Rettungsanker: Lilium kann wohl mit 200 Mio Euro rechnen

Der deutsche Flugtaxi-Entwickler Lilium steuerte schon auf sein Aus zu, als sich an Heiligabend doch noch eine Rettung in letzter Minute auftat. Nun werden erste Details zu dem Deal publik: Das Investorenkonsortium Mobile Uplift Corporation soll eilig 200 Millionen Euro in Lilium pumpen(Update am Artikelende).

Bild: Lilium

Das „Manager Magazin“ berichtet unter Berufung auf Unternehmenskreise, welche Akteure an der Lilium-Rettung beteiligt sein dürften. Denn wer genau in dem Investorenkonsortium aktiv ist, hat Lilium bisher nicht publik gemacht. Bekannt ist nur, dass die Mobile Uplift Corporation (MUC) einen Kaufvertrag für das Betriebsvermögen der Lilium-Tochtergesellschaften unterzeichnet hat und das dadurch die Geschäfte weiterlaufen können. 750 Mitarbeiter, denen kurz zuvor gekündigt worden war, konnten durch den Last-Minute-Deal zurückgeholt werden.

Doch noch ist der Fortbestand nicht gesichert. Die Gläubigerausschüsse für die beiden Lilium-Töchter müssen erst noch vom Gericht bestellt werden. Und die Kapitalerhöhung im Umfang von 200 Millionen Euro wurde zwar laut dem „Manager Magazin“ am 30. Dezember 2024 beschlossen. Noch sei aber kein Geld geflossen und das Restrukturierungsverfahren nicht abgeschlossen. Einen Sprecher der MUC zitiert das Wirtschaftsblatt wie folgt: „Es muss noch einiges zusammenkommen, damit die jetzt begonnene Neuaufstellung von Lilium zu einem erfolgreichen Abschluss geführt wird, aber die Investoren sind fest entschlossen, jede Chance im Sinne des Standorts und des Erhalts der Technologie zu nutzen.“ Das Unternehmen rechne für das erste Quartal 2025 mit dem Closing der Kapitalrunde, dem Abschluss der Transaktion und der Restrukturierung von Lilium. Und: Die in MUC organisierten Akteure sollen parallel Gespräche mit möglichen Großkunden aufgenommen haben, unter anderem mit Partnern aus den Golfstaaten.

Das Konsortium soll sich konkret aus einigen bisherigen Aktionären und auch Gläubigern sowie Neu-Investoren aus Europa und Nordamerika zusammensetzen. Zu Ersteren gehört laut „Manager Magazin“ der deutsche Batteriespezialist CustomCells, der als Partner und Lieferant mit Lilium verbunden ist. Als weitere Namen werden das Venture-Capital-Unternehmen Fifth Wall, der CEO der LGT Group Maximilian Prinz von und zu Liechtenstein, der Gründer und Ex-CEO von Skype und heutige Geschäftsführer von Atomico Niklas Zennström sowie 468 Capital, Financial Investments SPC und Earlybird genannt.

Lilium wurde 2015 gegründet und gilt als vielsprechender Entwickler eines elektrischen Flugtaxis, eines sogenannten eVTOL. Der Erstflug sollte Anfang 2025 stattfinden. Doch für die Entwicklung brauchte Lilium extrem viel Kapital. Investoren steckten rund 1,5 Milliarden Euro in das Startup, wollten zuletzt aber nicht mehr nachlegen. Daraufhin bemühte sich Lilium in Deutschland um Staatshilfen. Mitte Oktober wurde aber klar, dass weder vom Bund noch vom Freistaat Bayern Gelder fließen werden, woraufhin Lilium eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragte.

Wie steinig der Weg von der Entwicklung in den kommerziellen Betrieb und wie zurückhaltend die Investitionsbereitschaft in Deutschland ist, zeigt auch das Beispiel von Volocopter. Der deutsche Lilium-Konkurrent aus Bruchsal musste dieser Tage ebenfalls Insolvenz anmelden. Auch bei Volocopter suchen die Verantwortlichen händeringend nach Geldgebern.

Update 06.01.2025: Vier Tech-Investoren sollen die ersten fünf Millionen Euro für die Rettung von Lilium überwiesen haben, wie das Portal Gründerszene exklusiv aus dem Unternehmensumfeld erfahren hat. Dabei soll es sich um ein Wandeldarlehen („Convertible Loan“) handeln. Die Tech-Investoren bekämen dafür Anteile an dem oben genannten Konsortium Mobile Uplift Corporation – und zwar am 15. Januar, so die Quelle.

manager-magazin.de, businessinsider.de (Update)

3 Kommentare

zu „Rettungsanker: Lilium kann wohl mit 200 Mio Euro rechnen“
Hans Gnann
07.01.2025 um 11:51
Trotzdem ich kleiner Anleger viel Geld verloren habe und wieso sollte man diese lästigen kleinen Würmer auch ernst nehmen, wenn man mit den großen alten und neuen Investoren Geschäfte machen kann, wünsche ich dem Lilium-Team dass sie einen erfolgreichen Test auf die Beine stellen können. Wenn der Jet im Februar oder März am Testgeländer abhebt und eine Runde über 180 bis 200 km dreht, dann noch ein bis zwei Minuten in der Luft schwebt und mit 20% Rest in der Batterie landet - das wünsche ich mir. Das wäre dann überzeugend genug, um viele Städteverbindungen, Überflüge von Meerengen und Fjorden usw. möglich zu machen, an die heute noch keiner glaubt.
C. Neidl
25.01.2025 um 13:27
Obwohl das Aktiengesetz es ermöglicht, nicht institutionelle Kleinanleger einfach zu enteignen, wünsche ich Lilium alles erdenklich Erfolgreiche - ein Vorzeige-Start-up mit viellen Innovationen in Leichtbau und Batterietechnik , das nach meiner Auffassung von der innovationsfeindlichen technikphoben Regierung geprellt wurde. Lilium ging von bereits zugesagten staatlichen Hilfen aus , die dann mit fadenscheinigen Ausreden noch dazu in letzter Minute versagt wurden. Überall in der Welt fliegen eVTOL - bloss hier glaubt die Presse und Politik, dass sie keine Zukunft hätten. Dubai hat welche, Singapore betreibt sie, die U SA bauen sie - warum sollen sie in Europa nicht funktionieren? Der technischen Möglichkeiten sind viele - emissionsfrei ohne grossen Flächenverbrauch der Vertiports mit Überschuss-Solarenergie in der weiteren Umgebung zu fliegen ist umweltfreundlicher, als Solarstrom wegen des Überangebots nicht abzunehmen und erheblich humaner, als Notfälle in Krankentrransportern auf blockierten Straßen sterben zu lassen.
Florian Treiß
25.01.2025 um 17:47
Kurze Anmerkung zum Thema "von der Regierung geprellt", das war wohl doch etwas anders. Kanzler, Wirtschaftsminister, Verkehrsminister und sogar der damalige Finanzminister Lindner wollten die Bürgschaft gewehren. Aber sowas kann die Regierung nicht selbst entscheiden, sondern es liegt beim Haushaltsausschuss des Bundestags. Und der hat es nicht genehmigt und sich so quasi von der Regierung emanzipiert... Kann man hier nachlesen: https://www.electrive.net/2024/10/18/bestaetigt-keine-finanzhilfe-fuer-lilium/

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