Polnische Städte rufen wegen hoher Wasserstoff-Betriebskosten nach dem Staat
In dem Brief wenden sich die Bürgermeister von Chełm und Wałbrzych in ihrem eigenen Namen und im Namen der Bürgermeister von 19 weiteren Städten an Paulina Hennig-Kloska, Ministerin für Klima und Umwelt im aktuellen Kabinett von Ministerpräsident Donald Tusk. In dem Schreiben bitten sie unter anderem um Subventionen für Wasserstoff als Energieträger: „Wir appellieren, dringend ein finanzielles Unterstützungsprogramm für Nutzer von Wasserstoff zu entwickeln und umzusetzen“, heißt es darin wortwörtlich.
Denn: Nach Recherchen des Portals Clean Technica sollen es verschiedene Verkehrsbetreiber versäumt haben, realistische Kosten für Wasserstoff in ihre Kalkulationen aufzunehmen. Dort, wo schon H2-Busse angekommen sind, könnten sich die Betreiber deren Einsatz nicht leisten (oder zögen den ebenfalls teuren grauen Wasserstoff heran). Dort, wo die Wasserstoffbusse erwartet werden, herrsche wegen der sich abzeichnenden hohen Betriebskosten Nervosität.
Das Schreiben enthält auch ein Berechnungsbeispiel für die Kosten, die der öffentliche Nahverkehr in Chełm für Wasserstoff aufbringen muss. Der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff liegt demnach derzeit bei 68,90 Zloty (gut 16 Euro), während die gleiche Menge Diesel 4,93 Zloty (1,16 Euro) koste. Der Preisunterschied soll sich in Chełm im Laufe eines Jahres auf bis zu 2,74 Millionen Zloty (rund 650.000 Euro) summieren können.
Laut Clean Technica gibt es in Polen zurzeit sechs Städte, die Wasserstoffbusse in ihren Flotten haben oder bald haben werden – nämlich Konin, Lublin, Poznan, Walbrzych, Rzeszow und Chełm. In den meisten Fällen ist Polens Bus-Platzhirsch Solaris der Lieferant. In dem Schreiben an die Umweltministerin versuchen die Kommunalpolitiker, ihre Forderung mit der Aussicht zu verknüpfen, dass Polen bei der Wasserstoff-Technologie führend werden könnte. Die Subventionierung „würde sich […] positiv auf die Umwelt, die öffentliche Gesundheit, die wirtschaftliche Entwicklung und die Energieunabhängigkeit auswirken“, heißt es an einer Stelle etwa. Oder: „Die Entwicklung der Wasserstofftechnologie ist in vielen Ländern der Welt eine der wichtigsten Säulen der Klimapolitik.“ Es brauche aber Unterstützungsmechanismen, die die Entwicklung der Infrastruktur, die Senkung der Kosten und die Popularisierung von Wasserstoff bei den Endnutzern ermöglichen.
Als konkreten Vorschlag unterbreiten die Bürgermeister der Ministerin, ein Programm einzuführen, dass die Kostendifferenz zwischen Wasserstoff und traditionellen Kraftstoffen für einen Zeitraum von drei Jahren deckt. Das Programm solle zwischen 2025 und 2027 umgesetzt werden, mit der Möglichkeit einer Verlängerung je nach den Auswirkungen und der Marktsituation. Nach Schätzungen der Kommunalpolitiker würden sich die jährlichen Kosten des Programms auf zunächst 50 bis 100 Millionen Zloty (rund 12 bis 24 Millionen Euro) belaufen, in den Folgejahren – im Falle eines Anstiegs der Zahl von Wasserstoffbussen – auf 200 bis 500 Millionen Zloty (47 bis 118 Millionen Euro).
cleantechnica.com, wydarzenia.interia.pl (auf Polnisch)
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