfigurationen: Das Basismodell (RWD Standard) fährt mit einem Heckmotor von 190 kW und 440 Nm, das ein LFP-Akku mit 66 kWh bis zu 435 Normkilometer weit bringt. Für den mindestens 47.600 Euro teuren RWD Long Range gibt’s an der Hinterachse 210 kW und im Boden NCM-Zellen mit 87,5 kWh, die für bis zu 570 Kilometer reichen. Und wer 51.600 Euro ausgibt, kommt mit einem zweiten Motor auf eine Systemleistung von 350 kW, muss den großen Akku dafür aber 20 Kilometer früher einstöpseln.

G6 G6 Long RangeG6 AWD
AntriebRWDRWDAWD
Leistung190 kW210 kW350 kW
Drehmoment440 Nm440 Nm660 Nm
Beschleunigung6,9 s6,7 s4,1 s
Höchstgeschwindigkeit200 km/h200 km/h200 km/h
WLTPReichweite435 km570 km550 km
Batteriekapazität66 kWh87,5 kWh87,5 kWh
Ladeleistung DC215 kW280 kW280 kW
Ladezeit DC 10-80%<20 min<20 min<20 min

Von 0 auf 100 in 6,9 bis 4,1 Sekunden, mit Bleifuß bis zu 200 km/h und beim Rekuperieren die Wahl zwischen Segeln oder One-Pedal-Fahren – der G6 ist präzise, flott und komfortabel. Aber während er auf der Straße kühl und nüchtern wirkt wie so viele Elektroautos vor allem aus Asien, denen es eher ums Ankommen geht als ums Unterwegssein, weckt er spätestens an der Ladesäule Begeisterung.

Denn die 800 Volt-Akkus haben eine höhere Ladeleistung als die allermeisten Konkurrenten und kommen erreichen ihren Peak erst bei 215 kW im Grundmodell und 280 kW in der Top-Version. Außer dem Lucid Air und den neuen Modellen von Porsche Taycan und Audi e-tron GT kommt da aktuell keiner mit – und dem großen Xpeng G9.

Kein Wunder, dass der Hub von 20 auf 80 Prozent in bestenfalls 15 Minuten gelingt. Da wechselt man besser von Cappuccino auf Espresso – oder trinkt seinen Kaffee daheim. Denn dort ist der G6 von der gemütlichen Sorte und nuckelt die Energie mit maximal 11 kW aus der Wallbox.

Zwar haben wir in den letzten Jahren viele Chinesen kommen und gehen sehen. Und natürlich muss es auch Xpeng erst einmal schaffen bei uns einen vernünftigen Vertrieb aufzubauen. Doch mit den chinesischen Tech-Giganten DiDi und Alibaba im Hintergrund, VW als Investor und dem Plan für ein klassisches Händlernetz statt eines Direktvertriebs sind die Chancen dafür vielleicht besser als bei vielen anderen Newcomern. Und mit ein bisschen Nachhilfe wird sich auch der Knoten in der Zunge irgendwann lösen.

8 Kommentare

zu „Xpeng G6: Die chinesische Kampfansage“
Aztasu
08.12.2024 um 18:57
Als Version mit großem Akku deutlich besser als das Model Y, und auch noch günstiger. Die Version mit kleinem Akku hat aber zu wenig Reichweite, das gilt ebenso für das Model Y. Für das Jahr 2025 sind um die 450km WLTP (Model Y) oder sogar weniger einfach nicht mehr zeitgemäß in deser Preis- und Größenklasse. Gerade SUVs verlieren deutlich an Reichweite bei höheren Geschwindigkeiten. Xpeng G6 mit großer Batterie ist absolut empfehlenswert.
Axel T.
20.12.2024 um 02:20
Was genau soll denn deutlich besser sein? Die Software ist es jedenfalls schon mal nicht was man so in Foren hört - das scheint noch eine ziemliche Baustelle zu sein. Aber ja, optisch hat Xpeng das Interface bzw. die UI schön bei Tesla abgeschaut - das stimmt. ;-) Bemängeln sollte man beim G6 auch noch den unnötig breiten Mitteltunnel, der viel Platz einnimmt und je nach Sitzposition die Beinfreiheit einschränken kann - das ist ziemlich unnötig in einem E-Auto. Zum Thema Reichweite: Das Einstiegs-Model Y mit dem BYD-Akku und 455km WLTP-Reichweite lädt so schnell, dass die Zahl an sich zweitrangig ist - es fährt in diversen Tests trotz relativ kleinem Akku bei den Langstreckenzeiten mit teils deutlich teureren Fahrzeugen mit größeren Akkus mit oder überholt diese sogar im Ergebnis. Und ein nicht ganz unwichtiger Punkt: Das Model Y ist Made in Germany.
Aztasu
25.12.2024 um 14:04
Der Xpeng G6 ist als Gesamtpaket deutlich besser als das völlig veralteten Model Y. Und bis auf die minimal geringere Reichweite beim SR RWD und LR RWD, die im Alltag nicht auffallen wird, ist diese Überlegenheit des Xpeng G6 schon mit einem Blick ersichtlich. Das Performance-Modell hat dann auch mehr Reichweite und ist schneller, wem es nur um die paar Kilometer geht... Dieser Fakt ist einfach Grundlagenwissen im Bereich der E-Mobilität. Wer dieses Verständnis nicht mitbringt, der ist einfach nur ein verblendeter Tesla fanboy.
Steinbacher
08.12.2024 um 19:07
Interesse an diesem Fahrzeug. Bitte um nähere Unterlage u LeasingangebotDankeMfGDr.Jürgen Steinbacher
Internet
09.12.2024 um 08:56
Sehr geehrter Herr Dr. Steinbecher,ich habe den Versand per Raben soeben veranlasst.MfG Das Internet
Markus
09.12.2024 um 09:49
Das man evtl kein Model Y kaufen würde eben wegen des nüchternen Konzepts ohne Hebel, etc. kommt man wohl nicht. Nein, man will es fast 1:1 kontern. Naja, schaun wir mal ob das was wird.
Tobias Münch
10.12.2024 um 14:18
Ich finde das Fahrzeug echt spannend und von den Daten auch sehr gut.Das einzige was mich hieran zögern lassen würde wäre, wie sieht es mit Ersatzteilen aus, wer übernimmt Garantie etc pp. Ich weiß German Angst in BestformUnd gibt es die Marke auch in 10 Jahren noch? Ich weiß, dann könnten auch VW, Tesla etc. verschwunden sein, aber die stehen und fallen eher nicht mit dem Wohlwollen der Zentralpartei, was in China schon eher der Fall ist.LG
C. Brinker
10.12.2024 um 16:41
Das Fahrzeug ist in hohem Maße interessant, leider habe ich Ausführungen zu den Assistenzsystemen vermisst, die nach meiner Kenntnis bislang nicht so gut weggekommen sind. Es bleibt spannend.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert