Cellcentric sichert sich Areal für Großserienfertigung in Weilheim

Cellcentric, das Brennstoffzellen-Joint-Venture von Daimler Truck und Volvo Group, hat sich im Weilheimer Gewerbegebiet Rosenloh 16 Hektar Land reserviert, um dort seine künftige Großserienproduktion hochzuziehen. Auf diese Zusage hat das Unternehmen lange warten müssen.

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Bild: Daimler Truck

Cellcentric gibt an, einen Optionsvertrag zum Erwerb eines Grundstücks mit der Stadt Weilheim/Teck unterzeichnet zu haben. Der künftige Standort der Brennstoffzellen-Großserienfertigung liegt somit im Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg. Beim Bau der Fabrik hängt Cellcentric schon länger dem eigenen Zeitplan hinterher. Ursprünglich sollten die ersten Bagger bereits 2023 rollen, später wurde Herbst 2024 angestrebt. Nun sollen die Erschließungsarbeiten im laufenden Jahr beginnen. Bremsklotz war laut Cellcentric schon länger „der verzögerte Ankauf der Grundstücke“.

Insofern beendet der nun unterzeichnete Vertrag eine Hängepartie – zumindest vorerst, denn wie die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet, zweifelt ein Bürger die Rechtmäßigkeit des Gewerbegebiets Rosenloh in Weilheim an und hat eine Normenkontrollklage beim Verwaltungsgerichtshof eingereicht. Die Klage richtet sich gegen einen Gemeinderatsbeschluss vom Dezember 2023. Damit werde sich das Projekt aller Voraussicht nach weiter verzögern, heißt es in dem Bericht.

Cellcentric erwähnt diese neue Entwicklung in seiner Mitteilung nicht. Die Betriebsaufnahme wird „nach heutiger Schätzung um das Jahr 2030 erfolgen“, teilt das Joint Venture mit und verweist darauf, dass „für Cellcentric größtmögliche Flexibilität hinsichtlich des Umfangs der baulichen Maßnahmen und Anlaufgeschwindigkeit von entscheidender Bedeutung ist“. Diesem Wunsch entspreche die Stadt Weilheim mit dem Optionsvertrag.

Der neue Zeitplan unterscheidet sich dabei stark von den bisherigen Planungen. So sollten ursprünglich 2026 erste Systeme aus Weilheim ausgeliefert werden. Vergangenen Sommer wurde noch 2027/2028 in Aussicht gestellt. Nun heißt es also „um das Jahr 2030“. Bautechnische Gründe sind für die neuerliche Verschiebung nicht allein verantwortlich: Cellcentric gibt an „mit Augenmaß zu agieren“ und sich „flexibel für unterschiedliche Hochlauf-Szenarien für Brennstoffzellen-Lkw aufstellen“. Das Joint Venture präzisiert dazu, dass der Wandel in der Automobilindustrie, der verzögerte Aufbau der benötigten Wasserstoff-Infrastruktur sowie die Verfügbarkeit und Preisgestaltung von grünem Wasserstoff wichtige Einflussgrößen sind, die die Marktbedingungen und natürlich die Nachfrage prägen. Aktuell erwartet Cellcentric ergo einen eher verzögerten Hochlauf.

Außerdem hat Cellcentric eine bereits laufende Pilotfertigung für Brennstoffzellensysteme am Standort Esslingen-Pliensauvorstadt, die künftig aufgewertet werden könnte. Vergangenen Sommer hieß es, die dortige Anlage soll ausgebaut werden, um auch nach der Pilotphase BZ-Systeme zu montieren, bis die Produktion in Weilheim skaliert ist. Dies erwähnt Cellcentric in seiner aktuellen Mitteilung zwar nicht mehr, betont aber, dass in Esslingen zurzeit die Produktion in Industriequalität vorangetrieben werde. Und dass dies „ein wichtiger Meilenstein hin zur Großserienproduktion nach automobilen Standards unter Einsatz effizienter Produktionsverfahren ist“.

In Esslingen-Pliensauvorstadt beschäftigt Cellcentric über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen 10.300 Quadratmeter Produktions- und Logistikfläche sowie Büro- und Verwaltungsräume zur Verfügung stehen. Das erklärte Ziel des Unternehmens ist es, Brennstoffzellensysteme in Großserie weltweit zu vertreiben, „die in der wettbewerbsintensiven Transportbranche die bestmögliche Total Cost of Ownership (TCO) erzielen“, so Cellcentric.

Dabei hat das Joint Venture natürlich die geplanten FCEV-Lkw der beiden Anteilseigner Daimler Truck und Volvo im Blick, denkbar ist aber auch der Einsatz in anderen Fahrzeugen wie etwa Reisebussen oder auch der Vertrieb an Dritte. Neben der reinen Produktion plant Cellcentric „das gesamte Ökosystem rund um Brennstoffzellensysteme – vom Produkt, über die Wartung bis zur Wiederverwertung am Ende des Lebenszyklus – abzudecken“.

Interessant wird sicher, wie sich Cellcentric mit dem Marktstart des GenH2 Truck von Daimler Truck synchronisiert. Dessen Serienproduktion war früher einmal für 2027 angedacht. Doch auch hier zieht sich der Entwicklungsprozess in die Länge. Ab Ende 2026 werden nun zunächst 100 Brennstoffzellen-Lkw der nächsten Entwicklungsstufe des GenH2 Truck an Kunden ausgeliefert. Die Serienproduktion soll anschließend gegen „Ende der Dekade“ erfolgen.

cellcentric.net, stuttgarter-nachrichten.de

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