Wie Flynt mit E-Transportern in Europa Erfolg haben will

Mit Flynt stellt sich eine neue Marke für elektrische Transporter vor, die in Westeuropa an den Start gehen soll. Das Startup hat zwar seinen Sitz in den Niederlanden, arbeitet jedoch eng mit Unternehmen aus China zusammen. Hinter Flynt steht ein bekannter eMobility-Manager, der ebenfalls beste Verbindungen nach Fernost hat.

Bild: Flynt

Gründer und CEO von Flynt ist Daniel Kirchert, der Erfahrungen aus leitenden Positionen bei BMW und Nissan mitbringt und einst das inzwischen insolvente chinesische E-Auto-Startup Byton mitgegründet hatte. Während Byton seinerzeit global durchstarten wollte (und das im umkämpften Segment der elektrischen Mittelklasse-SUV), soll Flynt eine Nummer kleiner aufgezogen werden, aber nicht unbedingt mit weniger Selbstbewusstsein. „Eine neue Ära bei leichten Nutzfahrzeugen, speziell für Europa gebaut“, schreibt das junge Unternehmen etwa in seinem bisher einzigen LinkedIn-Post.

Doch was ist der Plan? Flynt hat seinen Hauptsitz im niederländischen Leiden und will Transporter in Europa verkaufen, die auf einer speziell entwickelten vollelektrischen Plattform aufbauen. Entwickler und Hersteller der Fahrzeuge ist MiracoMotor, ein auf die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen spezialisiertes chinesisches Unternehmen, das ein Partner des chinesischen Autokonzerns GAC ist. „Durch die Kombination des technischen Knowhows von MiracoMotor mit dem tiefgreifenden Verständnis der europäischen Marktbedürfnisse von Flynt setzt die Partnerschaft einen neuen Standard für die globale Zusammenarbeit im Bereich des nachhaltigen Verkehrs“, heißt es in der Mitteilung. Die ersten Prototypen der E-Transporter sollen noch im ersten Halbjahr 2025 fertig sein und die Auslieferungen an Kunden im ersten Halbjahr 2026 beginnen.

Der Transport-Van soll „sorgfältig für die einzigartigen Bedürfnisse Europas entwickelt“ worden und „auf jeder Ebene zweckmäßig“ sein. Das heißt: Energieeffizienz und Nutzlast sollen optimiert sein, um Gesamtbetriebskosten zu ermöglichen, die für die Flottenbetreiber nichts weniger als ein Game Changer sein sollen.

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Bild: Flynt

Wie viele Startups hält sich auch Flynt zum Start nicht mit vollmundigen Ankündigungen zurück, so soll das Fahrzeug nichts weniger als die „neue Benchmark bei den leichten Nutzfahrzeugen“ werden. Die Daten, die Flynt nennt, lesen sich in der Tat vielversprechend: Mit einem Verbrach von 20 kWh/100 Kilometer sollen bis zu 500 Kilometer Reichweite möglich werden. Das gilt zumindest für die Top-Version, die ein 100-kWh-Batteriepack mit NMC-Zellen erhalten soll. Darunter sollen zwei verschiedene LFP-Batterien angeboten werden, hier nennt Flynt aber weder Reichweite noch Energiegehalt.

Das Fahrzeug soll AC-Laden mit bis zu 22 kW und DC-Schnellladen mit 220 kW unterstützen – hier wird allerdings nicht spezifiziert, ob das für alle Batterie-Varianten gilt. Selbiges gilt für die angekündigte Vehicle-to-Grid-Funktion, welche die Flexibilität im Betrieb erhöhen soll. Die Abmessungen des Fahrzeugs werden noch nicht genannt, wohl aber die Größe des wichtigen Laderaums: Dieser soll je nach Version zwischen 8,7 und 16,5 Kubikmetern Stauraum bieten. Flynt spricht von einer 28 Prozent höheren Raumeffizienz als bei den Kern-Wettbewerbern.

Bei einem für die Betreiber extrem wichtigen Punkt gibt es aktuell noch keine Zahlen: bei den Kosten. Zwar spricht das Startup von einem „äußerst wettbewerbsfähigen Gesamtproduktpaket“, welches die Kostenlücke schließen soll, die normalerweise bei E-Transportern im Vergleich zu den Diesel-Varianten entsteht. „In Kombination mit geringeren Energiekosten, deutlich reduzierten Wartungskosten und dem Wegfall der Kohlenstoffsteuer ergibt sich eine äußerst wettbewerbsfähige Gesamtbetriebskostenrechnung, die die Umstellung auf elektrische Flotten für Unternehmen wirtschaftlich tragbar macht“, heißt es eher allgemein.

Allerdings dürfte es für Flynt auch schwer sein, bereits jetzt konkrete Zahlen zu nennen – das Fahrzeug befindet sich noch in der Entwicklung. So hat das Rendering des Fahrzeugs, das Flynt vor knapp zwei Monaten auf LinkedIn gepostet hat, wenig mit den Bildern gemeinsam, die zu der aktuellen Pressemitteilung versendet wurden. Es sind beides Transport-Vans, das Exemplar aus dem LinkedIn-Post hatte aber noch eine betont kurze Front und steile Windschutzscheibe – ideal für eine bessere Übersichtlichkeit im Haupteinsatzgebiet solcher Liefervans, der Stadt. Das Fahrzeug aus den aktuellen Renderings hat zwar immer noch einen kurzen Überhang vorne, aber eine deutlich flachere Frontscheibe. Hier bleibt also abzuwarten, welche Features die ersten Prototypen in den kommenden Monaten tatsächlich erhalten werden.

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Fahrzeug aus dem LinkedIn-Post
Bild: Flynt

Auch wenn die meisten Elektro-Transporter auf dem europäischen Markt E-Varianten bekannter Dieselmodelle sind und somit auf Verbrenner- oder Mischplattformen basieren, ist der Ansatz, E-Lieferwagen auf einer reinen speziellen Elektro-Plattform anzubieten, nicht ganz neu. Das britische Startup Arrival hatte seit 2018 einen E-Transporter entwickelt und 2020 sogar einen Großauftrag von UPS erhalten. Die Produktion war in neuartigen Mikro-Fabriken geplant, auch Elektro-Busse und sogar ein E-Auto sollten auf diese Art und Weise entstehen. Spätestens 2022 ist Arrival aber in finanzielle Schwierigkeiten geraten und musste 2024 Insolvenz anmelden.

Derartige Probleme mit einer kostenintensiven Produktion, wenn nicht nur das Fahrzeug, sondern auch die Mikrofabriken komplett neu entwickelt werden müssen, will Flynt von Anfang an umgehen – mit dem Partner MiracoMotor. „Angesichts der ehrgeizigen globalen Nachhaltigkeitsziele ist die Zusammenarbeit zwischen Europa und China unerlässlich. Flynt ist ein Beispiel dafür, wie grenzüberschreitende Zusammenarbeit die Dekarbonisierung des Verkehrs beschleunigen kann“, sagt Kirchert. „Unsere vollelektrische Plattform ist keine bloße Adaption traditioneller Konzepte. Sie stellt eine völlige Neudefinition dessen dar, was leichte Nutzfahrzeuge sein können und sein sollten, sorgfältig entwickelt, um die einzigartigen Bedürfnisse des europäischen Marktes zu erfüllen, geformt durch detaillierte Zusammenarbeit und Input von potenziellen Kunden.“

Flynt betont langfristige Kooperation mit MiracoMotor

Das Gründer-Team besteht neben Kirchert als CEO auch aus COO Rogan Liu, Chief Customer Officer Moritz Klinkisch und Laura Peschke, die als Chief Marketing Officer aktiv ist. Peschke hatte bereits bei Byton mit Kirchert zusammengearbeitet und war seitdem auch bei Great Wall und Nio in leitenden Positionen angestellt. Moritz Klinkisch ist mit Kirchert aus der gemeinsamen BMW-Zeit verbunden, Klinkisch war unter anderem Produktmanager für BMW i. Und Rogan Liu soll laut der Flynt-Website über zwei Jahrzehnte Erfahrung in den Bereichen Fertigung, Projektmanagement und strategische Produktplanung verfügen – und „eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung einer führenden chinesischen Automobilmarke“ gespielt haben.

„Unsere Zusammenarbeit mit MiracoMotor ist ein Modell des Vertrauens und der langfristigen Kooperation. Gemeinsam haben wir ein Produkt geschaffen, das sowohl technologisch fortschrittlich als auch perfekt auf die Erwartungen der europäischen Kunden abgestimmt ist“, sagt Liu.

Für den chinesischen Partner ist es das erste Projekt auf dem alten Kontinent. „Um in Europa erfolgreich zu sein, bedarf es nicht nur technologischer Spitzenleistungen, sondern auch einer starken Marke und außergewöhnlicher Servicegarantien“, sagt Xiao Ning, Gründer und CEO von MiracoMotor. „Unsere Partnerschaft mit Flynt zeigt, wie komplementäre Stärken – chinesische Innovation und europäische Marktexpertise – zu weltweit führenden Lösungen führen können.“

Quelle: Info per E-Mail, linkedin.com, flyntvans.com

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