Honda und Nissan erwägen Fusion
Bereits seit dem Frühjahr loten beide Partner aus, wie sie bei softwaredefinierten Elektroautos kooperieren können. Laut einem Zwischenstand aus dem August sollten unter anderem Batterien und E-Achsen zu Hauptbereichen der vertieften Zusammenarbeit werden. Honda gilt als Hybrid-Pionier, aber Nachzügler bei Batterie-elektrischen Autos. Nissan war mit dem Leaf einst Elektro-Pionier, hat aber später etwas den Anschluss verloren – Erfahrung haben aber beide Autobauer. Dem Bündnis ist mittlerweile auch Mitsubishi Motors beigetreten, an dem Nissan eine größere Beteiligung hält.
Doch wie es nun aussieht, könnte es nicht nur bei einer strategischen Zusammenarbeit bleiben, vielmehr könnten Honda, Nissan und eventuell auch Mitsubishi Motors eine gemeinsame Holding gründen, in der die Geschäftsaktivitäten gebündelt werden. Das berichtete zuerst die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“. Sowohl Honda als auch Nissan teilten daraufhin mit, dass keines der beiden Unternehmen eine Fusion angekündigt habe.
Doch die Statements schließen das für die Zukunft nicht aus. „Wie im März dieses Jahres angekündigt, prüfen Honda und Nissan verschiedene Möglichkeiten für eine künftige Zusammenarbeit, wobei sie die Stärken des jeweils anderen Unternehmens nutzen wollen“, erklärten die Unternehmen in getrennten Erklärungen und fügten hinzu, dass sie zu gegebener Zeit über etwaige Neuigkeiten informieren werden. Und laut Top-Manager Shinji Aoyama erwägt Honda mehrere Möglichkeiten, darunter eine Fusion, eine Kapitalverflechtung oder die Gründung einer Holdinggesellschaft.
Honda-Nissan käme auf acht Millionen Autos pro Jahr
Sollte die Fusion oder Holding tatsächlich kommen, würde die Kooperation weit über die softwaredefinierten Elektroautos hinausgehen und auch die Verbrenner- und Hybridmodelle umfassen. Ein solcher Konzern würde auf einen Jahresabsatz von rund acht Millionen Fahrzeugen kommen. 2023 waren Honda und Nissan weltweit die Nummern sieben und acht. Zusammen würden sie Konzerne wie GM, Stellantis und Hyundai-Kia überholen und sich auf Rang drei einordnen, hinter VW und Toyota.
Ein Zusammenschluss könnte beiden Unternehmen guttun. Gerade Nissan hat zu kämpfen: Für das laufende Geschäftsjahr musste Nissan seine Gewinnprognose u.a. wegen des schwachen China-Geschäfts herunterschrauben und hat sich im November einen radikalen Sparkurs verordnet. Die weltweiten Produktionskapazitäten wollen die Japaner um 20 Prozent reduzieren und parallel 9.000 Stellen abbauen.
Autoanalyst Chris Richter von CLSA sagt gegenüber dem „Handelsblatt“: „Das größte Problem von Nissan ist, dass sie mit ihren Produkten zu wenig Umsatz machen.“ Das zeige sich am deutlichsten auf dem US-Markt. „Dort kostet der durchschnittliche Nissan rund 12.000 Dollar weniger als der durchschnittliche Toyota.“ Nissan habe durchaus gute Technologie und gute Produkte. „Es ist nur so, dass die Produkte nicht richtig bepreist oder in den richtigen Märkten angeboten werden“, so Richter. So gehöre Nissan in Japan zu den Marktführern bei Hybridantrieben. Doch der Konzern habe es versäumt, diese Produkte in den USA anzubieten, kritisiert der Analyst. Dabei boome dort gerade im SUV-Markt die Nachfrage nach Hybriden und Nissan habe sich so von einem wichtigen Marktsegment in den USA „abgeschnitten“.
Honda wiederum hat Probleme damit, mit der Konkurrenz Schritt zu halten, wenn es um Investitionen in neue Technologien geht. Auch die Partnerschaft zwischen Honda und GM ist angeschlagen. Anfang Dezember war etwa eine Zusammenarbeit für ein selbstfahrendes Auto beendet worden. Zudem hat Honda in China 30 Prozent Marktanteil verloren.
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