VW Deutschland beendet Agenturvertrieb Anfang 2026

Was vergangene Woche noch angekündigt wurde, hat VW jetzt umgesetzt: In einem internen Schreiben an die deutschen Händler hat Volkswagen mitgeteilt, dass die Agenturverträge noch in diesem Jahr gekündigt werden. (Update am Artikelende)

Bild: Daniel Bönnighausen

„Um die vertraglich festgeschrieben Fristen zu wahren, müssen wir den Volkswagen Agenturvertrag für MEB- und PPE-Fahrzeuge noch in diesem Jahr formal mit einer Frist von 12 Monaten beenden, indem wir die Re-Integrationsklausel anwenden“, zitiert die „Automobilwoche“ aus einem Brief von Achim Schaible, Deutschlandchef Volkswagen Pkw, an die Händler.

Sprich: Ab Januar 2026 werden in Deutschland (zumindest bei der Marke VW Pkw) die Elektroautos im klassischen Händlermodell vertrieben. Damit hat VW in einem fast für den Konzern unüblichen Tempo Nägel mit Köpfen gemacht: Ende November hatte das Unternehmen einen „Überprüfungsprozess“ angekündigt, der eigentlich bis Ende März 2025 abgeschlossen werden sollte. Bereits vergangene Woche hatte Schaible in einem ersten Schreiben an die Händler das Ergebnis dieser Überprüfung zumindest für VW Pkw in Deutschland vorweggenommen.

Offiziell sind auch weitere Marken und Länder Teil dieser Überprüfung. Es ist derzeit noch unklar, wie die Überprüfung in diesen Fällen ausgeht. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass auch die anderen Konzernmarken folgen, wenn VW in seinem Heimatmarkt das Agenturmodell wieder beendet.

Derweil sickern auch immer mehr Hintergründe für die schnelle Entscheidung durch. Schaible selbst gibt in dem Schreiben an, dass „die Rahmenbedingungen heute andere geworden seien als beim Start des Agenturmodells im April 2020„. Es ist aber auch von anhaltenden Unstimmigkeiten über die Vergütungen die Rede. Und schließlich auch die Kosten: „Volkswagen hat gemerkt, dass ihnen in der Agentur die Kosten auf die Füße fallen. Im Vertriebssystem mit den Verbrennern haben die Händler alle Lagerfahrzeuge in den Büchern. Bei BEV hat sie Volkswagen. Das belastet natürlich die Bilanz des VW-Konzerns enorm“, zitiert die „Automobilwoche“ einen anonymen Händler.

Update 19.12.2024: Neben VW Pkw (siehe oben) kehren 2026 im E-Auto-Geschäft auch VW Nutzfahrzeuge und Audi von der Agentur zum klassischen Händlervertrieb zurück. Wie der Volkswagen- und Audi-Partnerverband (VAPV) mitteilt, hätten sich die Interessenvertreter der Händler mit dem Hersteller auf das Aus des Agenturmodells für E-Autos für alle drei Marken geeinigt.

„Nach intensiven Verhandlungen zwischen dem Volkswagen- und Audi-Partnerverband sowie Volkswagen Pkw, Audi und Volkswagen Nutzfahrzeuge haben sich beide Seiten darauf verständigt, die Agenturverträge für Elektrofahrzeuge der drei Marken zum 31. Dezember 2025 zu beenden und die BEV wieder in die geltenden Händlerverträge zu überführen“, heißt es in der Mitteilung. Die bestehenden Händlerverträge – also für das Geschäft mit Verbrennern sowie die Agenturverträge für das Großkundengeschäft – sind davon nicht betroffen und laufen unverändert weiter. Das E-Auto-Geschäft wird dann in die bestehenden Händlerverträge integriert.

„Das Bekenntnis der Marken zum Vertragshändlersystem und zur Handelsorganisation schafft dringend benötigte Stabilität“, sagt Alexander Sauer-Wagner, Präsident des VAPV. „Jegliche Regelungen der aktuellen Händlerverträge gelten unverändert weiter und werden lediglich auf die BEV-Fahrzeuge erweitert.“ Offene Fragen sollen in den kommenden Wochen und Monaten „partnerschaftlich“ geklärt werden.

automobilwoche.de, kfz-betrieb.vogel.de, autohaus.de (beide Update)

5 Kommentare

zu „VW Deutschland beendet Agenturvertrieb Anfang 2026“
Alex D.
16.12.2024 um 15:11
So als kleiner Hinweis an die Redaktion: Wer "Schaible" ist, wird im Text nicht erwähnt - nur dass er einen Brief geschrieben hat. ;-) Zum Thema: Man kann nur hoffen, dass VWs Händler dann nicht mehr so auf Kriegsfuß zu E-Autos stehen - bisher hat man die dort eher versteckt als angeboten - vermutlich mit ein Teil des Problems. Aber bis 2026 ist noch lang...
Claus
16.12.2024 um 18:35
Tja, wenn man als Privatperson zu einem großen Händler geht, der dann EINEN einzigen Elektrowagen da hat und keinerlei Beratung zu den Elektromodellen gegeben wird, dafür aber 30 Verbrenner SUVs auf dem Hof stehen, braucht man sich nicht wundern, wenn der Absatz von Elektromodellen schleppend läuft. Und dafür sind mal nicht die hohen Lohn/Personalkosten in Deutschland verantwortlich und das kann man auch nicht den Grünen anlasten, sondern m.E. eine krasse Fehlentscheidung bei VW, die mit Sicherheit nicht allein, aber eben auch einen gehörigen Anteil am schwachen Absatz ausmacht.
Volker Eckhardt
17.12.2024 um 08:53
Solange die Autoverkäufer in den Autohäusern noch "Benzin im Blut" haben, bleibt das mit den E-Autos schwierig.
Anz
18.12.2024 um 08:46
In Zeiten, in denen ich anderswo in einer App binnen weniger Minuten ein Auto mit wenigen Aufpreisoptionen bequem zum Bestpreis kaufen und bezahlen kann, soll ich mich hier weiter durch endlose Konfigurationen kämpfen, zum Händler dackeln und da nervige Preisverhandlungen auf mich nehmen? Für mich (als Kunde) genau der falsche Weg aus der Krise.
MWF
20.12.2024 um 07:55
Denn sie wissen nicht was sie tun… Der digitale Hunger nimmt stetig zu und VW glaubt an Preislisten und Verhandlungen am Schreibtisch.

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