VW trennt sich in Zwickau 2025 von übrigen befristeten Mitarbeitern

Volkswagen lässt alle Verträge der aktuell rund 1.000 befristeten Mitarbeiter im Zwickauer Elektroauto-Werk bis Ende 2025 auslaufen. Das bestätigten VW und der Betriebsrat nach einer Betriebsversammlung. Gerüchte hatte es bereits im Juli gegeben.

Bild: Seat

Noch 2023 beschäftigte VW in Zwickau mehr als 2.500 befristet eingestellte Mitarbeiter. Durch bereits ausgelaufene Verträge sind laut der Freien Presse aktuell noch rund 1.000 Beschäftigte mit befristetem Arbeitsverhältnis übrig. Wie sich im Sommer bereits abzeichnete, müssen aber auch sie Ende 2025 gehen: Ihre Verträge werden nicht verlängert. Ein VW-Sprecher äußerte gegenüber der Freien Presse, dass sich die Auftragslage kaum verbessert habe – und zeitnah auch nicht mit einer positiven Änderung zu rechnen sei.

Die betroffenen Mitarbeiter wollen das nicht stumm hinnehmen. Sie haben sich inzwischen in einem offenen Brief an die Konzernspitzen in Wolfsburg und Sachsen sowie an die Vertreter von Bundes- und Landesregierung gewandt. Darin machen sie die Konzernführung und die Politik für den „Niedergang“ verantwortlich. Das Jahr 2024 habe sich angefühlt wie ein „Sterben auf Raten“, heißt es an einer Stelle. Und: „Wir fühlen uns von Politik und Vorstand im Stich gelassen […], wir müssen für dieses Versagen auf ganzer Linie nun bezahlen.“ Mittlerweile habe sich die Situation noch weiter verschärft: „Auch unsere unbefristeten Kolleginnen und Kollegen leben und arbeiten in Unsicherheit.“

Die Pläne zu den Stellenstreichungen sollen bereits länger in der Schublade liegen. Im Fokus dabei: Jene befristeten Arbeitsverträge, die Ende kommenden Jahres auslaufen. Bereits 2023 und 2024 hat Volkswagen bei befristeten Mitarbeitern gespart. Laut Zwickau Radio wurden im laufenden Jahr ebenfalls 1.000 Arbeitsverträge auslaufen gelassen, etwa 700 befristet Beschäftigten sei aber ein Übernahmeangebot unterbreitet worden. 2023 soll sich die Anzahl der ausgelaufenen Verträge auf rund 270 belaufen haben.

Als Grund gilt die schleppende Nachfrage nach E-Autos aus der VW-Gruppe. Vor diesem Hintergrund wurden auch die beiden Fertigungslinien im Zwickauer Werk im September auf Zwei-Schicht-Betrieb (ohne Nachtschicht) umgestellt. Seitdem werden ergo weniger Arbeitskräfte gebraucht, allerdings wolle man „flexibel bleiben“, falls die Nachfrage wieder anzieht, wurde im Juli ein VW-Sprecher beim MDR zitiert.

Mit Stand von Juli arbeiten im Werk in Zwickau rund 9.400 Menschen. Es waren zwischenzeitlich schon einmal an die 11.000. Zum Vergleich: Vor der Umwidmung der Zwickauer Fabrik in eine reine E-Auto-Produktionsstätte gingen dem MDR zufolge zwischen 6.500 und 7.500 Mitarbeiter in Zwickau ihrer Arbeit nach. Ab 2019 erfolgte also eine große Einstellungswelle. Noch 2022 – so heißt es auch in dem Brandbrief – waren die Absatzschwierigkeiten nicht abzusehen.

Auf der Fertigungslinie eins werden in der sächsischen Fabrik der VW ID.3 und der Cupra Born hergestellt. Auf der Fertigungslinie zwei laufen der ID.4 und ID.5 von VW sowie der Q4 e-tron und Q4 Sportback e-tron von Audi vom Band. Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 kam es vor Ort zu Produktionspausen, etwa im Oktober 2023, als Volkswagen die Fertigungslinie eins für rund zwei Wochen stoppte – ebenfalls wegen der schwachen Nachfrage. Anschließend lief die Produktion der beiden Modelle aber wieder im Dreischichtbetrieb. Im November und Dezember 2023 ereilte die Belegschaft aber die nächsten Hiobsbotschaften: Zunächst wurde bei der Fertigung des VW ID.3 und Cupra Born die Nachtschicht gestrichen, danach fuhr VW die Produktion der beiden Stromer in der Adventszeit ganz herunter.

freiepresse.de (Paywall) via bild.de, radiozwickau.de, static.radiozwickau.de (offener Brief)

15 Kommentare

zu „VW trennt sich in Zwickau 2025 von übrigen befristeten Mitarbeitern“
Musicman
13.12.2024 um 09:49
Fehler der Geschäftsleitung zahlt halt immer das unschuldige, arbeitende Volk. Sehr traurig. Aber offen gesagt VW hat nicht mal ernsthaft versucht mehr E-Autos zu verkaufen. Dennoch fühle ich mit den Mitarbeitern. Eine Schande für die Führung bei VW. Ihr alleine tragt die Schuld daran.
Marc
13.12.2024 um 15:37
Es wundert schon sehr, dass man über Kundennachfrage diskutiert wobei das Problem die Kundennachfrage nach VW Produkten ist. VW kann keine technologisch gleichwertige Produkte wie BYD oder andere chinesische Hersteller zu realistischen Preisen liefern. VW hat die Batterie und Softwareentwicklung verschlafen und sich auf alte Technologien verlassen. Das ging für Jahre gut und man hat fleißig die Gewinne aus China genutzt und die Management Inkompetenz zu kaschieren. Die Nachfrage nach guenstigen e-Autos ist da: https://www.reuters.com/business/autos-transportation/global-ev-sales-hit-third-consecutive-record-high-2024-12-13/
Peter
18.12.2024 um 11:48
Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich habe mir heuer einen Cupra Born gekauft, der gleichpreisig mit den BYD-Modell ist. Im Vergleich zu Leon und Golf war er bei gleicher Ausstattung sogar um 2.000 bis 3.000 € günstiger, nur mit dem Unterschied, dass ich beim reinelektrischrn rund 80 PS mehr unterm Hintern hab. Allerdings beziehe ich mich hier auf Österreich.
Aztasu
16.12.2024 um 10:47
Die MEB Fahrzeuge sind technisch absolut gleichwertig zu den BYD und Tesla Fahrzeugen.
Micha
13.12.2024 um 10:12
Sorry nennt sich Marktwirtschaft. Das Unternehmen muss auch existieren können. VW Gruppe ist mit weitem Abstand der Führende Verkäufer von E Autos in Europa... mehr geht halt derzeit nicht bei der Kundennachfrage. Das man staatliche Zuschüsse von heut auf morgen streicht hilft sicherlich auch nicht. Das die Kunden einfach in Summe immer noch lieber Hybride/Benziner wollen ist halt so.Wäre es für die Menschen besser gewesen, sie gar nicht erst befristet einzustellen? Es sind Wirtschaftsunternehmen und keine Beamtenapparate. So wie die Führung entschieden hat denen einen befristeten Job zu geben, so wurde jetzt entschieden die Befristung nicht zu verlängern.
Marc
13.12.2024 um 15:13
Die informationspolitik von Volkswagen und die Strategie sich im Markt mit alten Produkten zu behaupten ist schade. Ich habe in den USA einen ID4 gefahren und war sehr zufrieden damit. Als ich nach Kolumbien ausgewandert bin, wollte ich wieder ein ID4 kaufen aber selbst nach jahrelanger Ankuendigungen, ist der ID4 hier nich erhaeltlich. Nach zoegern habe ich mir ein BYD Yuan Up (BEV) gekauft und bin sehr zufrieden damit. Es it definitiv qualitativ vergleichbar mit den Volkswagenprodukte die hier angeboten werden.
Gunnar
13.12.2024 um 10:52
"mehr geht halt derzeit nicht bei der Kundennachfrage" Na klar, immer schön die Fehler woanders suchen. Das ist bequem. Die armen armen VW-Manager können leider überhaupt nichts dafür.
Micha
13.12.2024 um 15:37
Das mag ja sein, aber was hat das mit VW Deutschland zu tun? VW Deutschland produziert für Europa.Für Südamerika sind Werke in Mexiko, Brasilien, Argentinien da.
Tom
14.12.2024 um 07:30
Ich möchte im Frühjahr ein neues E-Auto. Ein VW kommt nicht ansatzweise in die engere Auswahl.
Peter
18.12.2024 um 11:53
Warum? Ich habe dieses Jahr zugeschlagen und es nicht bereuht. Puncto Preis-Leistungs-Verhältnis kann, wenn man genau hinschaut und den Medien nicht alles blind glaubt, VW kaum jemand das Wasser reichen. Vorallem die aktuellen Preissenkungen machen die Lage nochmals attraktiver.
Josef
14.12.2024 um 14:47
Echt? Derzeit kommt für mich nur der ID7 in Frage...und offensichtlich für viele, da den zweiten Monat in Folge an Platz 2 hinter dem Enyaq inm Verkauf in Deutschland. Bin inzwischen 9 eAutos gefahren...der ID7 ist das rundeste Angebot aus Komfort, Leistung und Effizienz...nicht überall der Beste, aber in Summe kaum schlagbar.
Battie
14.12.2024 um 20:42
Sollte dann nur noch weniger teuer sein, und schon ist die Welt wieder in Ordnung (?)
Teslajoe
16.12.2024 um 07:39
VW ist nicht erst seit gestern krank. Fehler wurden; ja von allen Seiten gemacht, insbesondere vom Management. Allerdings ist dieses System , Betriebsrat, IGM, Land Niedersachsen und Anteilseigner unregierbar geworden. Selbst wenn ein CEO alles auf den Kopf gestellt hätte, wäre seiner gerollt. Alle haben sich Jahrzehnte in diesem System wohlgefühlt und gut verdient. Aber auch die Mitarbeiter. Ich gönne Allen hohe Löhne, die Verkaufspreise und die Technik sind nicht mehr zeitgemäß und vom " Volk" nicht bezahlbar. Wir können nur hoffen, daß VW die Kurve bekommt. Es wird aber Arbeitsplätze kosten und Weke werden geschlossen, daß steht fest.
Aztasu
16.12.2024 um 10:53
Technik ist zeitgemäß. Verkaufspreise sind bei VW absolut in Ordnung. Es gibt außerdem oft Aktionen, Rabatt etc. und gerade im Leasing sind die Fahrzeuge von der Preis-Leistung kaum zu überbieten.
sig
16.12.2024 um 10:15
bekommt Winterkorn immer noch die Erfolgsprämie von 3.000EUR pro Tag?
Paku 56
16.12.2024 um 17:58
Aus eigener Erfahrung: 2020 einen eGolf gekauft bei VW Automobile Berlin und über die VW-Bank finanziert über vier Jahre mit Schlussrate. Zum Ablauf der Finanzierung seitens VW kein Kontakt. Hätte ja ein Folgefahrzeug werden können. So war es auch. Es wurde halt kein VW. Gewartet wurde der eGolf bei einem VW-Händler im Landkreis Oranienburg. Hier einen Verkäufer um Kontakt zur Probefahrt eines ID3 gebeten, da unser zweites Fahrzeug ebenfalls einen Nachfolger benötigte. Auf den Kontakt warte ich nach nunmehr knapp 1,5 Jahren noch immer. Auch in diesem Fall wurde es kein VW. Schade.
Alexander Mahlknecht
18.12.2024 um 06:41
Ich bin der Meinung, dass Deutschland noch zu wenig gelitten hat. Wie anders könnte man sich sonst erklären, dass in den Medien noch mit V8-Motoren geprotzt und geworben, die e-Autos mit Halbwissen über die Technik verteufelt und als unreif dargestellt werden. Deutschland wach auf, technische Letargie kostet Arbeitsplätze und fördert Rechtsruck, ihr könnt euch doch noch daran erinnern, nicht wahr, so um 1933 herum?

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