Wie der Schnelllade-Ausbau bei der EnBW weitergeht – Drei Fragen an Vorstand Dirk Güsewell
Bis 2030 möchte die EnBW bundesweit mehr als 20.000 Schnellladepunkte betreiben, in den vergangenen Wochen wurden zahlreiche Standorte in Betrieb genommen. Wo stehen Sie Ende 2024 auf dem Weg zu diesem Ziel?
Insgesamt entwickelt sich das bundesweite Ladenetz sehr positiv. Gemessen an der zeitlichen Auslastung kann die Ladeinfrastruktur in Deutschland sechsmal mehr E-Autos versorgen – das Land ist das Gegenteil einer „Ladewüste“.
Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten wir als Betreiber des größten Schnellladenetzes Deutschlands. Unser Ausbauziel für das zweite Halbjahr 2024 haben wir frühzeitig erreicht und betreiben nun als erstes Unternehmen hierzulande über 6.000 öffentliche Schnellladepunkte. Damit sind weiterhin die Nummer 1 auf dem deutschen Markt. Auch in den kommenden Jahren wollen wir das Ausbautempo hoch halten – wofür wir sehr gut aufgestellt sind.
Mit unserer Strategie folgen wir den Bedürfnissen von Kund*innen und errichten unsere Schnelllademöglichkeiten dort, wo sie sich ohnehin aufhalten. So können sie das Laden bequem in ihren Alltag integrieren. Daher investieren wir auch in Zukunft in ein verlässliches und engmaschiges Schnellladenetz, das allen Autofahrer*innen in Deutschland zur Verfügung steht.
Die EnBW setzt sowohl auf eigene Ladeparks als auch Kooperationen mit dem Einzelhandel, um Schnelllader auf Parkplätzen zu bauen – zuletzt wurde eine Kooperation mit Rewe erweitert. Wird es auch in Zukunft bei dieser Strategie bleiben oder sind zum Beispiel die eigenen HPC-Parks mit Solardach und EnBW-Branding für Sie attraktiver?
Es ist beides.
Um ein engmaschiges, flächendeckendes Schnellladenetz in Deutschland zur Verfügung zu stellen, müssen Autofahrer*innen Schnellladeinfrastruktur dort vorfinden, wo sie sich ohnehin aufhalten. Das ist zum einen während der Rast auf langen Strecken, zum anderen im Alltag beim Einkaufen oder sonstiger Besorgungen im urbanen Umfeld, die in aller Regel maximal eine Stunde Zeit in Anspruch nehmen.
Bereits heute finden Autofahrer*innen nahezu überall in Deutschland im Umkreis von maximal 50 Kilometern mindestens einen EnBW-Schnellladestandort. Für die Verdichtung unseres Ladenetzes ist somit weiterhin die enge Zusammenarbeit mit namhaften Handelsunternehmen und anderen Partnern ebenso zentral wie der Ausbau entlang von Fernverbindungen.
Teilweise werden zu wenige, attraktive Flächen als Gründe für einen langsameren Ausbau angeführt, mal die fehlenden Netzanschlüsse, mal die unterschiedlichen Vorgaben der lokalen Netzbetreiber. Welche Faktoren bestimmen das Tempo beim weiteren Ausbau? Und wo braucht es vielleicht noch mehr Unterstützung aus der Politik?
Eine Betrachtung von Einzelfaktoren beim Ladeinfrastrukturausbau verstellt unseres Erachtens den Blick für das Wesentliche. Wir sehen die Politik in der Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, belastbare und funktionierende Mechanismen zu schaffen, die die Neuzulassungen im Land ankurbeln. Zentral ist dabei für uns, dass diese Maßnahmen auch zukünftig Bestand haben.
Das schafft Vertrauen aufseiten der Wirtschaft und so schaffen wir gemeinsam wiederum Vertrauen bei Kund*innen. Beides erachten wir als unverzichtbar für eine erfolgreiche Elektrifizierung der Mobilität und so zur Dekarbonisierung des Verkehrs.
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