Wo es beim Schnelllade-Ausbau in Deutschland hakt: Aral-Umsetzungsbarometer
Das Ziel von 15 Millionen Elektroautos im Jahr 2030 hat die Bundesregierung zwar längst revidiert, aber auch die derzeit vorgesehenen 13,8 Millionen Stromer müssen irgendwo geladen werden. Der Ladeinfrastruktur-Ausbau ist politisch gewollt, doch in der Praxis hakt es an mehreren Ecken. Aral Pulse hat daher kurz vor Weihnachten ein „Umsetzungsbarometer“ veröffentlicht, um zu zeigen, wo aus Betreiber-Sicht dringend nachgebessert werden muss. Das Team von electrive hat darüber auch mit Alexander Junge gesprochen. Der Vorstand für Elektromobilität bei Aral hat dabei einige Bürokratie-Beispiele aus der täglichen Arbeit seines Teams verraten, bei denen man sich am liebsten die Haare raufen möchte. In einer Stadt in Nordrhein-Westfalen wollte Aral eine bestehende Tankstelle an einer Autobahnabfahrt um Ladesäulen erweitern. Der Bau der Ladesäulen ist zwar baugenehmigungsfrei. Jener der nötigen Trafostation für den Anschluss an das Mittelspannungsnetz aber nicht. Dieser Antrag wurde erst nach geschlagenen drei Jahren genehmigt. Dabei ging es um rund 20 Quadratmeter auf einer ohnehin zugebauten Tankstelle – und nicht um einen Neubau in einem Wohngebiet. In einem anderen Fall musste Aral gleich vier verschiedene Gutachten vorlegen. Angefordert wurden aber nicht alle auf einmal, sondern immer erst dann, wenn das vorige eingereicht war. Und das war’s noch lange nicht: Für die Errichtung von Ladesäulen auf einem Aral-Autohof an der A9 wurde ein Lärmschutzgutachten gefordert, obwohl die Ladesäulen von einem Wald und einer sechsspurigen Autobahn umgeben sind. Auch in den Städten geht es bürokratisch zu: Ein Bezirksamt einer deutschen Metropole verlangte Zugversuche und Wurzelspülungen an Bäumen auf einem Tankstellengelände. Außerdem sollte der Nachweis von Fahrradstellplätzen auf dem Tankstellengelände erbracht werden, bevor die Errichtung einer Ladestation genehmigt wurde.
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