Herne: HCR baut Ladeinfrastruktur für E-Busse deutlich aus
Eine im Jahr 2022 mit Unterstützung der Stadtwerke Herne durchgeführte Machbarkeitsstudie ergab, dass der Umbau zur Elektrifizierung der Busflotte am bisherigen Betriebshof realisierbar sei. Nun wird die theoretische Erkenntnis in die Praxis umgesetzt.
So sollen in den Hallen 2 und 3 des Betriebshofs laut der HCR 24 neue Ladeplätze für Batterie-elektrische Solo- und Gelenkbusse entstehen. Geplant ist, dass die neuen Ladeplätze das Laden der Fahrzeuge über eine Pantografen-Verbindung ermöglichen sollen. Damit der Ladevorgang auf die Art erfolgen kann, werden die sogenannten Ladehauben in den Dachkonstruktionen der Hallen untergebracht, wie die HCR erklärt.
Zusätzlich sollen dort aus Gründen der Redundanz acht Umschaltvorrichtungen montiert werden, mit denen es möglich sein soll, die Ladepunkte zwischen einer Versorgung per Ladehaube oder klassisch per Stecker umzuschalten. „Der bestehende Busport mit bisher sechs Ladeplätzen wird erweitert und umfasst nach dem Umbau zwölf Ladeplätze. Eine weitere Ladesäule mit Steckerladung wird am Havarieplatz installiert“, so das Unternehmen.
Zum Einsatz sollen bei den somit 31 neuen Ladeplätzen ausschließlich flüssigkeitsgekühlte Ladegeräte kommen, die jeweils eine Ladeleistung von 150 kW bereitstellen können. Die Ladegeräte im Betriebshof sollen geschützt in garagenähnlichen Betonhäusern neben dem Betriebshofgelände untergebracht werden. Zusätzlich sollen dort die Transformatoren sowie die Mittel- und Niederspannungsschaltanlagen einen Platz finden. Um welche Ladegeräte es sich im Betriebshof sowie am Havarieplatz handeln wird, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Bekannt ist lediglich, dass die Shell-Tochter SBRS als Gewinner aus der europaweiten Ausschreibung die Umbauarbeiten durchführen wird.
Mit der reinen Installation der Lademöglichkeiten ist es aber nicht getan: „Zentrale Schnittstelle aller Ladevorgänge ist ein neues Last- und Lademanagementsystem, das die Verteilung des Stroms auf die Ladepunkte steuert und insbesondere dafür sorgt, dass die maximale Anschlussleistung am Standort nicht überschritten wird“, erklärt die HCR.
Neben dem Ausbau der Ladeinfrastruktur und einem neuen Last- und Lademanagement sind zudem noch weitere Baumaßnahmen erforderlich. Diese beinhalten notwendige Zuwegungen für den Aufbau der Einhausungen für Trafostationen und Ladesäulen, die dazugehörigen Kabeltrassen sowie die Optimierung des Havarieplatzes. Um die für die Ladung der Fahrzeuge notwendige Anschlussleistung sicherzustellen, verlegen die Stadtwerke Herne eine neue zusätzliche Mittelspannungszuleitung. Seitens der Stadtwerke würde dem ÖPNV-Unternehmen zunächst eine Anschlussleistung von zwei Megawatt zur Verfügung stehen.
Die HCR geht aktuell von einer voraussichtlichen Bauzeit von rund einem Jahr aus. Ein entsprechender Förderbescheid vom Land Nordrhein-Westfalen in Höhe von etwa 6,5 Millionen Euro wurde jetzt übergeben. Die Summe würde etwa 90 Prozent der Kosten für die Umbaumaßnahmen decken, heißt es.
„Der Umstieg auf die Elektromobilität ist zentral für eine nachhaltige Mobilität. Auch im ÖPNV ist die Antriebswende ein ganz wichtiger Baustein auf dem Weg zur Erreichung unserer Klimaschutzziele. Wir unterstützen als Land seit Jahren die Verkehrsunternehmen beim Ausbau der Elektromobilität und der dafür notwendigen Ladeeinrichtungen. Ich freue mich, diesen Förderbescheid hier in Herne überreichen zu können“, erklärt Minister Oliver Krischer. „Die HCR hat als zentraler Mobilitätsdienstleister Vorbildcharakter und zeigt mit dem geplanten Umbau Ihres Betriebshofs auf, wie der Weg zur Klimaneutralität gemeistert werden kann“, so der Oberbürgermeister Frank Dudda.
Während die HCR die Ladeinfrastruktur also deutlich ausbaut, sieht das bei der Elektrifizierung der Flotte derzeit noch anders aus. Die Busflotte des Nahverkehrsunternehmens umfasst aktuell insgesamt 74 Busse. Darunter befinden sich jedoch nur fünf Solo-Elektrobusse (vier davon sind von Ebusco). Im Dezember letzten Jahres trafen zudem die ersten beiden E-Gelenkbusse von BYD ein, die noch diesen Monat ihren ersten Einsatz im Linienverkehr haben sollen.
Dass es bei den sieben Elektrobussen aber nicht bleiben wird, wurde bereits durch einen Beschluss vor fast zwei Jahren deutlich. Damals hieß es, dass das ÖPNV-Unternehmen ab diesem Jahr grundsätzlich nur noch E-Busse beschaffen will. Während das Dortmunder Verkehrsunternehmen DSW21 entgegen vorherigen Beschlüssen auch wieder auf Dieselbusse setzen will, plant die HCR trotz wegfallender Fördermittel aber keinen Kurswechsel. „Die HCR geht aktuell davon aus, dass auch die Landesförderung für den Erwerb von emissionsfreien Bussen künftig eingestellt wird, sodass die Beschaffung von E-Bussen ohne Fördermittel erfolgt“, so der HCR-Sprecher Dirk Rogalla gegenüber der „WAZ“. Auch in diesem Jahr sollen wieder neue Fahrzeuge ausgeschrieben werden. Im Jahr 2036 soll die Busflotte vollständig emissionsfrei sein.
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