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Was ist die Ampel-Bilanz bei Verkehrswende und E-Mobilität, Andreas Knie?

Warum hat die Ampel-Regierung die Elektromobilität fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel? Und was gehört ins Verkehrswende-Lastenheft der nächsten Bundesregierung? Das haben wir mit Prof. Dr. Andreas Knie besprochen. Der Verkehrsforscher und Soziologe gibt im Podcast von electrive auch den Grünen einen Rat: Die Partei müsse sich im Falle einer Regierungsbeteiligung das Verkehrsministerium schnappen! Sonst drohe weiter Stillstand.

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Bahnreform, Tankrabatt und Deutschlandticket: Die Ampel hat im Verkehrsbereich einige Themen angepackt. Aber auch viel falsch gemacht! Die Elektromobilität zum Beispiel kam mit dem Förder-Stopp unter die Räder. Und auch beim Tempolimit wurde wieder eine Legislaturperiode verschenkt. Wie es um die Verkehrs- und Antriebswende in Deutschland steht, nachdem sich die Ampel selbst den Stecker gezogen hat, das besprechen wir in dieser Episode mit Verkehrsforscher Prof. Dr. Andreas Knie!

Der Leiter der Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung“ am Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZB) zieht im Gespräch eine traurige Bilanz der Ampel: „Wir haben in der Tat eine Regierung gehabt, die in Richtung Verkehrswende nicht wirklich aktiv war.“ Der einzige Lichtblick sei das 9-Euro-Ticket gewesen, welches heute immerhin als Deutschlandticket überlebt hat – nach einer weiteren Hängepartie.

Dass die Elektromobilität unter die Räder kam, schiebt Andreas Knie sowohl den Grünen als auch der FDP in die Schuhe. Erstere habe es versäumt, sich das Verkehrsministerium zu schnappen. Letztere habe mit ihrer Position pro E-Fuels die Verbraucher verunsichert. Und damit schließlich auch dafür gesorgt, dass man auf EU-Ebene jetzt doch wieder eine Debatte um das vermeintliche „Verbrenner-Aus“ führt. Hier verweist Prof. Knie auch auf das deutsche Zögern beim Thema Elektromobilität. Denn: „Dieser Kampf hätte schon vor fünf, sechs Jahren entschieden werden müssen.“ Und auch die Autobauer lässt der Forscher nicht aus der Verantwortung: Die seien zwar gut gestartet, hätten dann aber „Angst vor der eigenen Courage entwickelt“, so Andreas Knie.

Mit dem Förderstopp bei Elektroautos (Stichwort Umweltbonus), ÖPNV-Bussen und Trucks (Stichwort KsNI) sei die Antriebswende dann völlig abgewürgt worden. Vor allem die zumeist öffentlichen Busbetriebe hätten daran jetzt zu Knabbern, da sie sich erst mühsam auf den E-Bus einstellen mussten – und nun nicht mehr wissen, wie sie die Antriebswende bezahlen sollen.

Und nun? Bei „eMobility Insights“ schreiben electrive-Chefredakteur Peter Schwierz und sein Gast Prof. Dr. Andreas Knie das Verkehrswende-Lastenheft für die nächste Bundesregierung. Dazu gehören: Ein Moratorium für alle Neubauaktivitäten in der Verkehrsinfrastruktur, eine Bahnreform 2.0 („zurück zur Bundesbahn und Reichsbahn“) und stringentes Ordnungsrecht wie ein Tempolimit auf der Autobahn.

Und was sollte bei der Elektromobilität passieren? Die EU-Flottengrenzwerte müssen bleiben, fordert Prof. Dr. Andreas Knie. Ansonsten bräuchte es eigentlich keine Förderung. „Man muss einfach weiter die Privilegien des Verbrenners reduzieren.“ Interessant: Der Bahn-Fan Andreas Knie macht sich im Gespräch auch für Dienstwagen-Vorteile stark – aber natürlich nur für Elektroautos! „Die Flottenpolitik ist nun mal der große Hebel“, sagt Knie. Pragmatismus ist wohl angesagt: „Da würde ich über meinen eigenen Schatten springen.“

Ob damit in den deutschen Autoregionen Wolfsburg, Stuttgart, Ingolstadt und München endgültig das Abendland untergeht, verrät Prof. Dr. Knie im Podcast ebenfalls. Und er beleuchtet die mögliche „Rolex-Strategie“ der Premium-Hersteller. Wer künftig das Verkehrsministerium leitet, besprechen wir ebenfalls.

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1 Kommentar

zu „Was ist die Ampel-Bilanz bei Verkehrswende und E-Mobilität, Andreas Knie?“
Uwe Bosse
22.12.2024 um 16:31
Der Individual-Verkehr muß nicht politisch "abgewürgt" werden wenn die Umstellung auf emissionsfreies Fahren jetzt im "Sauseschritt"-Tempo vorankommt. Ein gutes Gesamtbild gibt es aber erst dann wenn die ÖPNV-Betriebe die Umstellung ebenfalls mitmachen und nicht wie eine heimische Firma in meiner Region nochmal Diesel-Busse kauft. Auch wenn der Preis des Deutschland-Ticket minimal steigt, bleibt es doch für Viele attraktiv.

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