Renault eröffnet F&E-Zentrum für E-Autos in China
In einem Interview mit der chinesischen Zeitung „China Daily“ sagt Renault-CEO Luca De Meo, er habe vor einem Jahr den Plan gehabt, einen günstigen Elektro-Twingo herauszubringen. Als er die Mitarbeiter daraufhin ansprach, er wolle ein Auto für weniger als 20.000 Euro bauen und es in weniger als zwei Jahren entwickeln, sei sein französisches Team überrascht gewesen und hätte gesagt, dass dies unmöglich sei. „Und dann kam ich nach China und stellte die gleiche Frage, und die Jungs sagten mir: ‚Kein Problem’“, so de Meo, in dem Interview. So sei dann schnell die Entscheidung für das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum gefallen.
In einem Interview mit der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua wiederum lobte Luca de Meo die chinesische Elektroautoindustrie für ihre schnelle Forschung und Entwicklung, ihre Kosteneffizienz und ihre fortschrittliche Technologie und betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern für die europäischen Automobilhersteller sei.
Mit der Gründung des ACDC (die Abkürzung dürfte eine Anspielung auf die Abkürzungen von Wechselstrom und Gleichstrom sein) will Renault vom chinesischen Know-how profitieren und die globale Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärken. Das ACDC besteht aus spezialisierten Teams, die sich bislang auf die Bereiche Technik, Beschaffung und Kostenrechnung konzentrieren. Zu seinen Hauptaufgaben gehören das Scouting, der Aufbau von Lieferantennetzwerken sowie die Fahrzeug- und Systementwicklung, die alle zur Beschleunigung des Produktentwicklungsprozesses der Renault-Gruppe beitragen.
Luca de Meo lobte gegenüber Xinhua Chinas Elektroauto-Technologie und -Lieferkette, insbesondere die Fortschritte in der Batterietechnologie. Er hob hervor, dass Renault seine Partnerschaft mit dem chinesischen Batterieriesen CATL ausgebaut hat. Zu den führenden Unternehmen der chinesischen Automobilindustrie sagte Luca de Meo: „Einige von ihnen verfügen über eine Kreativität, die für Autofans wirklich bemerkenswert ist“, und fügte hinzu: „Sie sind zwar Konkurrenten, aber sie können uns auch als Inspiration dienen.“
Durch die Zusammenarbeit mit chinesischen Ingenieuren könne Renault die Entwicklungszyklen enorm beschleunigen, so de Meo weiter: „Als ich vor vier Jahren in das Unternehmen kam, brauchten wir für die Entwicklung von Autos zwischen 48 und 60 Monaten. Jetzt können wir ein Auto in einem Drittel der Zeit herstellen. Der Twingo zum Beispiel wird in weniger als zwei Jahren entwickelt.“ Der Wagen soll nun 2026 für einen Preis von unter 20.000 Euro auf den Markt kommen. In Hinblick auf den Twingo hat Renault bereits im Mai 2024 bekanntgegeben, dass dieser mit Hilfe eines chinesischen Partners entsteht. Daraufhin gab es unbestätigte Berichte, dieser Partner wäre Geely. Doch bislang hat Renault nur eine Kooperation mit Geely für Verbrenner- und Hybrid-Motoren bestätigt. Das Elektroauto Dacia Spring lässt Renault wiederum vom chinesischen Hersteller Dongfeng in Wuhan herstellen. Der künftige E-Twingo soll aber nicht in China, sondern in Slowenien gebaut werden.
0 Kommentare