Xiaomi plant wohl E-Auto-Vertrieb außerhalb Chinas
Wie das Portal 36Kr unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet, baut Xiaomi ein Autogeschäft im Ausland auf. Das Unternehmen habe ein Vorbereitungsteam für den Vertrieb im Ausland eingerichtet und schafft Positionen in Bereichen wie Marktforschung, Projektmanagement und After Sales. In dem Bericht ist von einer „internationalen Abteilung“ die Rede.
Insider sagten 36Kr, dass Xiaomi nach der Bildung des Teams in mehreren Überseeregionen Fahrzeugverkäufe im kleinen Maßstab durchführen wird, um die Marktreaktionen zu testen und sich auf eine groß angelegte Expansion vorzubereiten. Ein möglicher Zeitplan für die erste und zweite Expansionswelle und potenzielle Märkte werden aber nicht genannt.
Dafür zeichnet sich laut 36Kr ein inhaltlicher Schwerpunkt ab. Denn auch innerhalb der Abteilung für autonomes Fahren soll Xiaomi mehrere Stellen geschaffen haben, die sich nicht mit China beschäftigen. Diese Mitarbeiter sollen demnach „die behördliche Überprüfung und funktionale Implementierung autonomer Fahrfunktionen im Ausland“ übernehmen. Sprich: Xiaomis eigene Fahrassistenten sollen so angepasst werden, dass sie der Gesetzgebung des jeweiligen Landes entsprechen.
Dabei könnte es auch um Europa gehen. Im Sommer hatte Xiaomi zwei Exemplare seines ersten Elektroautos, der Limousine SU7, in Frankreich im Rahmen einer Ausstellung im Pariser Museumsviertel präsentiert. Am Rande dieser Veranstaltung hatte Xiaomi-CEO Lei Jun auf eine explizite Frage geantwortet, dass es das Ziel sei, „vor 2030 Autos der Marke Xiaomi in Europa zu verkaufen“. Eine explizite Bestätigung, dass Frankreich oder Europa Teil der aktuellen Überlegungen ist, gibt es aber nicht.
Allerdings zeichnet sich bereits eine Vertriebsstrategie ab – Xiaomi setzt offenbar nicht auf den klassischen Autohandel. Wie 36Kr schreibt, sollen die „Auslandsverkäufe von Xiaomi Auto hauptsächlich über die Mi Home-Geschäfte der internationalen Abteilung abgewickelt“ werden. Dabei handelt es sich um Läden, die direkt von Xiaomi betrieben werden – vorrangig, um Consumer-Electronics-Produkte zu verkaufen. Aktuell gibt es mehr als 100 solcher Läden. Xiaomi-Präsident Lu Weibing hat aber bereits angekündigt, innerhalb von fünf Jahren 10.000 Mi Homes im Ausland zu eröffnen.
Zwar sehen chinesische Branchenkenner Xiaomi für einen Start im Ausland grundsätzlich gut aufgestellt, weil das Unternehmen bereits über Vertriebsstrukturen, eine hohe Marken-Bekanntheit (anders als etwa bei Xpeng oder Nio) verfügt und auch Erfahrung im Umgang mit etwa europäischen Kunden und Behörden sowie der Lokalisierung von Marketingstrategien.
Aber ein großer Punkt bleibt offen: Zu welchen Preisen kann Xiaomi seine E-Autos in Übersee anbieten? Der SU7 startet in China bei 215.900 Yuan oder umgerechnet etwas unter 28.000 Euro. Mit dem YU7 hat Xiaomi ein entsprechendes E-SUV vorgestellt, hier sind aber noch keine Preise bekannt. Klar ist, dass Zölle und Transportkosten den Preis steigen lassen werden. Der SU7 könnte zudem (wie in China) als High-End-Produkt positioniert werden – mit einem entsprechenden Preis. Die bekannten Smartphones von Xiaomi werden in Europa aber vor allem als kostengünstige Alternativen nachgefragt, im High-End-Markt ist Xiaomis Marktanteil eher gering – weshalb Xiaomi als Marke „auf dem High-End-Markt nicht anerkannt“ werde.
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