Supercharger in Schweden ohne Strom

Die schwedische Gewerkschaft IF Metall hält Tesla davon ab, neue Supercharger in dem skandinavischen Land ans Netz zu nehmen. An den Ladestationen, die Strom haben, kommt es zu langen Warteschlangen. Grund ist ein anhaltender Streit um einen Tarifvertrag mit dem Autobauer.

tesla supercharger ladestation charging station 2024 001 min
Symbolbild
Bild: Daniel Bönnighausen

Mehr als 100 neue Supercharger bleiben damit weiter offline. Max de Zegher, Leiter der Charging-Abteilung bei Tesla, kritisierte die Sympathiestreiks in einem Beitrag in den sozialen Medien. „Obwohl es noch keinen klaren Weg gibt, die Ladestationen ans Netz zu bringen, werden wir auch weiterhin in schwedische Elektroautofahrer investieren und Standorte bauen, darunter mehr Kapazitäten in Malung, Käppen, Vansbro, Idre, Särna und Sunne“, fügte er hinzu. „Wir schätzen die Unterstützung der Öffentlichkeit, die uns hilft, die Supercharger so schnell wie möglich ans Netz zu bringen.“

Der Konflikt zwischen der Gewerkschaft und Tesla Schweden dauert bereits seit 2023 an. In Schweden gelten Tarifverträge als Grundlage des dortigen Arbeitsmarkt-Modells – fast 90 Prozent aller Beschäftigen arbeiten nach einem Tarifvertrag. Tesla (und vor allem CEO Elon Musk) bevorzugt es aber, wenn die Arbeiter nicht gewerkschaftlich organisiert sind.

Das hat 2023 zu den ersten Streiks in Tesla-Werkstätten in Schweden geführt, später folgten sogenannte Sympathiestreiks von Beschäftigten in anderen Werkstätten bis hin zu Hafenarbeitern, die importierte Teslas von den Transportschiffen entladen sollten, und auch Elektrikern. Mit den erneuten Sympathiestreiks, die die Stromversorgung der neuen Supercharger-Standorte verhindern, hofft die IF Metall, den Elektroautobauer zurück an den Verhandlungstisch zu bringen. Auch andere Gewerkschaften haben mittlerweile Sympathiestreiks angekündigt.

Tesla ist jedoch nicht der einzige, der die Streiks kritisiert. Die Warteschlangen an den verfügbaren Ladestationen waren in manchen Gegenden bis zu 100 Meter lang, berichteten Benutzer. „Wie prognostiziert, leiden schwedische Elektroautofahrer und die Elektroauto-Infrastruktur kann nicht mithalten, es sei denn, die Supercharger werden von den Versorgungsunternehmen mit Strom versorgt, die ihnen den Strom abschneiden. Tesla-Supercharger sind eine kritische Infrastruktur, insbesondere an Spitzenreisetagen wie diesen“, sagte de Zegher auf X und bezog sich dabei auf die vielen Reisenden, die nach der Weihnachts- und Neujahrspause zurückfahren. „So in der Schlange zu stehen ist super schmerzhaft, schadet der Einführung von Elektroautos und ist absolut behebbar!“

Wann und ob der Konflikt gelöst werden kann, bleibt abzuwarten.

manager-magazin.de, teslarati.com

6 Kommentare

zu „Supercharger in Schweden ohne Strom“
Harald
08.01.2025 um 00:11
Hier treffen zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite die dominierende Rolle der Gewerkschaften in den sozialen Marktwirtschaften Schwedens, Norwegens und Dänemarks, auch nach Umstrukturierung. Auf der anderen Seite der Verfechter der freien Marktwirtschaft Elon Musk, dem selbst die geringen Reglementierungen in den U.S.A. noch ein Dorn im Auge sind. Tesla hat sicher die Solidarität unterschätzt, nicht nur der schwedischen, sondern auch länderübergreifend der norwegischen und dänischen Seite. Die skandinavische Seite wird hartnäckig bleiben bez. Tarifverträgen, man ist stolz auf die sozialen Errungenschaften, und Musk wird ebenfalls seiner Linie treu bleiben. Es geht nicht allein um die wenigen Tesla-Arbeitsplätze in Schweden, sondern ums Prinzip. Auf der einen Seite stehen die guten Tesla-Geschäfte in Schweden und Dänemark und das glänzende in Norwegen. Zudem hält der größte Aktieninvestor der Welt, der norwegische Staatsfond, Tesla-Anteile von über 7 Milliarden Dollar. Auf der anderen Seite werden der gewählte U.S.-Präsident Trump und Musk in seiner Rolle als einflussreichster Berater ihren gewaltigen Einfluss nicht nur daheim in Amerika, sondern auch im Ausland geltend machen, um diese Art der Marktwirtschaft zu schwächen. Obwohl man schon einiges gesehen hat, wird man sich meiner Meinung nach über den knallharten Trumpismus und Muskismus, Druck auf Regierungen/Unternehmen auszuüben bis hin zu politiacher/wirtschaftlicher Erpressung, noch wundern. Es geschieht ja bereits.
lanzu
08.01.2025 um 10:14
Gewerkschaften stehen nicht im Gegensatz zur freien Marktwirtschaft. In einer Gewerkschaft schließen sich Arbeitnehmer zusammen um mehr Verhandlungsmacht für gute Verträge mit Arbeitgebern zu haben. Dies ist die Freiheit der Arbeitnehmer, die Bedingungen ihrer Arbeit auszuhandeln.Natürlich widerspricht die Gewerkschaft einer Wirtschaft, die von Arbeitgebern alleine bestimmt wird. Deswegen sollten wir nicht den Begriff der "freien Marktwirtschaft" naiv im Sinne Musks übernehmen.
ID.alist
08.01.2025 um 09:11
Und trotzdem ist Elon in Unrecht. Übrigens, wenn der kleine Anteil an Schweden die ein Tesla Fahren und sich ein Skiurlaub leisten können ein mal im Jahr etwas länger auf eine Ladung warten müssen, ist nicht mal einen Nachricht wert.
Tim Schmelter
08.01.2025 um 10:03
"wenn der kleine Anteil an Schweden die ein Tesla Fahren" Das sind 20000 Schweden und damit fast so viele wie BMW und Audi zusammen. Außerdem muss man keinen Tesla fahren um an einem Supercharger zu laden. Das ist also in etwas so als wenn Gewerkschaften Dauerhaft die Auffahrt zu Tankstellen blockieren. Ich würde da mal gerne den Aufschrei der Verbrennerlobby sehen, ganz sicher würde so etwas von Gerichten untersagt.
Jürgen Baumann
08.01.2025 um 08:43
Gut zeigen die Gewerkschaften die Zähne. Und es gibt ja nicht nur bei Tesla Ladestrom, wie ich bei meiner letzen Reise durch Schweden feststellen konnte.
TeeKay
08.01.2025 um 10:49
Keiner blockiert Auffahrten zu Superchargern. Wenn Musk jemanden findet, der ihm neue Supercharger baut und anschließt, kann er die jederzeit in Schweden bauen und anschließen lassen. Wenn nicht, dann eben nicht. Das nennt sich auch freie Marktwirtschaft. Das Verhandlungsangebot der Arbeitnehmer:innen liegt auf dem Tisch, Musk muss es nur annehmen. Tut er nicht. Weshalb sollten die Arbeitnehmer:innen gezwungen sein, Musks Angebot anzunehmen?

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