Flugtaxi-Entwickler Archer bekommt 430 Millionen US-Dollar
Bei der Finanzierungsrunde haben sich die langjährigen strategischen Partner Stellantis und United Airlines sowie neue institutionelle Investoren beteiligt, darunter Wellington Management und die Investment-Holding 2PointZero aus Abu Dhabi. Dass sich Abu Dhabi finanziell bei Archer engagieren könnte, hatte sich bereits angedeutet: Archer hatte vor wenigen Tagen eine Vereinbarung mit mehreren Einrichtungen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Abu Dhabi geschlossen, um die Einführung seines Flugbetriebs in Abu Dhabi voranzutreiben und dort auch Produktionskapazitäten aufzubauen.
Archer beendete das dritte Quartal 2024 mit 502 Millionen US-Dollar an Barmitteln und Barmitteläquivalenten in seiner Bilanz. Durch die neue Finanzierungsrunde hat Archer bis heute insgesamt rund zwei Milliarden US-Dollar an Kapital aufgenommen und sieht sich finanziell gut aufgestellt für die Zukunft.
Hybrides Militärflugzeug geplant
Zugleich gab Archer eine Zusammenarbeit mit Anduril Industries bekannt, einem Unternehmen für Militärtechnologie, das sich zum Ziel gesetzt hat, die militärischen Fähigkeiten der USA und ihrer Verbündeten durch fortschrittliche Technologien zu verbessern. Anduril setzt dabei auf Dinge wie künstliche Intelligenz, Computer Vision, Sensorfusion, Optik und Automatisierung.
Beide Partner wollen ein senkrecht startendes und landendes Flugzeug (VTOL) für militärische Zwecke entwickeln, dass allerdings anders als Flugtaxi „Midnight“ von Archer nicht vollelektrisch angetrieben wird, sondern mit einem Hybridantrieb. Das zu entwickelnde Hybrid-Flugzeug ist für ein potenzielles Programm des US-Verteidigungsministeriums bestimmt. Das US-Militär hat sich schon früh für die Technologie von Archer interessiert – und die US Air Force bereits im August ein „Midnight“-eVTOL von Archer für Testzwecke erhalten. Und das wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, zu dem „Midnight“ noch gar nicht im kommerziellen Einsatz war und auch bis heute noch nicht ist.
Dank der Fähigkeit von Archer, VTOL-Flugzeuge unter Verwendung bestehender kommerzieller Teile und Lieferketten schnell zu entwickeln, und der umfassenden Erfahrung von Anduril in den Bereichen künstliche Intelligenz, Missionierung und Systemintegration erhoffen sich die Partner, militärische Fluggeräte zu einem Bruchteil der Kosten herkömmlicher Alternativen anbieten zu können.
„Schnelle Innovation und skalierbare Produktion sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der technologischen Überlegenheit“, sagte Shane Arnott, SVP of Engineering bei Anduril. „Anduril und Archer haben eine gemeinsame Vision für die Entwicklung von Fähigkeiten, die den dringenden nationalen Sicherheitsbedürfnissen entsprechen, und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Archer, um unseren Kunden fortschrittliche Senkrechtstarter zur Verfügung zu stellen.“
Archer-CEO Adam Goldstein sagte: „Das Team von Archer verfügt über fundierte Kenntnisse in der schnellen Entwicklung, Konstruktion und Produktion von Senkrechtstarter-Flugzeugen der nächsten Generation. Mit Anduril an unserer Seite und diesem neuen Kapitalzufluss werden wir die Entwicklung und den Einsatz fortschrittlicher Luft- und Raumfahrttechnologien in großem Maßstab beschleunigen.“
Für den neuen Bereich Archer Defense hat das Unternehmen Joseph Pantalone engagiert. Er ist eine erfahrene Führungskraft in der militärischen Luftfahrt mit fast 30 Jahren Erfahrung bei Lockheed Martin und Sikorsky. Er kann dabei auf das Expertenwissen des Militärbeirats von Archer zurückgreifen, der im Mai 2023 gegründet wurde und sich aus hochdekorierten militärischen Führungskräften im Ruhestand zusammensetzt.
Flugtaxis in Deutschland
Senkrecht startende und landende Fluggeräte (VTOL) sind bislang eine Wette auf die Zukunft. Die Entwickler der Fluggeräte können diese erst nach einem aufwendigen Zertifizierungsprozess kommerzialisieren. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat diese Woche eine Advanced-Air-Mobility-Strategie vorgelegt mit dem Ziel, Deutschland als führenden Standort für die Entwicklung und den Betrieb von Drohnen und elektrischen Flugtaxis zu etablieren.
Doch die beiden bekanntesten deutschen Flugtaxi-Startups haben zu kämpfen: Der bayrische Flugtaxi-Entwickler Lilium saniert sich seit November in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, nachdem das Unternehmen nicht die gewünschte Staatsbürgschaft erhielt. Und Liliums badischer Wettbewerber Volocopter, der ebenfalls auf Staatshilfe gehofft hatte, wird möglicherweise an den chinesischen Autokonzern Geely verkauft.
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