Wegen China-Komponenten-Verbot: Polestar sucht neue Lieferanten für USA
Die Elektroautomarke Polestar zählt zwar zum chinesischen Geely-Konzern, baut aber zumindest das Modell Polestar 3 auch in den USA, und zwar im Volvo-Werk in South Carolina. Allein schon deshalb will Polestar den US-Markt trotz des Verbots chinesischer Konnektivitäts-Komponenten nicht gleich aufgeben. „Wir haben eine Produktionsstätte in den USA. Wir schaffen amerikanische Arbeitsplätze“, sagte Lohscheller. „Wir werden und müssen Lösungen finden, denn die USA sind für uns ein großer Wachstumsmarkt.“
Noch in der letzten Woche der Amtszeit von Joe Biden hatte die US-Regierung „den Verkauf und Import von Hardware- und Softwaresystemen für vernetzte Fahrzeuge sowie kompletter vernetzter Fahrzeuge aus China und Russland“ verboten und dies auf Elektronik, Fahrassistenten und Kommunikationssysteme von Fahrzeugen wie Wi-Fi, Bluetooth, Mobilfunk- und Satellitenkonnektivität bezogen. Die Regelung soll ab dem Modelljahr 2027 gelten. Man wolle die Automobil-Lieferketten widerstandsfähig und sicher vor Cyber-Bedrohungen durch ausländische Feinde halten, so die Regierung.
Während in den USA aktuell keine der typischen China-Marken wie etwa BYD, Nio oder Xpeng aktiv sind und der Markt angesichts der recht neuen Strafzölle von 100 Prozent für sie derzeit auch unattraktiv ist, sieht die Sache bei Polestar anders aus: Als ehemalige Tochter der schwedischen Automarke Volvo Cars, die wiederum schon seit 2010 zum chinesischen Geely-Konzern gehört, hat zwar Polestar genauso wie Volvo Cars seinen Hauptsitz im schwedischen Göteborg. Doch die meisten Polestar-Fahrzeuge werden in China produziert und auch sonst ist der chinesische Einfluss sehr groß.
Entsprechend hat Polestar nun mit dem kommenden US-Verbot von Hardware- und Softwaresystemen für vernetzte Fahrzeuge aus China zu kämpfen. Daher erwägt Polestar nun, neue nicht-chinesische Zulieferer für seine Elektroauto-Software und andere Komponenten zu suchen, sagte CEO Michael Lohscheller in einem Interview und fügte hinzu, dass Polestar genug Zeit habe, eine Lösung zu finden, bevor das Verbot für die Fahrzeuge des Modelljahres 2027 in Kraft trete.
Neben dem Verbot der chinesischen Komponenten sieht sich Polestar in den USA auch mit der Anordnung des neuen US-Präsidenten Donald Trump konfrontiert, die Subventionen für Elektroautos zu beenden, und mit der Drohung des Präsidenten, einen globalen Zollkrieg zu führen. Hinzu kommt die wachsende Konkurrenz durch chinesische Konkurrenten und Tesla auf anderen Märkten.
Einige Analysten haben laut „Financial Times“ bezweifelt, dass Polestar unter der derzeitigen Eigentümerstruktur in den USA expandieren kann. Barclays-Analyst Dan Levy meint demnach, dass Polestar sich entweder aus den USA zurückziehen oder in ein unabhängiges Unternehmen ohne Kontrolle durch Geely und ohne Nutzung von Geely-Technologien ausgegliedert werden müsse. Polestar-CEO Lohscheller sagte jedoch, ein Rückzug aus den USA sei keine Option. „Ich denke, wir sollten den Kurs beibehalten“, fügte er in Bezug auf die Elektrofahrzeugstrategie von Polestar hinzu. „Und dann werden wir sehen, was die Kunden wirklich wollen“.
2 Kommentare