Hyundai macht Joint Venture mit BAIC zum Anker seiner China-Strategie
Die neuen Produkte, die in Regie von Beijing Hyundai verantwortet werden, sollen die Autos des südkoreanischen Herstellers „in Bereichen wie Elektrifizierung, intelligente Technologien und autonomes Fahren“ auf Augenhöhe mit chinesischen Pkw bringen. Denn diese sind bei E-Antrieb und Smart-Car-Funktionen aus Sicht von Hyundai offenbar nur im Schulterschluss mit einem lokalen Partner und entsprechendem Markt-Knowhow einholbar.
Vorgesehen ist nun, das seit 2022 bestehende 50:50-Joint Venture Beijing Hyundai Motor mit Sitz in Peking aufzuwerten und zu befähigen, diesen Vorstoß anzuführen. Beide Seiten investieren dafür je 548 Millionen Dollar (insgesamt 1,1 Milliarden USD). Ziel sei neben der auf China zugeschnittenen Produktentwicklung auch die dortige Herstellung von Autos für die internationalen Märkte. Nach dem Verkauf von zwei Autofabriken in China soll Beijing Hyundai laut der „Korea Economic Daily“ derzeit drei Werke mit einer Produktionskapazität von insgesamt 1,05 Millionen Einheiten betreiben.
Die Investitionsentscheidung erfolgt fast ein Jahr, nachdem im Januar der Plan beider Partner durchgesickert war, gemeinsam eine neue Elektromarke in China einführen zu wollen. Die „Korea Economic Daily“ schrieb seinerzeit unter Berufung auf einen Insider, dass die Marke mit dem internen Codenamen OE RE speziell auf den chinesischen Markt zugeschnittene E-Autos mit günstigeren LFP-Batterien anbieten wolle. Bestätigt hat sich der Launch der Marke zwar bis heute nicht. Ein starkes Signal sendete Beijing Hyundai aber durch eine im April publik gemachte Liefervereinbarung mit CATL, über die voraussichtlich mehr als zehn neue E-Modelle einführen werden sollen.
China war für Hyundai bisher stets ein schwieriges Pflaster: Ein früherer Plan, wonach Beijing Hyundai in China E-Autos der BAIC-Marke Arcfox fertigen sollte, ist früheren Medienberichten zufolge aus finanziellen Gründen gescheitert. Arcfox ist eine 2017 von dem chinesischen Autokonzern gegründete Premium-Marke. Es wäre das erste Mal gewesen, dass Hyundai Autos einer Marke baut, die nicht zum eigenen Konzern gehört. Die Idee hinter der offenbar wieder verworfenen Strategie war, die niedrige Auslastung von Hyundais Werken in China wieder zu steigern.
Ursprünglich soll Hyundai laut einem früheren Artikel der „Korea Economic Daily“ geplant haben, schlicht Elektromodelle seiner Marke Ioniq in China einzuführen. Dieser Plan sei aber ebenfalls wieder verworfen worden, weil es als „leichtsinnig“ bewertet wurde, mit seiner eigenen Marke gegen marktbeherrschende chinesische E-Auto-Hersteller wie BYD anzutreten.
Dass sich Hyundai in China schwertut, hat auch politische Gründe. Wie die „Korea Economic Daily“ im Januar skizzierte, ist die jährliche Autoproduktion (über alle Antriebsarten hinweg) von Hyundai in China von 1,6 Millionen Einheiten in 2017 auf etwa 250.000 gefallen. Hintergrund sind von der Regierung erlassene Restriktionen gegen koreanische Marken als Reaktion auf die 2017 erfolgte Stationierung eines US-Raketenabwehrsystems namens THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) in Seoul. „In dieser Zeit verpasste Hyundai Motor die Chance, vom Boom der Elektroautos in China zu profitieren, und liegt beim Gesamtabsatz von Elektroautos hinter den neuen chinesischen Marken zurück“, so die Zeitung. Hyundai habe einst den vollständigen Rückzug aus dem Nachbarland erwogen, sich dann aber entschlossen, sein Geschäft mit sauberen Fahrzeugen wiederzubeleben.
autonews.gasgoo.com, kedglobal.com, hkexnews.hk
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