Kommt der Porsche Taycan künftig aus Leipzig?
Klar ist, dass der Absatz bei der zuletzt erfolgsverwöhnten Sportwagen-Marke ebenfalls gesunken ist. Von Januar bis September lagen die Porsche-Verkäufe weltweit sieben Prozent unter dem Vorjahr. Im wichtigen Markt China ist der Absatz sogar um 29 Prozent eingebrochen. Da konnte selbst das Plus von acht Prozent in Deutschland die Gesamtlage nicht ausgleichen – auch Nordamerika ist fünf Prozent im Minus.
Das Problem für Porsche ist die Modellplanung: Die Zuffenhausener hatten vor einigen Jahren einen straffen Zeitplan für die Umstellung auf Elektroautos gesetzt, 2030 sollten 80 Prozent aller neuen Porsche rein elektrisch sein. Inzwischen hat das Management dieses Ziel zwar aufgeweicht, dennoch drückt jetzt der Schuh: Der Elektro-Absatz hat sich nicht wie geplant entwickelt (auch aufgrund der Verzögerungen beim wichtigen Volumenmodell Macan) und Porsche hat nicht mehr in die Weiterentwicklung der bestehenden Verbrenner-Plattformen investiert. Das hat zur Folge, dass wegen der neuen Cybersecurity-Richtlinie in der EU einige Verbrenner ohne Anpassungen nicht mehr verkauft werden können. Das sollte eigentlich durch den steigenden Elektro-Absatz ausgeglichen werden.
Daher wird nun laut einem Bericht der „Automobilwoche“ in vielen Bereichen neu geplant, auch in der Entwicklung und Produktion. Da die Nachfrage nach dem Taycan trotz des Facelifts Anfang diesen Jahres stark gesunken ist, gibt es offenbar Überlegungen, die Elektro-Limousine künftig in Leipzig zu bauen. Entschieden sei das aber noch nicht, heißt es in dem Artikel. Porsche wollte sich nicht dazu äußern.
911er Manufaktur statt Taycan-Produktion?
Die Produktion des Taycan wurde als „Leuchtturmprojekt der Elektromobilität“ – vor allem auf Betreiben des damaligen Betriebsrats-Vorsitzenden Uwe Hück – mit einem enormen Aufwand in das bestehende Werk Zuffenhausen integriert. Teil der Taycan-Produktion ist auch eine extrem lange Brücke, über die die Karosserien einmal quer über das gesamte Werksgelände und auch eine Straße transportiert werden. Um die neuen Anlagen zu finanzieren, hatten die Mitarbeiter sogar auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet. Doch jetzt ist die Nachfrage nicht mehr da, die Verträge von Leiharbeitern werden nicht verlängert – es ist von bis zu 1.000 auslaufenden Verträgen die Rede.
Lutz Meschke, Finanzvorstand und stellvertretender Vorstandsvorsitzender, soll einen Ansatz favorisieren, bei dem die Taycan-Fabrik für die Manufaktur-Fertigung von individualisierten Fahrzeugen genutzt werden soll. Aktuell kann Porsche nur rund 500 hochindividualisierte Fahrzeuge bauen, für die Kunden sehr viel Geld zahlen – vor allem bei der Markenikone 911.
Nicht nur bei der Produktion, auch in der Entwicklung soll die bisherige Planung eilig überdacht werden. So könnte sich die für 2026 geplante Elektro-Version des SUV-Modells Cayenne verzögern – wie der Macan basiert auch der elektrische Cayenne auf der PPE. Hier steht aber wohl im Raum, auch die Verbrenner-Plattform komplett zu erneuern – bisher war nur eine dezente Weiterentwicklung vorgesehen. Da auf dieser Plattform auch der Audi Q7 und VW Touareg basieren (alle drei werden in Bratislava gebaut), dürfte Porsche hier eine Entscheidung aber wohl nicht alleine fällen.
Das kommende Elektro-Flaggschiff K1, ein siebensitziges E-SUV auf Basis der Konzernplattform SSP, soll ab 2027 in Leipzig gebaut werden – dort wird eine eigene Produktionshalle gebaut. Hier wird als Szenario offenbar „die Verschiebung des Projekts um einige Jahre“ diskutiert, wie die „Automobilwoche“ schreibt. Eine andere Möglichkeit sei ein bisher nicht geplantes Verbrenner-Pendant. Aber auch hier steht Porsche vor einer Herausforderung: Die SSP ist nur für Batterie-elektrische Antriebe ausgelegt, ein Verbrenner-Ableger ist nicht einfach möglich. Daher wird wohl über ein Fahrzeug auf Basis des Verbrenner-Cayenne nachgedacht, das aber über eine ähnliche Karosserieform verfügen soll wie der K1. Müsste ein solches Modell in Rekordzeit entwickelt werden, dürfte das teuer werden.
Batteriepack des 718 macht Probleme
Und auch zum elektrischen Nachfolger der 718-Baureihe gibt es einige Informationen. Dabei geht es nicht um angeblich fehlende Zellen von Northvolt, sondern um das Batteriepack an sich. Porsche hat für die kommenden Elektromodelle des Boxster und Cayman keine eigene Elektro-Plattform entwickelt, da sich das ohne weitere Modelle im Konzern kaum lohnen dürfte. Stattdessen wurde die bestehende Plattform der Mittelmotor-Sportwagen weiterentwickelt.
Die Folge: Anstatt im Unterboden muss die Batterie mittig im Fahrzeug platziert werden, um die gewünschten Fahreigenschaften zu erzielen. Aber: „Das erweist sich als derart schwierig, dass Porsche beim Batterielieferanten Valmet Automotive, der in Baden-Württemberg extra für den Auftrag eine Fabrik gebaut hat, laufend Anpassungen einfordert. Inzwischen sollen dem finnischen Unternehmen durch die Verzögerung signifikante Mehrkosten entstanden sein, für die Porsche offenbar nicht oder nur teilweise aufkommen will“, schreibt die „Automobilwoche“.
Die Produktion der beiden Verbrenner-Varianten läuft im kommenden Sommer aus. Angesichts der noch nicht gelösten Probleme liegt das Elektromodell hinter dem Zeitplan – es könnte also zu einer Lücke im Modellangebot bei Porsche kommen.
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