VW-Topmanager offen für Kooperation mit chinesischem Hersteller

Seit Tagen halten sich Gerüchte, dass Volkswagen in Europa ein Joint Venture mit einem chinesischen Autobauer eingehen könnte, um in seinen nicht ausgelasteten Werken Autos des Partners zu fertigen. Jetzt haben sich zwei Topmanager für Gespräche in diese Richtung ausgesprochen.

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Bild: Volkswagen

So hat sich etwa Audi-Chef Gernot Döllner offen dafür gezeigt, überschüssige Kapazitäten in den Werken bei der Muttergesellschaft Volkswagen chinesischen Autobauern anzubieten. „Das ist natürlich denkbar“, sagte Döllner der „Financial Times“. Ein solcher Schritt würde „die Eintrittsbarriere für diese Wettbewerber senken“, so Döllner: „Ich glaube an den freien Handel.“

Auch David Powels, Finanzchef bei der Marke VW, schloss es – unabhängig von Döllner – der FT gegenüber nicht aus, chinesische Fahrzeuge in VW-Werken bauen zu lassen. „Wir sind offen für jegliche Diskussionen zu jedem Thema mit jedem Partner. In einer dynamischen Welt muss man sich alle Optionen offenhalten“, sagte Powels.

Während es bei Döllner und Powels so klingt, als sei man offen für zukünftige Gespräche zu diesem Thema, haben offenbar bereits konkrete Verhandlungen dazu stattgefunden. Das „Manager Magazin“ hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass über eine gemeinsame Produktion mit einem namentlich nicht genannten Hersteller im niedersächsischen VW-Werk Emden gesprochen habe, wo die Wolfsburger den ID.4 und ID.7 bauen. Allerdings habe „den chinesischen Partnern die Kostenstruktur nicht gepasst“, hieß es dazu von einer Quelle aus der Konzernspitze.

Offen ist aber auch nach den wohlwollenden Aussagen der beiden Topmanager, mit welchen chinesischen Herstellern der deutsche Konzern eine derartige Partnerschaft eingehen könnte. Historisch ist VW mit den staatlichen Autobauern SAIC und FAW verbunden, auch Audi hat inzwischen ein eigenes Joint Venture mit SAIC zum Bau von E-Autos für China. Zu SAIC gehört bekanntlich die ehemals britische Marke MG Motor, die mit dem MG4 zum Beispiel ein direktes Konkurrenzprodukt zum VW ID.3 anbietet. Aber auch mit dem neu hinzugekommenen Entwicklungspartner Xpeng wäre eine Europa-Partnerschaft denkbar. Ob sich VW in Europa auch mit einem Hersteller verbünden würde, der nicht zu den derzeitigen China-Partnern gehört, ist unklar.

Mitte Januar hatte die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf chinesische Regierungskreise erstmals berichtet, dass chinesische Behörden und Autobauer daran interessiert sein, eine der „ungewollten“ VW-Fabriken zu übernehmen. Kurze Zeit später wurde dann die Möglichkeit eines Joint Ventures anstelle einer Übernahme ins Spiel gebracht, da auch der chinesischen Seite klar ist, wie heikel ein solcher Deal politisch sein könnte.

Und auch bei unserer Online-Konferenz electrive LIVE vergangenen Mittwoch hatte Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende, vorgeschlagen, chinesische Unternehmen gezielt nach Europa zu holen und einzubinden: „Wenn wir das, was wir über 40 Jahre in China geübt haben, nämlich Joint Ventures zum Vorteil beider Partner zu gründen, hier machen, können wir durch die Lokalisierung chinesischer Hersteller in der EU die Wertschöpfung für Deutschland deutlich steigern.“ Die Kooperation mit chinesischen Herstellern könne auch in Europa zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit führen, glaubt Hochfeld. Hier können Sie unseren Konferenzbericht nachlesen und hier gibt es den Vortrag von Christian Hochfeld als Video!

ft.com (Paywall)

1 Kommentar

zu „VW-Topmanager offen für Kooperation mit chinesischem Hersteller“
Buecheler Peter
28.01.2025 um 12:03
Bevor man sich die Chinesen ins Haus holt, ruft doch mal Klaus Zellmer an ( CEO von Škoda) der kann euch zeigen, wie man erfolgreich E-Autos baut und mit guten Deckungsbeiträgen verkauft, vorausgesetzt man hört auf seine Kunden.

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