VW trennt sich in Zwickau 2025 von übrigen befristeten Mitarbeitern
Noch 2023 beschäftigte VW in Zwickau mehr als 2.500 befristet eingestellte Mitarbeiter. Durch bereits ausgelaufene Verträge sind laut der Freien Presse aktuell noch rund 1.000 Beschäftigte mit befristetem Arbeitsverhältnis übrig. Wie sich im Sommer bereits abzeichnete, müssen aber auch sie Ende 2025 gehen: Ihre Verträge werden nicht verlängert. Ein VW-Sprecher äußerte gegenüber der Freien Presse, dass sich die Auftragslage kaum verbessert habe – und zeitnah auch nicht mit einer positiven Änderung zu rechnen sei.
Die betroffenen Mitarbeiter wollen das nicht stumm hinnehmen. Sie haben sich inzwischen in einem offenen Brief an die Konzernspitzen in Wolfsburg und Sachsen sowie an die Vertreter von Bundes- und Landesregierung gewandt. Darin machen sie die Konzernführung und die Politik für den „Niedergang“ verantwortlich. Das Jahr 2024 habe sich angefühlt wie ein „Sterben auf Raten“, heißt es an einer Stelle. Und: „Wir fühlen uns von Politik und Vorstand im Stich gelassen […], wir müssen für dieses Versagen auf ganzer Linie nun bezahlen.“ Mittlerweile habe sich die Situation noch weiter verschärft: „Auch unsere unbefristeten Kolleginnen und Kollegen leben und arbeiten in Unsicherheit.“
Die Pläne zu den Stellenstreichungen sollen bereits länger in der Schublade liegen. Im Fokus dabei: Jene befristeten Arbeitsverträge, die Ende kommenden Jahres auslaufen. Bereits 2023 und 2024 hat Volkswagen bei befristeten Mitarbeitern gespart. Laut Zwickau Radio wurden im laufenden Jahr ebenfalls 1.000 Arbeitsverträge auslaufen gelassen, etwa 700 befristet Beschäftigten sei aber ein Übernahmeangebot unterbreitet worden. 2023 soll sich die Anzahl der ausgelaufenen Verträge auf rund 270 belaufen haben.
Als Grund gilt die schleppende Nachfrage nach E-Autos aus der VW-Gruppe. Vor diesem Hintergrund wurden auch die beiden Fertigungslinien im Zwickauer Werk im September auf Zwei-Schicht-Betrieb (ohne Nachtschicht) umgestellt. Seitdem werden ergo weniger Arbeitskräfte gebraucht, allerdings wolle man „flexibel bleiben“, falls die Nachfrage wieder anzieht, wurde im Juli ein VW-Sprecher beim MDR zitiert.
Mit Stand von Juli arbeiten im Werk in Zwickau rund 9.400 Menschen. Es waren zwischenzeitlich schon einmal an die 11.000. Zum Vergleich: Vor der Umwidmung der Zwickauer Fabrik in eine reine E-Auto-Produktionsstätte gingen dem MDR zufolge zwischen 6.500 und 7.500 Mitarbeiter in Zwickau ihrer Arbeit nach. Ab 2019 erfolgte also eine große Einstellungswelle. Noch 2022 – so heißt es auch in dem Brandbrief – waren die Absatzschwierigkeiten nicht abzusehen.
Auf der Fertigungslinie eins werden in der sächsischen Fabrik der VW ID.3 und der Cupra Born hergestellt. Auf der Fertigungslinie zwei laufen der ID.4 und ID.5 von VW sowie der Q4 e-tron und Q4 Sportback e-tron von Audi vom Band. Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 kam es vor Ort zu Produktionspausen, etwa im Oktober 2023, als Volkswagen die Fertigungslinie eins für rund zwei Wochen stoppte – ebenfalls wegen der schwachen Nachfrage. Anschließend lief die Produktion der beiden Modelle aber wieder im Dreischichtbetrieb. Im November und Dezember 2023 ereilte die Belegschaft aber die nächsten Hiobsbotschaften: Zunächst wurde bei der Fertigung des VW ID.3 und Cupra Born die Nachtschicht gestrichen, danach fuhr VW die Produktion der beiden Stromer in der Adventszeit ganz herunter.
freiepresse.de (Paywall) via bild.de, radiozwickau.de, static.radiozwickau.de (offener Brief)
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