„Smart Charging: Wie Unternehmen ihre (EV-)Flotte günstiger machen” – Sylvie Römer & Marc Heines von ChargeHere
ChargeHere verhilft Unternehmen in nur 100 Tagen zu einer skalierbaren Ladeinfrastruktur an ihrem Standort, so der Anspruch der EnBW-Tochter. Und bereits 100 Unternehmen in Deutschland haben von ChargeHere einen Ladepark für ihren Fuhrpark errichten lassen. In Summe kommt ChargeHere dabei auf 1.600 Ladepunkte, die es für diese Unternehmen betreut. Aus dieser Erfahrung heraus unterstreichen Sylvie Römer und Marc Heines, wie wichtig das Thema Smart Charging für Elektroauto-Flotten ist.
Doch was versteht man darunter eigentlich? Marc Heines nennt hier einen zunächst recht simplen Ansatz: „Smart Charging ist erst mal schlaues Laden. Und schlaues Laden fängt bereits damit an, dort zu laden, wo es günstiger ist.“ Heißt: Ein Lieferfahrzeug kann unterwegs laden für zum Beispiel 41 Cent pro Kilowattstunde. Auf dem Firmengelände kann hingegen der Gewerbestromtarif genutzt werden, der zum Beispiel nur 24 Cent pro Kilowattstunde kostet. Das spricht dafür, dass sich das Unternehmen eigene Ladepunkte zulegt, auch wenn natürlich zunächst Anschaffungskosten anfallen.
Smart Charging bedeutet aber noch viel mehr. So können Unternehmen mit verschiedenen Hebeln dafür sorgen, dass die E-Fahrzeuge zu möglichst niedrigen Kosten aufgeladen werden. Während der größtmögliche Verzicht auf öffentliches Laden noch mit gesundem Menschenverstand realisiert werden kann, kommt an anderen Stellen Software ins Spiel. Etwa nach dem Motto „Laden, wenn die Sonne scheint“. Wenn der Fuhrparkbetreiber seine Ladeinfrastruktur mit einer Photovoltaik-Anlage kombiniert, so können die Ladevorgänge des Unternehmens dahingehend automatisiert werden, dass die Elektroautos bevorzugt dann laden, wenn die Sonne scheint. Heißt: Die Mitarbeiter können ihre Fahrzeuge mit den Ladesäulen verbinden, wenn sie zur Arbeit kommen. Doch ist es dann wie jetzt im Winter noch dunkel, wartet das System mit dem Ladevorgang, bis genügend Sonne scheint. „Wenn wir wissen, wie eine PV-Anlage am Tag performen wird, dann können wir die Flexibilität dazu nutzen, einen Ladevorgang entsprechend zu verschieben oder die Vielzahl der Ladevorgänge zu verschieben“, erläutert Marc Heines.
Doch auch wer keine eigene PV-Anlage hat, soll von Preisschwankungen beim Strom profitieren können, die unter anderem durch die Wetter-abhängig unterschiedlich starke Erzeugung von regenerativem Strom entstehen. „Auch das Thema preisoptimales Laden ist ein wichtiger Hebel, um weiter Stromkosten oder Energiekosten zu sparen. Und deshalb erarbeiten wir derzeit eine Lösung, wie wir das mit Ladeparks umsetzen können und wie wir das kombinieren können mit den anderen Kostenhebeln, sodass wir auch diese Kostenersparnis für unsere Kunden rausholen können“, sagt Sylvie Römer.
Eine Herausforderung dabei: „Gewerbekunden sind typischerweise nicht so wahnsinnig interessiert an dynamischen Tarifen, sondern kaufen selbst Strom zu individuellen Vereinbarungen ein. Deren Tarifkonstrukte müssen wir mit einem Algorithmus nachbilden. Daran sind wir dran“, so Römer. Eine weitere Herausforderung beim preisoptimierten Laden für Fuhrparks sei es, dass die Fahrer der E-Autos oft wenig Motivation hätten, dem Arbeitgeber beim kostensparenden Laden zu helfen. Maßnahmen wie etwa, dass Mitarbeiter ihre Anfahrts- und Abreisezeit in einem System proaktiv hinterlegen müssen, seien oft unrealistisch. Deshalb sei die Lösung ein selbstlernendes System, das automatisch Prognosen zu den Parkzeiten der E-Autos erstelle. Und hier gelte es, eine perfekte „Work Load Balance“ herzustellen, also eine Balance zu finden zwischen der Arbeitszeit der Mitarbeiter, der Parkdauer auf dem Firmengelände und dem richtigen Ladezeitpunkt.
Bisher geht es bei den Lösungen von ChargeHere nicht einmal um das Hype-Thema bidirektionales Laden, bei dem es noch einige regulatorische Hürden zu nehmen gilt. Bidirektionales Laden bedeutet, Batterien von Elektroautos als Zwischenspeicher fürs öffentliche Netz zu nutzen und den Strom von den Fahrzeugen zurück ins Netz zu speisen, wenn die Nachfrage nach Strom steigt. Hierbei können E-Auto-Besitzer durch den Einkauf von Strom bei niedrigen Preisen und den Verkauf bei hohen Preisen Geld verdienen und damit indirekt die eigenen Kosten senken – ein spannendes Szenario für Firmen mit E-Auto-Fuhrpark. „Bidirektionales Laden wird mehr Rückenwind bringen für das Smart Charging, aber es funktioniert auch heute schon sehr gut! Und wichtig ist es, sich auch entsprechend aufzustellen, sodass man wachsen kann, wenn die neuen Technologien Einzug nehmen“, sagt Sylvie Römer.
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