Altakkus in Megawatt-Speicher: Forscher heben 2nd-Life-Ansatz auf neues Niveau

Batterieexperten haben im Projekt FluxLiCon gut drei Jahre lang an 2nd-Life-Batterien zum Aufbau von stationären Speichern geforscht. Das Vorhaben war dabei am Lehrstuhl Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) der RWTH Aachen angesiedelt. Nun ziehen die die Projektteilnehmer ihr Fazit.

Bild: PEM RWTH Aachen

FluxLiCon steht für „Intelligentes und flexibles System zum Einsatz von jeglichen 2nd-Life-Batterien in der kommunalen Ladeinfrastruktur“. Die Projektbeteiligten traten Ende 2021 an, um einen modularen und flexiblen Energiespeicher aus gebrauchten Batterien zu entwickeln und zu pilotieren. Der Anspruch: Die Architektur des stationären Speichers sollte unterschiedliche Batterien aufnehmen können, als Netzschnittstelle für die Integration erneuerbarer Energie dienen und sich auch für einen schnelleren und kostengünstigeren Aufbau von Schnelllademöglichkeiten eignen.

Wie die RWTH Aachen meldet, ist das vom Bund geförderte Forschungsprojekt FluxLiCon inzwischen erfolgreich beendet worden: „In mehr als dreijähriger Arbeit hat das PEM-Team einen stationären Speicher für die dezentrale Energieversorgung in Kommunen entwickelt, der sich aus unterschiedlichen Gebrauchtbatterien von Elektrofahrzeugen zusammensetzt und die Kapazität einer Megawattstunde übersteigt“, so die Universität. Neben dem RWTH-Lehrstuhl PEM waren an dem Projekt auch die Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE), PEM Motion, ConAC und die DEKRA beteiligt.

Der Fokus von FluxLiCon lag auf Batterien, die sich mit rund 80 Prozent Restleistung nicht mehr für einen weiteren Einsatz in Elektrofahrzeugen eignen. Als einen Kern des Projekts bezeichnete das PEM beim Kick-off die Entwicklung einer sogenannten Trusted Platform, „die als Schnittstelle zwischen den Inverkehrbringern der Batteriesysteme sowie den Zweitnutzern fungieren und sämtliche Daten strukturiert bereitstellen soll, die für eine Weiterverwendung gebrauchter Batteriesysteme relevant sind“. Den Aufbau dieser Plattform verantwortete die DEKRA.

PEM-Leiter Professor Achim Kampker betont, dass die meisten Antriebsakkus mit einer Restleistung von rund 80 Prozent über genügend Kapazität für eine noch einmal mehrjährige ‚Second Life‘-Anwendung in modularen Energiespeichern verfügen. Das Projektteam habe einen Algorithmus zur Ansteuerung aller Second-Life-Batterien des Hochvolt-Speichers erarbeitet und 144 Permutationen analysiert, „um einen bestmöglichen Speicher-Prototypen für unterschiedliche Anwendungsfälle hervorzubringen“.

Nun sollen die Speicher ihre Alltagstauglichkeit beweisen: Die Inbetriebnahme der in Aachen entwickelten Geräte soll in den nächsten Jahren in zwei Pilotkommunen erfolgen. „Jede Gemeinde hat eigene Verbrauchsprofile mit immer mehr Stromquellen und verschiedenen Energiesenken, so dass stationäre Speicher eine entscheidende Rolle bei der Versorgungssicherheit spielen können“, sagt PEM-Projektverantwortlicher Merlin Frank. Eines der beiden Speichersysteme mit einer Netzschnittstelle für die Integration erneuerbarer Energie sowie einer „Fast Charging“-Option wurde bereits in Wolfenbüttel installiert. Der zweite Speicher soll im Februar nach Ludwigsburg transportiert werden.

Im Rahmen des Projekts hat das PEM-Team außerdem verstärkt zu ökonomischen Aspekten geforscht und einen Index für die Bepreisung gealterter Antriebsbatterien erstellt. „Die wachsende Elektrofahrzeug-Nachfrage und die steigende Zahl ausgedienter Batteriesysteme erzeugen einen Markt für Gebrauchtbatterien“, sagt Frank. „Das Verständnis dieses Segments und seiner Dynamik ist für eine funktionierende Batterie-Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung.“ Der Second-Life-Batteriepreis-Index des PEM-Teams solle die Kostentransparenz für Lithium-Ionen-Batterien erhöhen.

pem.rwth-aachen.de

0 Kommentare

zu „Altakkus in Megawatt-Speicher: Forscher heben 2nd-Life-Ansatz auf neues Niveau“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert