Dekra attestiert E-Auto-Batterien längere Lebensdauer als angenommen

Die Prüforganisation Dekra meldet mehr als 25.000 „State-of-Health“-Tests, die inzwischen mit ihrem patentierten Batterie-Schnelltestverfahren absolviert wurden. Auf Basis der gesammelten Daten konstatiert Dekra, dass „die Batterien von Elektroautos langlebiger sind als Verbraucher manchmal befürchten“.

Bild: DEKRA

Der 2022 eingeführte DEKRA Batterie-Schnelltest ist aktuell für rund 130 verschiedene Fahrzeugmodelle verfügbar und wird nach Angaben der Prüforganisation in mehreren Ländern Europas angeboten. Innerhalb von 15 Minuten soll das Verfahren mit einem statischen Test und einer kurzen Beschleunigungsfahrt von rund 50 bis 100 Metern ein präzises Ergebnis zum Gesundheitszustand der Batterie liefern. Basis des Ansatzes ist die so genannte Parametrierung der einzelnen Fahrzeugmodelle, bei der die Batterie im Neuzustand bei aufwändigen Messfahrten unter verschiedensten Bedingungen belastet und ausgewertet wird.

„So entsteht eine Art Koordinatenstruktur, anhand dessen unser System die eigentlichen Messwerte beim Test analysiert und bewertet“, erklärt Christoph Nolte, Executive Vice President von DEKRA und Leiter der Service Division Vehicles. „Unter dem Strich steht eine Aussage zum Batteriezustand, die kein anderes Verfahren auf dem Markt genauso schnell und gleichzeitig genauso präzise bietet.“

Der wachsenden Datenpool, der sich aus nunmehr rund 25.000 absolvierten Tests speist, versetzt die Dekra-Experten unterdessen in die Lage, auch allgemeinere Aussagen zur Batterie-Alterung zu treffen. So konstatieren sie, dass „sich selbst bei höheren Laufleistungen die allermeisten Antriebsbatterien immer noch in einem guten Zustand zeigen“. Ein Beispiel seien die 2018 in München in Dienst gestellten Elektro-Taxis der Marke Jaguar. Sechs der Jaguar I-Pace wurden in diesem Jahr von Dekra getestet. Bei Laufleistungen zwischen knapp 180.000 und mehr als 260.000 Kilometern lag der „State of Health“ der Antriebsbatterien zwischen 95 und 97 Prozent.

„Wir haben die Fahrzeuge im Schnitt etwa eineinhalbmal pro Tag geladen, und zwar nicht besonders schonend, sondern immer ganz voll, um den Fahrern die entsprechende Sicherheit mit Blick auf die Reichweite zu geben. Unsere Erfahrungen mit den Elektrofahrzeugen sind ausgesprochen positiv“, schildert Gregor Beiner, Geschäftsführer Münchener Taxi Zentrum (MTZ). „Die Batterien sind sehr, sehr langlebig, und erst recht mit den Sicherheitspuffern, die die Hersteller einbauen, halten sie die Kapazität sehr lange. Deshalb sind wir den Weg auch weiter gegangen. Heute haben wir rund 70 Fahrzeuge in der Flotte, gut ein Drittel davon sind Elektrofahrzeuge verschiedener Marken. Bis 2029 wollen wir unsere gesamte Flotte elektrifiziert haben.“

Dennoch gibt es laut Dekra auch Ausreißer. Je nach Fahrstil, Klima und Ladeverhalten könne eine Antriebsbatterie im Elektrofahrzeug langsamer oder schneller altern. Und: „Als kostspieligstes Bauteil des gesamten Fahrzeugs hat sie einen entscheidenden Einfluss auf den Wert eines gebrauchten Elektroautos. Deshalb sind verlässliche Informationen zum Batteriezustand ein entscheidender Faktor für einen funktionierenden Gebrauchtwagenmarkt“. Noch entwickelt sich dieser Markt bekanntlich nicht. Denn laut Christoph Nolte übertragen viele Menschen ihre Erfahrungen etwa mit Smartphone-Akkus auf das Thema Elektromobilität: „Sie haben bei mobilen Endgeräten erlebt, dass sie schon nach wenigen Jahren eine spürbar geringere Akku-Kapazität haben, und befürchten bei Elektrofahrzeugen den gleichen Effekt.“

Nolte hält dagegen, dass Dekras Erfahrungen mit dem Batterie-Schnelltest deutlich höhere Nutzungsdauern belegen. Die Antriebsbatterien seien insgesamt sehr gut. „Wir stellen auch bei höheren Laufleistungen in den meisten Fällen noch einen ‚State of Health‘ über 90 Prozent fest.“ Den Schnelltest bieten in Deutschland alle 74 Dekra-Niederlassungen nach Terminvereinbarung an. Parallel arbeitet die Prüforganisation an einer Weiterentwicklung des Testverfahrens, das ganz ohne Fahrt auskommt. Dabei sollen die entsprechenden Messwerte ermittelt werden, während die Batterie anstelle der Beschleunigung durch einen kurzen Ladevorgang belastet wird. „Das weiterentwickelte Testverfahren wollen wir im Lauf des kommenden Jahres nach und nach für verschiedene Fahrzeugmodelle auf den Markt bringen. Dann wird das Ganze noch unkomplizierter“, so Nolte.

Mit der Einschätzung, dass E-Auto-Batterien länger halten könnten als gedacht, steht die Dekra derweil nicht alleine dar. Kürzlich gaben etwa US-Wissenschaftler der Stanford University an, dass die Batterien von Elektrofahrzeugen bis zu 40 Prozent länger halten könnten als bisher angenommen. Der Grund: Das Fahr- und Ladegewohnheiten in der realen Welt sollen die Batterien weniger stark belasten als es Labortests nahelegen.

dekra.de

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