Bilanz 2024: Nicht Verbrenner profitieren von E-Auto-Schwäche – sondern Hybride
Laut den offiziellen Daten des Kraftfahrt-Bundesamts wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 380.609 Elektro-Pkw neu zugelassen – im Jahresvergleich geht es 27,4 Prozent bergab, nachdem der Markt für Stromer in Deutschland 2022 um 32 Prozent und 2023 um 11,4 Prozent gewachsen war. Da die Förderung für Batterie-elektrische Autos (BEVs) vor fast genau einem Jahr gekappt wurde, vergegenwärtigt die Statistik der jüngsten Monate also die Nachfrage ohne staatliche Beihilfe. Hinzukommt, dass die Hersteller ihre E-Autos wohl erst 2025 im großen Stil in den Markt bringen wollen – um ihre EU-Klimaziele zu erreichen. 2024 entpuppte sich so nachfrage- und angebotsseitig zu einem eher lahmen „Zwischenjahr“ auf dem Weg zur Antriebswende. Das bewerten auch Experten so: „2024 war ein Übergangsjahr: Die CO₂-Ziele für Automobilhersteller blieben auf dem Niveau von 2021, sodass kein zusätzlicher Anreiz bestand, die Verkäufe von Elektroautos über das notwendige Maß hinaus zu steigern“, erklärt Dr. Peter Mock, Geschäftsführer von ICCT in Europa. „Ab 2025 gelten jedoch strengere Zielvorgaben. Wir erwarten daher einen signifikanten Anstieg der Verkaufszahlen, wie es auch schon zwischen 2019 und 2020 der Fall war.”
Schauen wir noch einmal detailliert zurück: Im ersten Quartal 2024 kam es zum Einbruch der BEV-Zulassungszahlen – unter anderem durch vorgezogene Käufe der vorangegangenen Jahresend-Rallye (siehe beispielsweise 54.654 BEVs im Dezember 2023 gegenüber 22.464 im Januar 2024) und die Verunsicherung, die die ad-hoc gekappte Förderung Ende 2023 auslöste. In der zweiten Jahreshälfte pendelte sich die Nachfrage dann zuletzt bei grob 35.000 BEV-Einheiten pro Monat ein. Im Dezember schlugen 33.561 neue Elektroautos zu Buche.
Unter dem Strich kamen Elektroautos in Deutschland 2024 auf einen Marktanteil von 13,5 Prozent. Fast jeder siebte zugelassene Pkw hatte also einen reinen Elektroantrieb an Bord. 2023 lag die Marktdurchdringung bereits bei 18,4 Prozent, noch ein Jahr zuvor bei 17,7 Prozent. Wichtig dabei: Der Pkw-Gesamtmarkt in Deutschland hat sich 2024 kaum bewegt (2,8 Millionen Neuwagen, -1% YoY). Ein verzerrender Effekt ist also auszuschließen.
Die großen Gewinner dieser Gemengelage sind aber nicht etwa Benziner oder Diesel, sondern Hybride. Das KBA verzeichnete im vergangenen Jahr 947.398 Pkw-Neuzulassungen mit hybridem Antrieb, eine Steigerung um 12,7 Prozent gegenüber 2023 und ein Marktanteil von 33,6 Prozent. Sprich: Jeder dritte neue Pkw war in den vergangenen zwölf Monaten teilelektrifiziert. Die einzige Antriebsart mit mehr Zulassungen waren die Benziner (991.948) mit einem Marktanteil von 35,2 Prozent. Ihre Kundschaft ist konstant, hinzugewonnen haben sie aber kaum (+1,4 % YoY). Profitieren konnten die Benziner von der Schwäche der reinen E-Autos also nicht.
Was noch? Plug-in-Hybride machten im vergangenen Jahr 191.905 Zulassungen aus und sind in den gerade genannten Block der Hybride eingerechnet. Zoomt man jedoch separat auf diese extern ladbaren Fahrzeuge, kommen sie auf einen alleinigen Marktanteil von 6,8 Prozent. Nachdem ihr Markt 2023 um die Hälfte eingebrochen war – wir erinnern uns, dass die Förderung für Plug-in-Hybride früher auslief als die für BEVs – stabilisierte sich die Nachfrage 2024 wieder. Ihr Absatz steigerte sich um 9,2 Prozent. An die Zeiten, als die bezuschussten Plug-in-Hybride auf weit über 300.000 Verkäufe kamen (362.093 im Jahr 2022 und 325.449 im Jahr 2021), reichen die aktuellen Zahlen aber nicht heran.
Schauen wir noch auf den weiteren Antriebsmix in Deutschland: Der Diesel lag 2024 mit einem Marktanteil von 17,2 Prozent wieder vor dem BEV-Antrieb, nachdem die Stromer die Diesel im vorherigen Jahr erstmals überholt hatten. Dafür reichte den Selbstzündern mit 483.261 Einheiten eine konstante Nachfrage (-0,7% YoY). Weiter ohne große Bedeutung sind Gas-betriebene Pkw (Flüssiggas: 0,5% Marktanteil, Erdgas: 0,0%). Brennstoffzellen-Pkw kamen in der Bundesrepublik 2024 auf keine einzige Zulassung.
Weniger Elektroautos bedeutet unterdessen mehr Emissionen: Dem Antriebsmix entsprechend sind die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neu zugelassenen Pkw laut KBA im vergangenen Jahr gestiegen – und zwar um 4,2 Prozent auf 119,8 g/km (Vorjahr: 114,9 g/km).
Das Hersteller-Ranking im BEV-Bereich hat das Kraftfahrt-Bundesamt für 2024 noch nicht veröffentlicht, wir reichen es wie üblich in einigen Tagen nach. Es lassen sich aber erste Aussagen zu den reinen E-Auto-Herstellern treffen: So kommt Tesla in Deutschland bei den BEV-Zulassungszahlen 2024 auf 37.574 Einheiten, was einem Marktanteil von 1,3 Prozent entspricht. Gegenüber 2023 fällt das Tesla-Ergebnis allerdings um 41 Prozent ab.
Auf Platz zwei folgt vermutlich MG: In der KBA-Liste ist die SAIC-Marke mit 20.977 Neuzulassungen geführt (-1% YoY), MG hat aber auch Plug-in-Hybride und Hybride im Angebot. Hier ist wie erwähnt am 06. Januar noch keine Aufschlüsselung möglich. Gesichert sind aber die 12.463 Elektro-Neuzulassungen (-28% YoY) von Smart. Polestar folgt mit 3.181 Einheiten, verliert aber überdurchschnittlich (-49% YoY). BYD kam auf 2.891 Neuzulassungen (-30% YoY, wobei auch ein Plug-in-Hybrid im Angebot ist). Dreistellig wird es bei Nio (398), Lucid (392) und Xpeng (393), die allesamt nahe zusammenliegen. Erstmals in der Jahresstatistik tauchen auch Leapmotor und Vinfast mit 178 bzw. 175 Fahrzeugen auf. Fisker und Aiways sind/waren ebenfalls reine E-Auto-Hersteller, hier verzeichnete das KBA im vergangenen Jahr 134 bzw. 27 Einheiten.
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