GM gibt Robotaxi-Geschäft Cruise auf

Der US-Automobilkonzern General Motors gibt nach milliardenschweren Investitionen sein Geschäft mit Robotaxis auf, das in der Sparte Cruise gebündelt war. Cruise konnte sich nie vom Unfall eines seiner autonomen Fahrzeuge mit einer Fußgängerin in San Francisco erholen.

Bild: Cruise

Das bei Cruise erlangte Know-how will General Motors aber freilich weiter nutzen. So soll Cruise mit anderen technischen Abteilungen von General Motors zu einer gemeinsamen Einheit zusammengelegt werden, die sich auf die Entwicklung von Fahrassistenzsystemen für künftige Privatautos konzentrieren soll – und zwar bis diese ebenfalls vollständig autonom fahren können.

Die Entwicklung von Robotaxis will GM hingegen nicht weiter finanzieren. Der erhebliche Zeit- und Ressourcenaufwand für den Aufbau des Geschäfts und der zunehmend wettbewerbsintensive Robotaxi-Markt machten diese Entscheidung notwendig, so das Unternehmen. Damit überlässt GM das Robotaxi-Geschäft faktisch der Google-Schwester Waymo, die bereits in Los Angeles, San Francisco, Austin und Phoenix mit Robotaxis aktiv ist und bis Ende 2025 in insgesamt zehn US-Städten präsent sein will. Waymo macht schon jetzt 150.000 Fahrten pro Woche mit Passagieren an Bord.

Zudem arbeitet die Amazon-Tochter Zoox an einem Start in Las Vegas und San Francisco und hat dafür ein komplett neues Fahrzeug ohne Lenkrad und Pedale entwickelt. Und auch Tesla will 2026 mit seinem Cybercab an den Start gehen, während in Europa der mit Porsche verbandelte Autohersteller Rimac ebenfalls 2026 seinen Robotaxi-Dienst Verne starten will.

Doch zurück zu Cruise: Der Robotaxi-Dienst war einst aggressiv in viele US-Städte expandiert, stellte seinen Betrieb aber vorübergehend ein, nachdem eines seiner Fahrzeuge bei einem Unfall im Oktober 2023 in San Francisco eine Fußgängerin rund sechs Meter mitgeschleppt hatte. Zwar erkannte das Fahrzeug damals offenbar die Kollision, nicht aber, dass die Frau nach dem Crash unter dem Auto lag. Im Sommer 2024 begann Cruise dann, seine Fahrzeuge wieder in mehreren US-Städten auf die Straßen zu bringen, allerdings vorerst nur mit Sicherheitsfahrern an Bord, die bei brenzligen Situationen eingreifen können. Doch damit ist es nun vorbei.

GM-Chefin Mary Barra sagt zu dem Schritt: „Cruise war ein früher Innovator im Bereich des autonomen Fahrens, und die tiefere Integration unserer Teams, gepaart mit den starken Marken, der Größe und der Produktionsstärke von GM, wird dazu beitragen, unsere Vision für die Zukunft des Verkehrs voranzutreiben.“

Dave Richardson, Senior Vice President of Software and Services Engineering bei GM, ergänzt: „Als größter US-Automobilhersteller setzen wir uns voll und ganz für das autonome Fahren ein und freuen uns darauf, den GM-Kunden die Vorteile des autonomen Fahrens näher zu bringen – wie erhöhte Sicherheit, verbesserter Verkehrsfluss, bessere Zugänglichkeit und weniger Stress für den Fahrer.“

Durch die Neuausrichtung von Cruise zum Innovationslabor für klassische Pkw will General Motors mehr als eine Milliarde US-Dollar pro Jahr sparen. Cruise hat in den letzten Jahren über zehn Milliarden US-Dollar an Kapital verschlungen – somit sei das Geschäft ein „Milliardengrab“ gewesen, wie Spiegel Online schreibt.

Cruise hatte vor vier Jahren den deutschen Radarhersteller Astyx vom Zulieferer ZF Friedrichshafen gekauft und dessen Münchner Zentrale zu seinem Deutschlandstandort gemacht. Das Unternehmen firmiert heute als Cruise Munich GmbH. Wie es im Zuge der Neuausrichtung mit der Deutschland-Tochter weitergeht, ist im Moment noch nicht bekannt.

gm.com, spiegel.de, handelsblatt.com

0 Kommentare

zu „GM gibt Robotaxi-Geschäft Cruise auf“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert