Mehrere Gebote für insolventen Flugtaxi-Pionier Lilium

Für Lilium, den bayrischen Entwickler von elektrischen Flugtaxis, gibt es offenbar mehrere Kaufinteressenten. Noch in dieser Woche könnte sich entscheiden, wer den Zuschlag für die Übernahme von Lilium erhält. Zugleich will Lilium jeden fünften Mitarbeiter entlassen.

lilium jet vtol 2024 01 min
Bild: Lilium

Laut einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ sind Ende vergangener Woche Angebote von Investoren für Lilium eingegangen. Nun werde verhandelt und es werde angestrebt, noch in dieser Woche eine Einigung mit einem Käufer zu erzielen. Aktuell seien aber noch „mehrere Bieter im Rennen“, hieß es laut „Wiwo“ aus Unternehmenskreisen.

Wer die Kaufinteressenten sind und wie hoch die Angebote sind, bleibt aktuell aber unklar. An der Börse ist die Aktie von Lilium aktuell nur noch wenige Cent wert, so dass ein Kaufpreis vermutlich in der Größenordnung von hundert Millionen Euro liegen könnte. Auch das angebliche Kaufangebot des chinesischen Autokonzerns Geely für den badischen Lilium-Konkurrenten Volocopter soll sich in diesem Rahmen bewegen.

Interessanter als der reine Kaufpreis dürfte sein, welches Investment ein möglicher Käufer direkt in Lilium tätigt und welche Strategie er verfolgt. Soll der Betrieb einfach so weiterlaufen? Oder soll Lilium in mehrere Teile zerlegt werden? Hält der Käufer am Standort Deutschland fest? Wie steht es um den Personalbedarf? All diese Fragen stellen sich zur Zukunft von Lilium, das seit November eine Insolvenz in Eigenverwaltung durchführt.

Was die Kostenseite angeht, so schlägt Lilium bereits jetzt auch ohne neuen Eigentümer einen heftigen Sparkurs ein. Etwa jeder fünfte Mitarbeiter muss gehen. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Von bislang rund 1.000 Mitarbeitern verlieren rund 200 Personen ihre Jobs. Noch werden die Gehälter zwar im Rahmen des Insolvenzgeldes vom Arbeitsamt übernommen, aber nach drei Monaten muss Lilium die Gehälter wieder selbst zahlen.

Ansonsten tut Lilium alles dafür, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. So hat Lilium, das ein vertikal startendes und landendes Elektroflugzeug (eVTOL) entwickelt hat, vor wenigen Tagen den eVTOL-Betreiber The Ambitious Group (A.A.M.G) als Kunden gewonnen, mit Lilium einen verbindlichen Kaufvertrag über den Erwerb von acht Lilium Jets abgeschlossen hat, mit einer Option auf den Erwerb von sechs weiteren Flugzeugen. Das Unter will elektrische Charterflüge anbieten, zunächst in Südspanien, Marokko und den Benelux-Staaten und später auch in der Karibik. Dadurch ist die Auftragspipeline von Lilium auf insgesamt 108 feste Bestellungen und Reservierungen angewachsen hinzu kommen 82 Optionen sowie Absichtserklärungen für 600 elektrische Flugzeuge. Umgekehrt hat die ASL Group im Zusammenhang mit der Insolvenz von Lilium ihre Reservierung von sechs Lilium Jets storniert. Die beiden Parteien beabsichtigen aber, nach erfolgreichem Abschluss der finanziellen Umstrukturierung von Lilium wieder zusammenzuarbeiten.

Lilium erhielt in den vergangenen Jahren von Investoren rund 1,5 Milliarden Euro, die Investoren wollten zuletzt aber nicht mehr nachlegen. Daraufhin bemühte sich Lilium in Deutschland um Staatshilfen. Mitte Oktober wurde aber klar, dass weder vom Bund noch vom Freistaat Bayern Gelder fließen werden, woraufhin Lilium Insolvenz beantragte.

wiwo.de, lilium.com (neuer Kunde)

18 Kommentare

zu „Mehrere Gebote für insolventen Flugtaxi-Pionier Lilium“
A. Plum
18.12.2024 um 15:15
Es wird aufwärts gehen - mit dem Unternehmen sowie der Aktie. Das kann ich Ihnen guten Gewissens aus Insiderkreisen sagen.Beste Grüße, Dr. A. PLUM
Wilhelm
21.12.2024 um 13:25
war wohl nix, Dr. Plumps :)
Harald
20.12.2024 um 22:24
Ziemlich dreiste Lügengeschichte.
stefan
20.12.2024 um 20:42
danke, fürs reinlegen
Wilhelm
19.12.2024 um 17:26
trust me, bro!
KDS
18.12.2024 um 17:58
Schade, das unser Staat Zukunftstechnologien einfach so ziehen lässt, anstatt alles dafür zu tun, sie im eigenen Land zu behalten.
Wilhelm
19.12.2024 um 11:56
Wenn schon die eigenen Investoren, die sonst jedem Scheiß Geld hinterherwerfen, kalte Füße bekommen, dann kann man sich denken, wie es mit der Realität der versprochenen Flugleistungen (noch immer kein Erstflug) steht. Flugtaxis für Superreiche, die keine Lust haben, sich die Straßen mit dem Pöbel zu teilen, sollten nicht staatsfinanziert sein.
Fabian
19.12.2024 um 20:11
Es ist eine Technologie die in den Kinderschuhen steckt. Die Ziele sind bspw. elektrische Flugzeuge. In 20 / 30 Jahren wird es für jeden normal sein, genau wie wir alle heute Autos fahren und mit dem Flugzeug fliegen. Konnte sich anfangs auch nciht jeder leisten. Deutschland ja eine Chance verschenkt endlich mal wieder mitspielen zu können. Aber lass uns unsere Wirtschaft weiter abbauen weil ja nur für die Reichen produziert wird. Die Investoren sehen es nicht ein, dass Deutschland die Steuern einkassiert aber kein Cent dazu beiträgt. Jetzt geht die Technologie ins Ausland und in ein paar Jahren kaufen wir die Jets teuer ein.
Daniel
19.12.2024 um 09:59
Ist doch immer das Gleiche, bei jeder neuen Entwicklung. Das brauchen wir nicht, da wird nichts gefördert oder unterstützt. Die wollten nicht ml Subventionen, die wollten lediglich eine Bürgschaft. Jetzt wird es wohl ins Ausland gehen. Und in ein paar Jahren jammern wir wieder, dass Deutschland abgehängt ist und wie unfair andere Gewinne einstreichen. Dann haben wir Milliarden dafür, dass diese ausländischen Unternehmen eine kleine Produktion in Deutschland aufbauen.
DC
19.12.2024 um 05:56
Es kann nicht die Aufgabe des Staates sein, in großem Stil in Deutschland Unternehmen zu fördern. Das müssen dann schon private Investoren machen.
Alex
19.12.2024 um 07:50
Das ist korrekt , aber solche Technologie Projekte nach China verkaufen zu lassen ist auch nicht clever. Man schaut zu wie die Innovation ins Ausland geht und die Wertschöpfung gleich mit.
photonenzähler
18.12.2024 um 18:19
Hat sich eigentlich schon mal jemand den angeblichen eVTOL-Betreiber "The Ambitious Group" angeschaut? Bis auf eine hastig zusammengeschusterte Wordpress-Seite kann man zu denen absolut nichts finden - man mag mich altmodisch nennen, aber um als "eVTOL-Betreiber" zu gelten müssten sie zumindest welche betreiben.
Andreas S.
20.12.2024 um 15:17
Sehe ich genauso. Und einfach mal nach dem Umsatz des Unternehmens googeln. Aber Hauptsache irgendwelche Bestellungen nennen. Und "verbindlich" kann vieles sein, wenn man nicht genau die vertraglichen Bedingungen hierzu kennt.
Sosoo
18.12.2024 um 20:34
Schade das diese Technologie für Deutschland verlorengeht . Aber die neuen Investoren freuen sich darüber und werden in der Zukunft entsprechend Kasse machen.
Hubert
19.12.2024 um 12:06
Das technische Masterproblem liegt offensichtlich in den versprochenen Lilium-Leistungsdaten, die nach dem Stand der Technik doch eher utopisch sein dürften. (Range 300 km, Endurance 1 Stunde , 5 Personen bei max. MTOM). Die Fachwelt bestätigte und veröffentlichte diese ernüchternde Erkenntnis schon vor Jahren. Eine Rechtfertigung für eine öffentliche Entwicklungsfinanzierung wäre deshalb nur dann gegeben, wenn die von Lilium gewählte Konzeption mit 36 Impellern nachweislich einen einzigartigen, erfolgversprechenden und möglichst schützbaren USP zur Folge hätte, wobei die versprochenen Leistungsdaten sinnvollerweise auch erreicht werden müssen. Solange sich eine Systemveränderung bloß von üblichen mehreren Schwekmotoren/Propellern (zB Joby aviation) auf 36 schwekbare Mini-Impeller an Flügeln beschränkt, läßt sich daraus ohne adäquate Leistungsdaten noch kein bahnbrechender USP ableiten. Man könnte meinen, dass hier ein 5-sitziges Konzeptflugzeug mit einem hervorragenden optischen Design entwickelt wurde, für das es bisher aber offensichtlich noch keine erforderliche Akkutechnologie gibt.
Andreas Rymann
19.12.2024 um 14:31
Was Lilium mit 1500 Millionen verheitztem vorstellt ist leider sehr wenig. Ich behaupte mal, es werden sich keine Investoren finden die den maroden Laden Kaufen. Zudem ist das Konzept schlichtweg schlecht. Das der Staat hier nicht Steuergelder verschwendet ist mehr als recht. Wie soll eine Firme ein Fluggerät entwickel, die nicht mal die eigenen Finanzen im Griff hat? Schon jetzt werden Löhne letztlich vom Steuerzahler berappt. Bei Konkurs werden einige Geld verlieren und das ist ne Sauerei was aber häufig ins Konzept adaptiert wird. Das ist meine Meinung.
Roger
19.12.2024 um 15:46
Kommen Sie aus dem Avationsumfeld und können Sie ihre Aussage belegen oder ist es einfach ihre Meinung?
Andreas
20.12.2024 um 16:56
Cargolifter läßt grüßen, vielleicht bleibt am Ende ein Freizeitpark übrig, immerhin.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert