Bilanz 2024: Deutschland verbucht Delle bei E-Bussen
Die neuesten KBA-Zahlen zum deutschen Busmarkt sorgen für die erwartete Ernüchterung. Die stark zurückgefahrene Förderung des Bundes schlägt mittlerweile durch: Alternative Antriebe hatten 2024 nur noch ein Drittel aller neu zugelassenen Busse an Bord (32,4%), im Jahr zuvor waren es noch 42,5 Prozent. Zu diesen alternativen Antrieben gehören (teil-)elektrifizierte Antriebe oder Gas. Zoomt man nur auf die reinen Elektrobusse ab 3,5 Tonnen zeigt sich in der Jahresstatistik ein Rückgang von 809 auf 713 Einheiten (-12% zwischen 2023 und 2024), obwohl die Halbjahresbilanz 2024 bei den großen E-Bussen ab 8 Tonnen noch ein Wachstum versprach (353 BEV-Einheiten, +19% YoY). Die Dynamik im deutschen E-Busmarkt hat sich also vor allem im zweiten Halbjahr abgeschwächt. Unterm Strich fällt der BEV-Anteil am Gesamtmarkt von 14,7 auf 13,2 Prozent.
Denn: Über alle Antriebsarten hinweg kamen in der Bundesrepublik in den vergangenen zwölf Monaten 5.382 neue Busse ab 3,5 Tonnen auf die Straße, was einem leichten Abschwung von zwei Prozent entspricht (2023: 5.493), aber weit vom Einbruch im Jahr 2022 (4.883 Busse) entfernt bleibt. In diesen Zahlen enthalten sind alle Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen, die „nach ihrer Bauart und Einrichtung zur Beförderung von mehr als 9 Personen (einschließlich Fahrzeugführer) und ihres Reisegepäcks bestimmt sind“, so die Definition des Kraftfahrt-Bundesamt. Der Zuschnitt ist wichtig, um die Vergleichbarkeit in Europa zu gewährleisten, denn je nach Studienmacher werden nur große Busse (ab 8 Tonnen, etwa die ACEA-Statistiken) oder eben alle Busse ab 3,5 Tonnen gezählt.
Das Portal omnibus.news hat die neuen Statistikwerte veröffentlicht und weiter differenziert – etwa mit Blick auf die einzelnen Antriebsarten. So haben hiesige Verkehrsunternehmen im 2024er Busmarkt (ab 3,5 Tonnen) neben den 713 BEVs noch 163 Plug-in-Hybride (2023: 26), 749 Diesel-Hybride (2023: 1.338), 26 Gas-Busse (2023: 43) und 34 Wasserstoff-Busse (2023: 7) zugelassen. Etwas verwirrend ist, dass die Statistik zwischen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Bussen unterscheidet. Eine Anfrage zu der genauen Definition haben wir beim KBA eingereicht. Die Antwort reichen wir Ihnen hier nach, sobald sie vorliegt.
Brennstoffzellenbusse sind der Statistik zufolge 2024 jedenfalls keine auf die Straße gekommen (2023: 8). Busse mit klassischem Verbrennungsantrieb wurden mit 3.637 Einheiten wieder deutlich beliebter (2023: 3.158) – und machten 2024 wieder zwei von drei Zulassungen aus. Dieser Rückwärtstrend war bereits vor Monaten vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vorhergesagt worden. Laut einer Branchenumfrage des VDV wollen dessen Mitglieder nach dem Förder-Rückzug nicht einmal mehr die Hälfte der eigentlich geplanten E-Busse beschaffen.
Wie viele der 713 reinen E-Busse im vergangenen Jahre große Busse mit mehr als 8 Tonnen waren, ist noch nicht ausgewertet. Sie stellen aber in der Regel die große Mehrheit dar. 2023 waren in Deutschland 753 Elektrobusse mit einem Gesamtgewicht von über 8 Tonnen auf die Straße gekommen – nach 548 Exemplaren in 2022 und 555 Elektrobussen in 2021. Klar ist: Der Bestand an Elektrobussen mit über 8 Tonnen dürfte in der Bundesrepublik inzwischen die 3.000er Marke erreicht oder überschritten haben. Denn Ende 2023 gab es hierzulande schon 2.562 Elektrobusse (3,9% aller Busse mit diesem Mindestgewicht) und die Differenz bis zur 3.000 ( nämlich 438 Einheiten über 8 Tonnen) dürfte 2024 locker geschafft worden sein. Laut Schätzungen der scheidenden Regierung werden aktuell 50.000 bis 55.000 Fahrzeuge im ÖPNV eingesetzt.
Welche Marken in Deutschland vergangenes Jahr am beliebtesten waren, ist inzwischen auch spruchreif. 2023 lag bei den großen Bussen MAN vorne, gefolgt von Mercedes-Benz und Ebusco. Die Bilanz 2024 offenbart eine hohe Nachfrage bei Daimler Buses (379 zugelassene E-Busse > 8 Tonnen). Auf den weiteren Plätzen folgen mit großem Abstand MAN (94), Ebusco (75), VDL (63) und BYD (44).
In anderen europäischen Ländern findet sich übrigens keine Delle in der Zulassungsstatistik – ganz im Gegenteil. Bestes Beispiel ist Italien, wo die E-Bus-Flotte um gut 1.000 Einheiten wuchs. Jeder fünfte neu zugelassene Bus hatte dort 2024 einen Batterie-Antrieb an Bord. Bei den Stadtbussen waren es sogar gut 40 Prozent. Und im traditionell starken Busmarkt Großbritannien dürften die absoluten Zahlen nochmals deutlich höher ausfallen.
omnibus.news, omnibus.news (Herstellerranking)
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