BT beerdigt Rollout-Pläne: Verteilerkästen werden doch nicht zu Ladestationen
Wie die BBC unter Berufung auf den Newsletter The Fast Charge berichtet, wurde nur ein einziger Ladepunkt an einem Verteilerkasten im schottischen East Lothian realisiert. Dieser Pilot-Standort wurde auch bei Bekanntgabe der Pläne Anfang 2024 genannt. Mit den Pilottests sollte – so der O-Ton seinerzeit – „das Potenzial für die Aufrüstung von potenziell bis zu 60.000 solcher Verteilerkästen zu E-Auto-Ladestationen untersucht werden“.
Offenbar konnten die Piloten nicht überzeugen. Der bisher einzige realisierte Ladepunkt in Schottland soll im Februar wieder außer Betrieb gesetzt werden. Damit kommt eine weitere Initiative zum Erliegen, die in den bestehenden Verteilerkästen am Straßenrand ein großes Potenzial für die E-Mobilität vermutete. Die Deutsche Telekom hatte 2017 ebenfalls Pläne publik gemacht, wonach über geeignete Stromverteiler bundesweit Lademöglichkeiten geschaffen werden sollten. Zu hören war immer von insgesamt 12.000 Verteilern, die in Betracht kämen. Zum Aufbau des Ladenetzes wurde seinerzeit die Tochtergesellschaft Comfort Charge gegründet. Nach dem Startschuss 2018 wurde es aber schnell still um das Großprojekt.
Als Hemmnis gilt, dass die Leistung in den grauen Gästen nicht ausreicht und sie in der Regel zwar auf dem Gehweg stehen, aber nicht so nah an der Straße, dass sie ohne Weiteres als Ladestationen verwendet werden können. Zudem erfordert ihr Zusatznutzen teils langwierige kommunale Genehmigungsverfahren. Außerdem führte eine Telekom-Sprecherin 2021 an, dass das Geschäftsmodell für den Aufbau von AC-Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum noch nicht attraktiv genug sei, sofern die Investitionen und die Betriebskosten allein finanziert werden müssten. Technisch machbar sei die Umrüstung aber.
British Telecommunications (BT) kündigte das Projekt vor einem Jahr noch mit markigen Worten an, wonach die Umnutzung der Kästen eine „einzigartige Gelegenheit“ sei, um ein „Haupthindernis“ für den Umstieg von Benzin- und Dieselfahrzeugen zu beseitigen. Konkret wollte die BT prüfen, „wie diese Lösung skaliert werden könnte, um dem Mangel an Ladegeräten auf britischen Straßen entgegenzuwirken“. Technisch umgesetzt werden sollte die Nachrüstung der Ladestation in den Verteilerkasten mit einem neu entwickelten Gerät, das die gemeinsame Nutzung des Ladepunkts neben dem bestehenden Breitbanddienst ermöglichen sollte, ohne dass ein neuer Stromanschluss geschaffen werden muss.
Grundsätzlich verfolgt die britische Regierung das Ziel, bis Ende der Dekade 300.000 öffentliche Ladepunkte zu errichten. Staatlichen Statistiken zufolge gibt es in Großbritannien aktuell 73.334 öffentliche Ladestationen – ein Anstieg von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Dichte ist jedoch regional sehr unterschiedlich: Allein fast ein Drittel der öffentlichen Ladestationen befinden sich im Großraum London.
Der schnelle Ausbau ist auch vor dem Hintergrund wichtig, dass sich Großbritannien 2024 zum neuen europäischen Leitmarkt für Elektromobilität aufgeschwungen hat: Mit 381.200 neuen rein elektrischen Pkw schob sich das Vereinigte Königreich vor die Bundesrepublik – zwar nur knapp, aber beim E-Auto-Anteil gewinnen die Briten das Duell deutlich: Im UK war 2024 jeder fünfte neue Pkw ein Stromer, in Deutschland nur knapp jeder siebte. Der starke Zuwachs in Großbritannien hängt eng mit dem dort geltenden ZEV-Mandat zusammen: Dort war 2024 das erste Jahr mit verbindlichen Zielvorgaben für emissionsfreie Neuwagen und die Hersteller mussten sich den steigenden E-Auto-Absatz dabei in den vergangenen zwölf Monaten teils mit hohen Rabatten erkaufen, um Strafzahlungen wegen Nicht-Erfüllung der Quoten zu verhindern.
fastcharge.email via bbc.com
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