Honda und Nissan machen ihre Fusionspläne öffentlich

Honda und Nissan durchdenken aktuell einen Zusammenschluss, der weit über die vereinbarte Kooperation bei softwaredefinierten Elektroautos hinausgeht. Die Fusionsabsichten haben beide Seiten jetzt offiziell bestätigt. Damit einhergehen soll auch eine Produktionspartnerschaft, um Fahrzeuge in den Werken des jeweils anderen zu bauen.

Bild: Nissan

Honda und Nissan bekennen sich offiziell zu ihren bereits durchgesickerten Fusionsabsichten und haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, um Gespräche zu einer „geschäftlichen Integration“ zu führen, die auf der Gründung einer gemeinsamen Holdinggesellschaft basieren soll. Ein neu geschaffener Vorbereitungsausschuss soll nun alle Möglichkeiten ausloten. Schon jetzt sind sich beide Seiten aber einig, dass sie zusammen „ein Mobilitätsunternehmen von Weltrang mit einem Umsatz von über 30 Billionen Yen und einem Betriebsgewinn von über 3 Billionen Yen“ bilden könnten. Das sind umgerechnet rund 180 Milliarden Euro Umsatz und 18 Milliarden Euro Gewinn. Auch bestätigt ist jetzt, dass Mitsubishi den Fusionsgesprächen Anfang 2025 beitritt.

Gelingt der Zusammenschluss, würde also der drittgrößte Autokonzern der Welt entstehen (nach Stückzahlen), nur Toyota und die Volkswagen-Gruppe wären noch größer. Selbstverständlich ist ein Verhandlungserfolg aber nicht. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtet, macht Honda u.a. zur Bedingung, dass Nissan seine Performance wieder steigert. Das bestätigt Honda auch in seiner eigenen Mitteilung. Dort ist die Rede, dass Nissan seine „Turnaround“-Maßnahmen vollziehen müsse. Dazu gleich mehr. Dass Honda der zurzeit stärkere Partner ist, wird auch daran deutlich, dass der Autobauer im Fall der Fälle „die Mehrheit der internen und externen Direktoren der gemeinsamen Holdinggesellschaft benennen“ darf.

Kyodo schreibt ergänzend, dass auch Nissans Eigentümerstruktur bei den Verhandlungen eine Rolle spielen dürfte. Laut der Nachrichtenagentur erwägt Foxconn den Aufkauf der Renault-Anteile an Nissan. Dies könnte den Verlauf der Gespräche zwischen Honda und Nissan beeinflussen, heißt es. Der in Taiwan ansässige Hersteller soll sich von dem potenziellen Deal vor allem Vorteile für sein Elektroauto-Geschäft versprechen.

Doch zurück zu den beiden Hauptakteuren: Beide wollen zu 100-prozentigen Töchtern der neuen Holding werden, gleichwohl aber die eigenen Marken weiterhin nebeneinander betreiben und „gleichermaßen entwickeln“. Als Zeitplan schwebt den Japanern vor, im Juni 2025 eine endgültigen Vereinbarung über die Unternehmensintegration zu unterzeichnen und die nötigen Aktientransfers im August 2026 abzuschließen – vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlungen und der Einholung der erforderlichen Genehmigungen.

Wir erinnern uns: Bereits seit dem Frühjahr loten Honda und Nissan aus, wie sie bei softwaredefinierten Elektroautos kooperieren können. Laut einem Zwischenstand aus dem August sollen unter anderem Batterien und E-Achsen zu Hauptbereichen der vertieften Zusammenarbeit werden. Honda gilt als Hybrid-Pionier, aber Nachzügler bei Batterie-elektrischen Autos. Nissan war mit dem Leaf einst Elektro-Pionier, hat aber später den Anschluss verloren. Nun wird die Zusammenarbeit aber viel größer gedacht. Laut Honda, da sich noch während der Gespräche zur E-Smartcar-Kooperation „das Geschäftsumfeld für beide Unternehmen und die Automobilindustrie insgesamt rasch verändert und sich die Geschwindigkeit der technologischen Innovation weiter beschleunigt hat“. Beide Seiten sehen in der Fusion einen Ausweg, um ihre „globale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten“ und „weiterhin attraktivere Produkte und Dienstleistungen für Kunden weltweit anzubieten“.

Honda-Nissan käme auf acht Millionen Autos pro Jahr

Sollten sich die Pläne konkretisieren, würde in der Tat ein Konzern mit einem Jahresabsatz von rund acht Millionen Fahrzeugen entstehen. 2023 waren Honda und Nissan weltweit die Nummern sieben und acht. Zusammen würden sie Konzerne wie GM, Stellantis und Hyundai-Kia überholen und sich auf Rang drei einordnen, wie erwähnt nur hinter dem Volkswagen-Konzern und Toyota.

Ein Zusammenschluss könnte vor allem Nissan eine dringend benötigte Perspektive bieten. Denn der Autobauer hat schon länger zu kämpfen: Für das laufende Geschäftsjahr musste Nissan seine Gewinnprognose u.a. wegen des schwachen China-Geschäfts herunterschrauben und hat sich im November einen radikalen Sparkurs verordnet. Die weltweiten Produktionskapazitäten wollen die Japaner um 20 Prozent reduzieren und parallel 9.000 Stellen abbauen. Honda wiederum hat Probleme, bei den Investitionen in neue Technologien mit der Konkurrenz Schritt zu halten. Auch die Partnerschaft zwischen Honda und GM ist angeschlagen. Anfang Dezember war etwa eine Zusammenarbeit für ein selbstfahrendes Auto beendet worden. Zudem hat Honda in China 30 Prozent Marktanteil verloren.

Die Japaner selbst definieren sieben Bereiche, die sie durch eine Fusion gestärkt sehen. Dazu zählen an erster Stelle Größenvorteile durch die Standardisierung der Fahrzeugplattformen. Man wolle sein Fahrzeugangebot („einschließlich ICE-, HEV-, PHEV- und EV-Modelle“) gegenseitig ergänzen, heißt es. Zweitens, erhoffen sich beide Seiten mehr Entwicklungskapazitäten durch eine Zusammenlegung ihrer F&E-Bereiche; und drittens, eine Optimierung der Produktionssysteme und -anlagen. Kyodo präzisiert, dass Honda und Nissan bisweilen ihre Fahrzeuge in den Werken des jeweils anderen bauen wollen. Als weitere Ziele werden die Fusion des Einkaufs, mehr betriebliche Effizienz, neue Finanzdienstleistungen zur Absatzförderung und die Schaffung einer Talentbasis genannt.

Honda-Direktor Toshihiro Mibe kommentiert die Fusionsabsichten wie folgt: „Honda und Nissan sind zwei Unternehmen mit ausgeprägten Stärken. Wir befinden uns noch in der Phase, in der wir mit der Überprüfung beginnen, und wir haben noch nicht über eine Geschäftsintegration entschieden, aber um eine Richtung für die Möglichkeit einer Geschäftsintegration bis Ende Januar 2025 zu finden, streben wir danach, das einzige führende Unternehmen zu sein, das neue Mobilitätswerte durch eine chemische Reaktion schafft, die nur durch die Synthese der beiden Teams vorangetrieben werden kann.“

Makoto Uchida, Präsident und CEO von Nissan, äußert: „Der heutige Tag ist ein entscheidender Moment, da wir Gespräche über eine geschäftliche Integration beginnen, die das Potenzial hat, unsere Zukunft zu gestalten. Ich bin davon überzeugt, dass wir durch die Zusammenführung der Stärken beider Unternehmen den Kunden weltweit, die unsere jeweiligen Marken schätzen, einen unvergleichlichen Mehrwert bieten können. Gemeinsam können wir ihnen eine einzigartige Möglichkeit bieten, Autos zu genießen, die keines der beiden Unternehmen allein erreichen könnte.“

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