Varta-Übernahme perfekt: Gericht weist Beschwerden ab

Der Restrukturierungsplan des angeschlagenen Batterieherstellers Varta ist rechtskräftig: Porsche und Michael Tojner schießen 60 Millionen Euro zu und übernehmen die Gesellschaft, die bisherigen Varta-Aktionäre werden hinausgedrängt. Das Landgericht Stuttgart hat jetzt alle Beschwerden gegen diesen Plan abgewiesen.

v4drive batteriezellen
Bild: V4Drive

Zuvor hatte bereits das Bundeskartellamt die Pläne von Porsche freigegeben, sich an Varta zu beteiligen. Für Varta manifestierte sich so seit einigen Monaten eine zukunftsfähige Lösung, nachdem sich das Unternehmen zuvor mit seiner Expansion übernommen und in Schieflage geraten war. Für die Neuordnung der Besitzerstruktur nutzte der Varta-Vorstand das StaRUG-Restrukturierungsgesetz, wonach die Möglichkeit besteht, Eigentümer hinauszudrängen. Die Papiere der bisherigen Varta-Aktionäre werden im Zuge der Transaktion wertlos.

Varta beschreibt diesen Vorgang wie folgt: „Der Restrukturierungsplan sieht als Teil der finanziellen Sanierung unter anderem eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf 0 Euro vor. Dies führt zu einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre der Gesellschaft und zum Erlöschen der Börsennotierung der Aktien der Gesellschaft.“ Diese Maßnahme in Kombination mit einem Schuldenschnitt und einer parallelen Mittelaufstockung werde „eine nachhaltige Finanzierung der
Gesellschaft herbeiführen und sie zukunftsfähig aufstellen“.

Wir erinnern uns: Im Oktober hatte das angeschlagene Unternehmen bereits einen Brückenkredit erhalten und sich zeitgleich mit Kreditgebern und Schuldscheingläubigern sowie mit dem österreichischen Großaktionär Michael Tojner und Porsche auf ein Sanierungskonzept geeinigt. Im Zuge dessen investieren Porsche und Tojner jeweils 30 Millionen Euro in die Hauptgesellschaft, die zugleich durch einen Schuldenschnitt entlastet wird. Als Teil der Sanierung übernimmt Porsche konkret 70 Prozent an Vartas Batterietochter V4Drive.

Wie Varta mitteilt, ist der Restrukturierungsplan nun rechtskräftig. Das Landgericht Stuttgart hat eingegangene Beschwerden zu den Sanierungsschritten als unzulässig verworfen und wird keine neuen Beschwerden zulassen.

handelsblatt.com, varta-ag.com (PDF)

10 Kommentare

zu „Varta-Übernahme perfekt: Gericht weist Beschwerden ab“
Thilo
24.01.2025 um 11:50
Pfui Varta, Pfui Porsche, Pfui Deutschland.Enteignung auf einem ganz neuen Level. Die, die jahrelang zu Varta gehalten haben und an das Unternehmen geglaubt haben werden für ihre Treue nun noch enteignet und bestraft. Dass dies rechtens sein kann, erschließt sich mir nicht. Ein Armutszeugnis!
Gerhard Krause
24.01.2025 um 19:25
Was "Pfui"? Wenn ich Bio-Zitronen oder Orangen kaufe, ist mit Sicherheit nach zwei Tagen eine davon faul. Wem kann ich das anhängen? So ist das mit einem Portfolio. Mich empören immer "Sanierungen", bei denen die Leute, die das Risikokapital gegeben habe, von diesem Risiko freigestellt werden und es anderen (Steuerzahler z.B.) aufgebunden wird, obwohl sich nur deren Spekulation nicht erfüllt hat. Wenn sich jemand betrogen fühlt, muss er das eben darlegen, beim Staatsanwalt oder Zivilgericht.
Melvin
24.01.2025 um 13:34
Was wäre denn die Alternative gewesen? Es gab keine Alternative zum StaRUG-Verfahren. Dieser Schritt war notwendig, damit das Unternehmen weiterexistieren kann und tausende Arbeitsplätze gerettet werden. Hätte man das nicht gemacht, wären die Aktien heute ebenso wertlos, aber es wäre eben noch weit mehr passiert. Es war lange bekannt, dass es der Varta AG schlecht ging und dass ein solcher Schritt folgen wird. Wer drin geblieben ist oder gar spekulativ noch Aktien gekauft hat, musste sich des Risikos bewusst sein. Herr Tojner war übrigens mit über 50% größter Anteilseigner an der Varta und hat selbst diese Aktien verloren. Er übernimmt zusammen mit Porsche ca. 250 Mio. € Verbindlichkeiten der Varta plus die 60 Mio. €, die eingebracht werden. Also halten sie mal den Ball flach. Ich empfehle den letzten "Geladen"-Podcast zum Thema Varta, wenn sie sich tatsächlich informieren und nicht einfach nur substanzlose Empörung zum besten geben wollen.
Thilo
26.01.2025 um 10:54
Das StarUG Verfahren hat nun schon des Öfteren zu krassen Enteignungen geführt. Hier geht es sehr oft darum, dass neue Gläubiger einfach und günstig neue Firmen erwerben können. Wo ist hier das unternehmerische Risiko? Das wird natürlich schön auf Aktionäre abgewälzt und wenn es nicht klappt, wird es auf die nächsten Gläubiger abgewälzt? Ich empfehle hier mal als kleine Leseempfehlung die Übernahme von Fanatec durch Corsair.
Franz-Peter Kayser
25.01.2025 um 20:31
Naja man hätte allen Aktionären die Chance geben können in die neue Gesellschaft zu investieren.
KBDCALLS
24.01.2025 um 13:49
Ob da wirklich das letzte Wort gesprochen ist, ist noch nicht raus. Was sagt das Grundgesetz und das Europarecht dazu ? Das wäre ja nicht das erste Gesetz, was so gekippt wurde. Und auch nicht das Letzte. Man kann sich mittlerweile des Eindrucks nicht erwehren. Na schauen wir mal wie weit wir gehen können.
alles iO
24.01.2025 um 16:05
Wer mit Aktien handelt, ist sich des Risikos bewusst, dass es im Falle einer Insolvenz oder Sanierung etc. der betroffenen Aktiengesellschaft zum 'Totalausfall' des eingesetzten Kapital kommen kann. Die Herabsetzung von Grundkapitals einer AG auf 0 Euro im Rahmen einer Restrukturierung ist rechtens. Wer dem entgehen möchte, veräußert die gefährdeten Aktienwerte frühstmöglich. Die Shareholder sind rechtzeitig von der AG über deren finanziellen Probleme informiert wurden (siehe 'börsenrechtliche' Veröffentlichungen). Wer sich dann immernoch an die sinkenden Werte seiner Aktien klammert .. ¯\_(ツ)_/¯
Gerry
24.01.2025 um 19:49
Außerdem wissen wir, dass in diesem unserem Lande nur der optimal gegen Lebensrisiken abgesichert ist, wenn er sein Haupt nicht aus der Masse von Arbeitnehmern, Mietern und Konsumenten erhebt.
MWF
27.01.2025 um 12:33
Die Kleinaktionäre hätte man ebenfalls als "Eigentümer" mit einbringen können. Tojner hat kein Geld verloren, nur umgewandelt. Der Wert des "kreativ entschuldeten" Unternehmens liegt jetzt bei Tojner. Das muss er natürlich in ein erfolgreiches Unternehmen mit Ergebnissen umwandeln (lassen). Klasse Move aus seiner Sicht. Enttäuschend für alle anderen Aktionäre. So hätte man es auch für die Anleger machen können.
Emanuel Volf
20.02.2025 um 09:16
Weiß jemand, was es Neues beim Verfassungsgericht gibt, wird der Konkurs aufgehoben und beteiligen sich alle Aktionäre an der Rettung? Warum ist die Aktie heute auf fast 2 Euro gestiegen?

Schreiben Sie einen Kommentar zu Melvin Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert