Ikea Deutschland wird Lade-Ausbauziel für 2028 verpassen
Die aktuelle Ausbau-Runde zusammen mit Mer als Technik-Partner hatte Ikea im März 2024 verkündet: Auf den Parkplätzen aller 54 deutschen Ikea-Filialen und an weiteren Standorten will das Duo Schnelllader mit 50 bis 400 kW Leistung installieren. Eigentlich sollten die ersten Standorte im Frühjahr 2025 in Betrieb gehen, tatsächlich kann der Mer-Ladepark an der Filiale in Berlin-Waltersdorf bereits seit Dezember 2024 genutzt werden – anders als bei den früheren Ikea-Ladepunkten aber kostenpflichtig. Bis 2028 sollten es 1.000 neue Schnellladepunkte werden.
Nicht einmal ein Jahr nach der großen Ankündigung zeichnet sich aber schon ab, dass das Ausbau-Ziel in den nächsten drei Jahren wohl nicht erreicht werden kann. „Der Wille ist da, das Geld auch“, sagt Ikea-Deutschland-Chef Walter Kadnar gegenüber der „Welt“. „Wir möchten einen Beitrag leisten, dass sich die Elektromobilität noch schneller und stärker durchsetzt in Deutschland.“
Weshalb es trotz dieser Aussagen wahrscheinlich nicht klappen wird? „Wir haben Probleme mit den Starkstromanschlüssen“, so Kadnar weiter. „Vielerorts reichen die Netzkapazitäten nicht aus.“ Laut dem Ikea-Manager gebe es Standorte, an denen vor 2028 nicht mal ein Antrag für die Installation einer Ladesäule bei den jeweiligen Behörden gestellt werden könne.
Diese Aussagen erinnern an jene von Alexander Junge, Vorstand für Elektromobilität bei der deutschen Tankstellenkette Aral. Aral hatte im Dezember ein eigenes „Umsetzungsbarometer“ vorgestellt, um auf Hürden beim Ausbau der Schnelllade-Infrastruktur in Deutschland hinzuweisen – zum Beispiel, wo es bei der Umsetzung der angekündigten Maßnahmen aus der Politik hakt. Neben Fragen um Baugenehmigungen und einheitliche Antragsverfahren ging es dabei auch um das Thema Netzanschlüsse.
Zurück zu Ikea: Kadnar gibt weiter an, dass die Möbelkette in anderen Ländern „mit ähnlichen Vorhaben schon viel weiter“ sei. Zwar sei auch im Ausland längst nicht alles leicht und selbstverständlich. „Aber hier ist es schon besonders“, wird Kadnar zitiert. Der gebürtige Österreicher hat für das schwedische Unternehmen bereits in Polen, Russland und Frankreich gearbeitet.
Und in Deutschland könnte sich für Kadnar mit dem langsameren Ladesäulen-Ausbau noch ein weiteres Problem ergeben, dass über die Serviceleistung für Kunden beim Besuch einer Filiale hinausgeht: Ikea elektrifiziert auch seine eigene Lieferflotte – diese werden zwar nicht an den Mer-Ladesäulen auf dem Kundenparkplatz geladen, benötigen aber auch zusätzlich Strom am Standort. „In Berlin erledigen wir über 90 Prozent der Speditionslieferungen zu Kunden bereits per Elektro-Lkw“, so Kadnar. Dabei arbeitet das Möbelhaus mit Rhenus Home Delivery zusammen.
Nachhaltigkeit ist für den Manager übrigens der „Schlüssel für Wachstum und künftige Kosten“. An 19 Standorten hat Ikea Deutschland 23 Solar-Anlagen installiert und produziert damit mehr Strom als verbraucht wird. „Wo immer wir in Nachhaltigkeit investieren, rentiert es sich vergleichsweise schnell“, erklärt der Deutschland-Chef.
welt.de (Paywall)
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