E-Lkw für die Fernstrecke: Contargo flottet 20 eActros 600 ein
Nach dem Serienstart des Mercedes-Benz eActros 600 Ende November vollzieht Mercedes-Benz Trucks zurzeit die ersten Kundenauslieferungen. Bis Jahresende übergibt der Hersteller nach eigenen Angaben rund 50 Einheiten an Unternehmen in Deutschland. Ein großer Teil davon geht an Contargo: Am 20. Dezember hat der Containerlogistiker 20 Serien-Exemplare empfangen. Die Fahrzeuge werden „ab sofort an verschiedenen Standorten des Container-Hinterlandlogistik-Netzwerks für den Containertransport zwischen Hafen und Kunden eingesetzt“, wie das Unternehmen mitteilt.
Gegründet wurde Contargo 2004 von der Rhenus Gruppe und bündelt seitdem die Aktivitäten mehrerer Unternehmen auf dem Gebiet der Container-Hinterlandlogistik, die zum Teil schon seit 1976 im Kombinierten Verkehr und dem Betrieb von Terminals aktiv waren. Heute fußt das Konzept des 1.280 Mitarbeiter zählenden Unternehmens auf drei Säulen: eigene Terminals als Knotenpunkte, eigene Transportlinien und den zugehörigen Kundenservice zur Auftragsabwicklung. Adressaten sind allen voran Reeder, Spediteure und Logistiker.
Contargos Transportnetz spannt sich vor allem über Deutschland, reicht aber bis in die Niederlande und Belgien, nach Frankreich, Polen und in die Schweiz. Seit mehreren Jahren beschäftigt sich das Unternehmen mit den Vorbereitungen für eine schrittweise Elektrifizierung seiner Transportmittel. Mit den neuen eActros 600 umfasst die E-Lkw-Flotte von Contargo nun 60 Fahrzeuge. Bis zum Sommer 2025 soll diese Zahl bereits auf 90 steigen. Das neue Modell hebt Contargo aber explizit hervor: „Die Auslieferung der ersten eActros 600 markiert einen Wendepunkt in der Logistikbranche. Mit dieser Premiere beweist Contargo, dass nachhaltige Schwerlastlogistik schon heute machbar ist“, heißt es aus der Firmenzentrale.
Bereits seit April hatte Contargo einen seriennahen eActros 600 für Tests in die Flotte aufgenommen. „Das Fahrzeug wird unter anderem in einem Shuttle-Service im Zweischichtbetrieb zwischen dem Hafen in Wörth am Rhein und verschiedenen Be- und Entladestellen eingesetzt“, berichten die Verantwortlichen. Bei der Beschaffung von E-Lkw hatte sich Contargo früh um die Förderung per KsNI-Richtlinie gekümmert, die bekanntlich im Zuge der Haushaltskrise Anfang des Jahres eingestampft wurde. Insgesamt bewilligte der Bund daher noch Zuschüsse für 86 E-Lkw und die dazugehörige Ladeinfrastruktur. Auch die 20 nun ausgelieferten Fernstrecken-Lkw mit Stern sind noch gefördert.
Neben Contargo wurden und werden erste Einheiten des eActros 600 aktuell auch an August Gschwander Transport, Blue Känguru, Brummer Logistik, Contrail-Transport, Denkinger Internationale Spedition, Ralf Reyser Transporte & Logistik, Schade Logistic und die Wessels Holding übergeben. Alle haben gemeinsam, dass sie früh genug bestellt hatten, um noch von der KsNI-Subvention des Bundes zu profitieren. Weitere in den ersten Monaten gefertigte Serien-eActros sollen vor allem als Vorführfahrzeuge an Niederlassungen und Händler gehen. In seinen Bestellbüchern führt Mercedes-Benz Trucks nach dem letzten Stand rund 2.000 feste Order und eine vierstellige Anzahl von Abnahme-Absichtserklärungen.
Der eActros 600 ist bekanntlich die dritte Batterie-elektrische Lkw-Baureihe, die bei Daimler Truck in Wörth in Serie produziert wird. 2021 startete dort der Serienbau des eActros 300/400 für den Verteilerverkehr, 2022 folgte der bauähnliche eEconic für den Kommunaleinsatz. Aber erst für die Herstellung des neuen strombetriebenen Fernverkehrs-Lkw hat der Hersteller in größerem Stil in ihre Linienfertigung eingegriffen, wie electrive bei einer Werksführung einsehen konnte. Denn: Der eActros 600 wird flexibel auf einem Band mit Verbrennern gebaut und ist damit der erste elektrische Lkw aus Wörth, dessen kompletter Aufbau in einer Produktionshalle stattfindet. Die beiden kleineren Elektro-Baureihen mit bis zu 27 Tonnen werden weiterhin zum Einbau der E-Komponenten in eine andere Halle gebracht.
Kurz zum 600er selbst: Seine Weltpremiere feierte das Fahrzeug im Oktober 2023. Den Namen hat es seiner Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden zu verdanken. Ferner beherbergt der XXL-Stromer eine neue E-Antriebsachse aus eigener Entwicklung mit 400 kW Dauer- und bis zu 600 kW Spitzenleistung und eine sogenannte Frontbox, die im ehemaligen Motorraum Steuergeräte, Hochvolt-Komponenten und den elektrischen Luftpresser bündelt. Die Reichweite des elektrischen Hoffnungsträgers: 500 Kilometer. Geladen werden kann der eActros 600 per CCS mit bis zu 400 kW, auch Megawattladen soll der E-Lkw später beherrschen, sobald die MCS-Norm fertig ausgearbeitet ist.
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