Polestar will in die schwarzen Zahlen – und den Polestar 7 in Europa bauen

Polestar hat eine aktualisierte Unternehmensstrategie vorgestellt. Der aktualisierte Geschäftsplan sieht für die Jahre 2025 bis 2027 ein durchschnittliches jährliches Wachstum des Einzelhandelsvolumens zwischen 30 und 35 Prozent vor. Außerdem kündigt Polestar ein neues Kompakt-SUV an – aus Europa.

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Bild: Polestar

Die neue Strategie, die unter dem seit Oktober aktiven CEO Michael Lohscheller erarbeitet wurde, sieht nach hohen Verlusten auch einen schnellen Weg in die schwarzen Zahlen vor: Bereits für 2025 soll Polestar ein positives bereinigtes EBITDA erreichen. Dabei und bei dem angepeilten Absatzwachstum soll die größer werdende Modellpalette helfen – lange Zeit hatte die Marke mit dem Polestar 2 nur eine Baureihe im Angebot, inzwischen werden auch das große E-SUV Polestar 3 und das Mittelklasse-Crossover Polestar 4 ausgeliefert – ein großer GT namens Polestar 5 und ein Elektro-Roadster mit der Kennziffer 6 sind in der Pipeline.

Allerdings setzt Polestar unter Lohscheller nicht nur auf die neuen Produkte: Ab 2026 werden weitere Verbesserungen der Marge, der Fixkosten und des Betriebskapitals angestrebt. In 2027 soll ein positiver freier Cashflow nach Investitionen folgen. Wie genau das erreicht werden soll, geht aus dem Strategie-Update aber nicht hervor. Konkrete Maßnahmen oder Summen, die über Sparprogramme erwirtschaftet werden sollen, nennt das Unternehmen in der Mitteilung nicht.

Auch wenn Lohscheller, der vor allem aus seiner Zeit bei Opel (Finanzvorstand und später Vorstandsvorsitzender) als Zahlenmensch bekannt ist, die Wirtschaftlichkeit von Polestar verbessern will, setzt er auf die bereits etablierte Ausrichtung des Autobauers. „Wir bauen auf der starken Marke Polestar auf, in deren Mittelpunkt Design und Performance stehen. Um diese angesehene, fortschrittliche Marke zu einem erfolgreichen und zukunftsfähigen Unternehmen zu machen, sind jedoch erhebliche Veränderungen erforderlich“, so Lohscheller. „Wir beschleunigen unsere Expansion im Einzelhandel und die kommerzielle Transformation. Gleichzeitig passen wir unser künftiges Modellportfolio an und reduzieren unsere Kosten deutlich. Wir sind überzeugt, dass 2025 das stärkste Jahr in der Geschichte von Polestar sein wird, sowohl in Bezug auf das Volumen als auch auf die Finanzen.“

Mehr Händler für Offline-Vertrieb

Mit der Expansion des Einzelhandels meint der CEO nichts weniger als die Umstellungen des bisherigen Vertriebsmodells. Derzeit verkauft Polestar seine Autos überwiegend online, die Fahrzeuge werden dann über relativ wenige „Polestar Spaces“ ausgeliefert. Gemeinsam mit seinen Partnern plant Polestar, von 70 auf 130 in Europa und von 36 auf 57 Verkaufsflächen in Nordamerika zu expandieren. Der „direct-to-customer-Online-Verkauf soll zwar beibehalten werden, mit den zusätzlichen Verkaufsräumen sollen aber auch mehr Offline-Käufer angesprochen werden. „Ich möchte, dass wir uns im Vertrieb breiter aufstellen und mehr Kunden ansprechen“, sagte Lohscheller in einem Interview mit der DPA und DPA-AFX.

Auch die Produktion soll breiter aufgestellt werden: Bisher fertigt Polestar seine Autos vor allem in Asien, etwa in bestehenden Geely-Werken in China oder bei einem Auftragsfertiger in Südkorea. Nur der Polestar 3 wird auch in den USA gebaut. Den Polestar 7, den das Unternehmen in dem Strategie-Update ebenfalls ankündigt, will man in Europa bauen. Ab wann, wo genau und mit welchem Partner steht aber noch nicht fest. Klar ist nur: Mit der Europa-Produktion will sich Polestar vor EInfuhrzöllen schützen, aber auch die Kosten senken: „Die Kosten sind deutlich geringer, als Autos um die Welt zu schiffen“, so Lohscheller in dem Interview.

Auch zum Fahrzeug selbst gibt es bisher nur wenige Infos: Der Polestar 7 soll ein „Premium-Kompakt-SUV“ werden, „der das am schnellsten wachsende und profitabelste Premium-Segment der Welt bedient“. Ob er sich einer der Geely-Plattformen bedient (etwa jener des Zeekr 7X) oder wie der kommende Polestar 5 auf einer Polestar-eigenen Aluminium-Plattform basiert, wird nicht erwähnt. Der Polestar 5, der in diesem Jahr vorgestellt werden soll, wird auf alle Fälle das erste Fahrzeug der Marke mit 800-Volt-Technologie.

Parallel zu dem Strategie-Update hat Polestar auch noch die ausstehenden Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2024 veröffentlicht – also noch nicht für das Gesamtjahr. Im Q3, in dem Lohscheller noch nicht CEO war, hat Polestar einen Umsatz von 551 Millionen US-Dollar (535,5 Millionen Euro) erzielt, zehn Prozent weniger als im Q3 2023 – auch der Absatz ging um acht Prozent auf 12.548 Autos zurück, hat sich aber wie berichtet im Q4 erholt.

Für die Bilanz des dritten Quartals hat das natürlich noch keine Auswirkungen: Hier stand ein bereinigtes EBITDA von -180,5 Millionen Dollar (-175,4 Millionen Euro), also 28 Prozent weniger als im Vorjahresquartal mit -252,3 Millionen Dollar. In den ersten drei Quartalen 2024 haben sich die Verluste auf 602,6 Millionen Dollar (585,6 Millionen Euro) summiert.

polestar.com (Strategie), polestar.com (Q3-Zahlen), manager-magazin.de (Interview-Aussagen von Lohscheller)

1 Kommentar

zu „Polestar will in die schwarzen Zahlen – und den Polestar 7 in Europa bauen“
Martin
17.01.2025 um 12:41
Ich fahre selbst einen Polestar 2pp aus 2024! Bringt mal die Software auf die Reihe dann kauf ich 2027 wieder einen Polestar - aber das Drama was Volvo / Polestar da gerade abliefert ist sehr sehr traurig!

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